Reihe: Perry Rhodan Neo, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Eine alte Serie, die gerade ihren fünfzigsten Geburtstag feiert, in einem neuen Gewand. Doch nicht nur das Gewand - Taschenbuchformat statt Heftformat - ist neu, sondern auch der Inhalt. Zumindest teilweise. Der alte Autor, K. H. Scheer, wurde nicht genannt und der neue Autor, Frank Borsch, schreibt nur einiges Neues hinzu. Das Buch ist eine Nacherzählung des Romans von 1961. Die Geschichte wurde ins Jahr 2036 verlagert, beginnt nicht wie in der Originalserie im Jahr 1971, startet aber ansonsten genau wie die erste Auflage. Hier hält sich Frank an dem alten Inhalt fest, um nicht zu sagen, er schreibt wörtlich ab. Er verwebt in der eigentlichen Handlung einige Nebenhandlungsstränge, die vermutlich in der neuen Serie einen wichtigen Punkt spielen werden. Andererseits bringt er neben neuen Handlungssträngen auch neue Begriffe in die Serie ein. Allerdings widerspricht sich einiges. Auf der einen Seite moderne Geräte, dann aber schlechte Pixelbilder. Die sind selbst heute mit Handy-Kameras nicht mehr schlecht. Ich denke, dadurch werden durchaus neue Leser gewonnen. Jetzt müsste das Taschenbuch mit dem Klappbroschürencover nur noch den Weg ins Taschenbuchregal finden und nicht im Zeitschriftenregal versauern. Perry ist auf dem Weg zum Mond, mit der gleichen Mannschaft wie in der Erstauflage. Nur mit dem Unterschied, dass auf der Erde die amerikanische Homeland Security mitmischt. Auch die Mutanten haben bereits ihren Auftritt, wenngleich ich diesen etwas anders in Erinnerung habe. Perry wird hier aber auch eine falsche Rolle angedichtet. Er wird ständig beschrieben, wie er lächelte. Das ist der Part des viel später erscheinenden Smilers.
Die eigentliche Handlung, warum Rhodan mit der bewährten Mannschaft auf den Mond fliegt, liegt darin begründet, dass die "Armstrong Base" auf der Rückseite des Mondes ihren Funkverkehr einstellte und es keinerlei Möglichkeit gibt, mit der dortigen Mannschaft wieder in Kontakt zu treten. Lediglich ein schlechtes Bild präsentiert ein großes, kugelförmiges Gebilde in einem der Mondkrater an der Grenze der Tag- und Nachtseite. Perry Rhodan, Reginald Bull und die Restmannschaft Manoli und Flipper werden mit der neu entwickelten NOVA-Rakete mit dem aufgesetzten Raumschiff STARDUST zum Mond geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei steckt man sie für den kurzen Weg zum Mond in einen Tiefschlaf. Hier hätte durchaus etwas überarbeitet werden können. Neben den Amerikanern schicken auch Russen, die mit dem Iran assoziiert sind, und auch die Chinesen Flugkörper zum Erdtrabanten. Der Kalte Krieg der 1960er Jahre wurde ersetzt durch andere Machtblöcke und deren Anfeindungen.
In Amerika wird bereits ein Mutant, der ehemalige Investmentbanker John Marshall, eingeführt. Er widmet sein Leben nach seinem Ausstieg aus der Gesellschaft verwaisten Straßenkindern in Houston, Texas. Sein täglich Brot sind nicht nur die Auseinandersetzungen und die kriminelle Energie seiner Schützlinge, sondern gleichzeitig ein unbarmherziger Kampf ums Geld. Seine Stiftung ist zwar gut aufgestellt, doch plötzlich sacken alle Kurse in den Keller und John ist pleite. Allan Mercant tritt inzwischen als ein altgedienter Agent der Homeland Security auf. Andererseits ist er jedoch dabei, die Menschheit auf seine Art und Weise zu retten, etwa indem er von der Bombe an Rhodans Vehikel erzählt. Allerdings erst, nachdem sie fast den Mond erreicht haben.
Vom Inhalt her hat mich das neue Format tatsächlich fasziniert. Gekauft habe ich es, wie so viele andere Zeitschriften, am Bahnhof am 29.10.2011. Gedruckt wurde mein Exemplar am 12.09.2011 13:28:44 Uhr. Woher ich das weiß? Nun, das ist das Manko des Heftes: Es ist miserabel geschnitten und gebunden. Auf vielen Seiten fällt die Seitenzahl fast aus dem Heft und man sieht oben die Schneidemarken des Druckers oder man findet hochgerutschte Seiten, wo man schließlich die Informationen des Druckers findet, wann gedruckt wurde. Dann wieder ist der Text so dicht am Rückenfalz, dass er fast nicht zu lesen ist, oder wieder zu weit außerhalb. Der Schutzumschlag eines Buches, trotz Klappbroschur, verliert seine Eigenschaft, weil die Seiten überstehen.
Im Prinzip ist die Idee, die Serie neu aufleben zu lassen, gut. Es gibt so viel schlechtes anderes, was mehr Erfolg genießt. Die Qualität des neuen Formats ist aber saumiserabel und es wird mich nicht wundern, wenn es wieder heißt ‚ein billiger !!!! Abklatsch’. Das Titelbild vom Studio Dirk Schulz ist, wie alles, was in den letzten Jahren daherkommt, schnell dahingepfuscht. Schön farbig, aber langweilig. Was als erstes Bild im Internet auf dem Bildschirm relativ gut aussah, wirkt als Heft überhaupt nicht mehr. Ein wenig ärgerlich der Titel. Sternenstaub hätte nicht sein müssen, heißt doch die Rakete weiterhin Stardust und der Titel von Band eins ursprünglich Unternehmen Stardust. Ich habe etwas gegen Anglizismen, aber entweder Sternenstaub oder Stardust, aber nicht beides. Eine Besonderheit gab es auf dem Weltcon in Mannheim. Neo wurde dort kostenlos verteilt, war besser, weil die Verarbeitung besser war. Der Inhalt wurde durch ein paar maximal zweifarbige Bildchen der Zeichnerin Marie Sann ergänzt. Zu Zitaten aus dem Buch fanden sich ein paar Bilder, die ich eher als Skizzen bezeichnen würde. Zudem passen die Zitate nicht unbedingt. Rhodan steht vor der Rakete, im Zitat heißt es jedoch, er schaue zum Startturm hinauf.
Fazit: ein Neuanfang, auf den ich sehr gespannt war, aber eine miserable Verarbeitung. Mal sehen, wie Band zwei wird.
Sternenstaub - die Rezension von Jürgen Eglseer