Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Planet 86 ist in der Entdeckungsgeschichte der interstellaren Raumfahrt so neu, dass er noch ohne Eigennamen auskommen muss. Allerdings wird er gerade zur Kolonisation freigegeben. Der von der Erde stammende Konzern GEO (Geoplanitia Enabling Operator) ist für die Kolonisation durch Menschen verantwortlich. Die ersten Siedler richteten sich bereits ein und begannen mit der Urbarmachung. Das SOMD, eine Organisation, der KFOR oder UNO-Truppen vergleichbar, übernimmt die militärische Macht und sorgt in gewisser Weise auch für Ordnung. Dies ist nötig, weil die Menschheit immer noch zerstritten ist. Oder, besser: die Führer der Menschheit, denn der normale Mensch ist froh, wenn er seine Ruhe hat. Die beiden wichtigsten Interessengruppen auf Planet 86 sind die United Status und der Block. Beide kann man durchaus mit der Zeit des Kalten Krieges vergleichen, auf der einen Seite Amis und auf der anderen Seite Russen und die entsprechenden Satellitenstaaten.
Die SOMD muss sich auf dem Planeten immer wieder mit paramilitärischen Einheiten herumschlagen. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen sind ein Grund für eine schlechte Stimmung unter den Siedlern. Offiziell wird dem Konzern GEO und seiner Wirtschaftspolitik die Schuld dafür gegeben. Davon will Bari Apfel nichts hören. Als ein höherer Angestellter des Konzerns ist er sich sicher, die Schuld trage jemand anderes. Für ihn steht fest, die GEO darf nicht der Sündenbock werden. Bari ist sich sicher, die beiden politischen Fraktionen von US und Block, stecken hinter allem. Fred, der zweite Mond des Planeten, birgt unglaublich große Mengen an wichtigen Erzen, darunter die sehr begehrten Transurane.
Um seinen Verdacht nachzuprüfen, entwickelt Bari Apfel einen Plan. Er benötigt einen unabhängigen Mann, der die Konflikte bestätigt, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit besitzt, die Machenschaften ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Er trifft auf den Journalisten Lex Falk. Der soll bei einem der nächsten militärischen Zwischenfälle dabei sein und darüber berichten. Es ist nicht einfach, einen berühmten Journalisten in die Reihen der SOMD einzuschleusen. Wie soll Falk aber sonst von vorderster Front berichten? Selbstverständlich kann man einen Journalisten nicht einfach als Soldaten ausgeben. Dazu ist Lex Falk, ein renommierter aber desillusionierter - dafür preisgekrönter - Starjournalist, zu bekannt. Das SOMD würde diese Art der Berichterstattung in jedem Fall nicht gestatten.
Für Leute mit den entsprechenden Verbindungen und Mitteln gibt es trotzdem eine Möglichkeit: Unter dem Begriff sensorische Reposition wird das Bewusstsein eines Menschen in den Körper einer zweiten Person, die damit einverstanden ist, heruntergeladen. Normalerweise in einem passiven Modus verharrend, kann dieses Bewusstsein miterleben, was die Trägerperson hört, sagt und sieht. Nester Bloom, seines Zeichens Soldat der SOMD, stellt seinen Körper ohne Wissen des SOMD zur Verfügung. Während des Einsatzes wird er schwer verwundet. Durch die schwere Verletzung des Gehirns gelingt es Falk, den Körper aktiv zu übernehmen, eine Maßnahme, die nicht vorgesehen war. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf viele Ungereimtheiten. Das SOMD ruft eine Pressekonferenz ein und präsentiert bewusst falsche Informationen, führt die anwesenden Reporter zu angeblichen Kriegsschauplätzen und anderes mehr. Eine Verschwörung, könnte man meinen, weil die Öffentlichkeit getäuscht werden soll. Langsam gewinnt Falk einen Einblick in die wahren Hintergründe der Scharmützel. Längst sind die Auseinandersetzungen eskaliert, droht ein Krieg auszubrechen.
Dan Abnett ist ein „Action-Autor“ und wird den meisten Lesern durch seine Bücher gelungenen Bücher in der Reihe Warhammer 40.000 bekannt sein. Die Atmosphäre. die Dan Abnett in dem Buch aufbaut, ist überzeugend und begeistert mich als Fan. Ein wenig fühle ich mich an seine „Erste und Einzige Tanith“ erinnert, die im Warhammer-40.000-Universum bei den Lesern sehr gut ankam. Gleichzeitig denke ich bei Lex Falk immer wieder an einen Film, dessen Namen ich vergessen habe. Dort bewegen sich Reporter über die Schlachtfelder Vietnams, um den Irrsinn des Krieges aufzuzeigen. Wie immer sind die Verantwortlichen des Krieges geschützt. Niemand zieht sie zur Verantwortung, es sei denn, sie werden von anderen Mächtigen gerade fallen gelassen. Aktuelle Beispiele gibt es auf der Erde zuhauf.
Das Buch lebt von den militärischen Auseinandersetzungen, die Dan Abnett hervorragend und wirklichkeitsnah zu beschreiben imstande ist. Sehr zufrieden bin ich mit der Arbeit des Übersetzers Alfons Winkelmann, den ich aus anderen Arbeiten kenne. Das Buch liest sich flüssig. Ich war sehr schnell durch. Besonders hervorzuheben ist, dass die militärischen Ränge ins Deutsche übertragen wurden und man sich doch bemühte, möglichst ohne Fremdwörter auszukommen.
Das Titelbild mit dem einsamen Soldaten wirkt. Mehr sollte sollte man dazu nicht sagen. Jede Erklärung würde den ersten Eindruck zunichte richten. Das Buch trägt zudem ein neues Zeichen. Eventuell plant der Wilhelm Heyne Verlag eine neue Subreihe: Space Action.