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Titel: Die Magier von Montparnasse Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nachdem Oliver Plaschka mit seiner erfundenen Stadt Fairwater Aufsehen erregte, widmet er sich einer Stadt, die ähnlich wie London in der phantastischen Literatur Autoren anzieht wie Motten das Licht. Die französische Seinestadt mit dem Wahrzeichen Eiffelturm, dem weltberühmten Künstlerviertel mit Sacré Coeur und Montparnasse bildet den Hintergrund des Jahres 1926.
Es ist eine Welt, in der man lebt und leben lässt. Es ist eine Zeit, in der Künstler berühmt werden können und in der Gesellschaft aufsteigen und gleichfalls der Weg des Abstiegs genauso schnell eingeschlagen werden kann. Man geht in Klubs, Bars und Varietés. Eines dieser Theater ist der Arbeitsplatz des Magiers Ravi. Allabendlich zeigt er seine Tricks und bringt die Zuschauer zum Staunen. Doch eines Abends ergeben sich Probleme bei einem seiner Zaubertricks. Seine Assistentin, die sympathische Blanche, droht in den Massen eines feinkörnigen Sandes zu ersticken, als sich eine verborgene Klappe nicht öffnet, die zum Gelingen des Tricks beiträgt. Der Magier Ravi geht ein großes Wagnis ein, als er Magie einsetzt, um Blanche zu retten. Echte Magie zum Erstaunen des anwesenden Publikums. Wohl wissend, dass er die Société auf sich aufmerksam macht, bleibt ihm nichts anderes übrig. Das Leben seiner Assistentin ihm sehr wichtig.
Andere Dinge geschehen und sorgen für eine noch seltsamere Atmosphäre in Paris. Ein seltsames Dämmerlicht legt sich über die Stadt. Die geheime Gesellschaft, die über die Magie wacht, erkennt, dass gehandelt werden muss. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass sich in dem kleinen Hotel Le Jardin in der Straße Montparnasse seltsame Leute einmieten. Eines tritt jedoch deutlich hervor: Die Leute sind alle magisch begabt. Mit dem seltsamen Dämmerlicht geschieht etwas Unerklärliches. Der nächste Tag kommt nicht. Er wiederholt sich. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein.
Oliver Plaschka fiel mir mit seinem Roman Fairwater, bei Feder und Schwert in der Reihe Origin erschienen, zum ersten Mal auf. Sein neuer Roman Die Magier von Montparnasse ist eine Parabel über die damalige Gesellschaft. In der Verbindung von Vergangenheit und Magie geht er einen Schritt in die Richtung weiter, die er mit Fairwater einschlug. Die Leser werden nicht unbedingt Göttern, Gräbern und Gelehrten gegenübergestellt. Aber es finden sich einige Anklänge mit Magiern, Monstern und Machenschaften. Geheimgesellschaften mit ihren Verschwörungstheorien sind in dieser Erzählung ebenso wichtig wie die normalen Pariserinnen und Pariser wie etwa die junge Kellnerin Justine, der Hotelbetreiber oder der erfolglose Schriftsteller Gaspard. Aus der Sicht der handelnden Figuren ist jeder der sieben Tage - oder der Tag, der sich sieben Mal wiederholt - wichtig und bringt durchaus unterschiedliche Eindrücke an den Tag.
Oliver Plaschka gelingt es mit seinem zweiten Roman, den Erfolg fortzusetzen. Mir gefällt sein Schreibstil, der ein wenig in die alten Sprachregelungen der damaligen Zeit abgleitet ohne aufgesetzt zu wirken. Seine Figuren wirken lebensecht, auch wenn sie nicht zu den üblich Lebenden gehören. Er unternimmt Ausflüge zu mystischen Wesen, die zudem noch wichtige Rollen bekleiden und zur absichtlichen Verwirrung beitragen. Um so überraschender das Ende des Romans.
Zudem gefällt mir das Titelbild sehr gut. Es erinnert an den Jugendstil bzw. Art Nouveau. Ein Buch nicht nur zum Hingucken.