Titel: Credo - das letzte Geheimnis Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der amerikanische Staat steckte mehr als vierzig Millarden Dollar in ein Projekt, das dem europäischen CERN entspricht, nur wesentlich größer und leistungsfähiger. Amerikaner müssen eben immer übertreiben. Der Teilchenbeschleuniger soll dazu dienen, den Urknall nachzubilden, und so der Forschung neue Erkenntnisse bescheren. Der Nobelpreiträger Hazelius ist mit einigen anderen Kollegen dabei, die Isabella genannte Maschinerie in Betrieb zu nehmen. Allerdings klappt nicht alles so, wie es sich die Wissenschaftler wünschen, auch wenn niemand sagt, es gebe ein Problem.
Ein anderes Problem sind die Navajo-Indianer, die gegen das Projekt eingestellt sind. Privatdetektiv Wyman Ford, nicht unbedingt der Sympathieträger der Erzählung, wird in das Wissenschaftlerteam eingeschleust - offiziell, um als Kontaktperson zwischen Wissenschaftlern und Navajos zu dienen. In Wahrheit will die Regierung wissen, wofür das Geld ausgegeben wird. Da kommt ihnen der Ethnologe und Kryptologe Ford gerade recht. Wyman Ford ist der Auftrag auch nicht unangenehm, da er unter den Wissenschaftlern seine Ex-Freundin Kate als stellvertretende Leiterin des Projekts entdeckt. Deren Problem besteht darin, dass seltsame Nachrichten aus dem "Wo-auch-immer" erscheinen, wenn die Leistung der Maschinerie auf 100 Prozent eingestellt wird. Das unbekannte Etwas, welches die Nachrichten sendet, bezeichnet sich selbst als Gott. Diese Meldung kann Wyman jedoch nicht an die Regierung in Washington senden, ohne selbst als verrückt bezeichnet zu werden.
Die Stellung Wyman Fords ist nicht gerade einfach. Die Stammesführug der Navajos erhielt eine Menge Geld, damit die Regierung in der Red Mesa bauen durfte, doch die einfachen Bewohner sind davon gar nicht angetan. Lobbyist Craven fädelte damals den Handel der Regierung und der Navajo-Stammesführer ein und wird nicht mehr benötigt. Daher wendet er sich an einen dubiosen Fernsehprediger, der in seinen Ansprachen gegen die Blasphemie des Projektes zu Felde zieht. Craven hofft, dass sich sein geldliches Auskommen daraufhin erhöhen wird.
Der Medienpfarrer beginnt mit einer Medienschlacht, um Isabella zu beschämen und ihr einen üblen Ruf anzudichten. Dahinter steckt aber auch die Absicht, möglichst viel Geld zu scheffeln. Ein engagierter Wüstenprediger startet zeitgleich einen Kreuzzug, um Isabella zu zerstören. Damit wird Pater Russ Eddy für mich zu einer der Personen des Romans, die meine besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
Der Originaltitel „Blasphemie“ würde mir für diesen Roman wesentlich besser gefallen, als der Titel „Credo“. Credo quia adsurdum (est) bedeutet: Ich glaube, weil es widersinnig ist. Kredo bedeutet Leitsatz, Glaubensbekenntnis und hat mit „Blasphemy“ (zu Deutsch: Gotteslästerung) nichts gemein.
Das Buch benötigt ein wenig Zeit, um sich spannend dem Leser darzubieten. Schwierig schien es für Douglas Preston zu sein, die unterschiedlichen Handlungsträger dem Leser vorzustellen. Andererseits war es sehr fesselnd zu lesen, wie Isabella funktioniert. Gerade vor einiger Zeit gab es Probleme mit dem Schweizer Projekt und man befürchtete tatsächlich, die Welt werde durch ein schwarzes Loch vernichtet und anderes mehr. Daher ist das Buch, das zudem mit guten Karten glänzt, auch sehr aktuell. Douglas Preston gelingt es, ein fesselndes Buch zu schreiben. Er erlaubt sich aber nach den wissenschaftlichen Grundlagen viel dichterische Freiheit. Wie auch seine anderen Bücher ist CREDO ein phantastischer Wissenschaftsthriller. Wer solche Bücher mag, ist hier bestens bedient.