Titel: Planet der Gläubigen Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Schweizer Astronaut Ruedi Emmenegger bricht zu einem neuen Abenteuer auf. Als erster Bauer will er Kühe auf dem neu erschlossenen Mars züchten. Zusammen mit vielen anderen Ausreisewilligen bricht er auf dem Raumschif MATTERHORN auf, um auf dem roten Planeten sein Glück zu finden. Neben normalen Aussiedlern sind auch Mitglieder verschiedenster Religionen an Bord der MATTERHORN und anderen Schiffen. Diese sollen ihren Glauben auf dem Mars etablieren und am besten als dominate Religion festigen.
Der Roman besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil begleitet man Ruedis erste Erlebnisse auf dem Mars und seine neue Freundschaft mit Mitgliedern der seiner Farm nahe gelegenen islamischen Kolonie, insbesondere mit deren Führer Tarik Abdullah und der jungen Fatime, mit der er dann auch eine Beziehung eingeht. Für diverse Probleme der jungen Marskolonie werden recht schnell immer wieder die Moslems zur Verantwortung gezogen, was sich jedoch schnell immer als haltlos herausstellt.
Im zweiten Teil - welcher einige Jahre später spielt - werden die Marsianer mit den Auswüchsen des religiösen Fundamentalismus konfrontiert. Man beruft eine Konferenz der Religionen auf dem Mars ein - alle hohen Würdenträger der relevanten Religionen der Erde treffen sich auf dem roten Planeten und beraten, welche grundsätzlichen Gemeinsamkeiten alle Religionen besitzen und auf welcher Grundlage man miteinander kommunizieren kann. Dies stellt sich jedoch als schwieriger heraus, als man glauben kann. Missverständnisse und ein Mordfall verkomplizieren das Ganze.
Erwin Müller projiziert die religiösen und interreligiösen Probleme unserer Zeit in die nahe Zukunft und auf den Mars. Auf dem kleinen Raum der Marskolonie lässt er Whahabiten auf ihresgleichen und Andersgläubige losgehen - bis sich Teile abspalten und eine Art Reform-Islam gründen. Dies klingt schon etwas nach Klischee, passt aber sicherlich zu der weit verbreiteten Auffassung europäischer Bürger über die Verhältnisse im islamischen Raum. In diesem Zusammenhang dürfen auch Selbstmordattentäter und die durch sie involvierte religiös gemischte Familie nicht fehlen.
An sich hat der Roman ein hehres Ziel, versucht er doch die Gleichheit aller Religionen darzustellen und den Unsinn von Verfeindungen aufzuzeigen, betet man doch meist den gleichen Gott an. Die Science-Fiction-Rahmenhandlung ist nur ein Mittel zum Zweck, das Ganze könnte auch ohne sie funktionieren. Leider hat das Buch auch einen Haken - Erwin Müller wechselt ständig den Schreibstil. Mal schmökert der Leser in einer Erzählung, mal in einer Beschreibung und wechselt dann wiederum unvermittelt in einen romanähnlichen Stil bar jeglicher Dialoge. Das bricht den Lesefluss und mindert auch den Spaß am Buch.