Serie/Zyklus: Perry Rhodan Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Heftromanserie Perry Rhodan ist seit einigen Jahrzehnten immer wieder das Objekt der Begierde von selbsternannten Literaturwissenschaftlern, Diplomarbeiten, profiliersüchtigen Klatschspaltenfüllern und wenigen ernstgemeinten Untersuchungen zur populären Kultur. Der vorliegende Band Spurensuche im All reiht sich problemlos ein.
Dierk Spreen: Einleitende Überlegungen
Als einer der drei Herausgeber versucht Dierk Spreen dem Leser einen Überblick über die Serie und über das Ziel dieses Buches zu geben. Dabei gibt er die Autoren und die Autorin bekannt, die für dieses Buch ihre Beiträge geschrieben haben. Auffällig ist vor allem, dass die Quotenfrau Regina Schleicher über das Geschlechterverhältnis in Perry Rhodan schreibt. Damit erfüllt sie genau das Klischeé, das ich beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses erwartete.
Dietmar Dath: Simile venit ad simile
Der Beitrag ist eher abschreckend, als lesefreundlich. Da besteht ein ganzer Absatz als einzelner Satz, von Einschüben so verunstaltet, dass der Leser den Überblick verliert, was dieser Satz aussagen soll. Dietmar Dath begibt sich in den Bereich von Perry Rhodan, der sich mit den Superintelligenzen beschäftigt. Zu Beginn der Serie ist (für mich) ES angelegt wie GANDALF. Der väterliche Freund, der ein wachsames Auge auf seine Kinder hat, in der Not beisteht, aber sie schalten und walten lässt. Dietmar Dath beginnt bei der Aufzählung der Superintelligenzen gleich mit vergleichender Götterlehre.
Hans Esselborn: Topoi der Perry-Rhodan-Forschung seit den 60er Jahren
(Topographie, auch Topoien: geographische Darstellung)
Der Beitrag ist gut geschrieben, weil man als Leser durchaus leicht nachvollziehen kann, was der Literaturprofessor mitzuteilen hat. Die Verständlichkeit erstreckt sich nicht darauf, keine oder wenige Fremdworte einzusetzen, sondern darauf, etwas einfacher darzustellen. Hans Esselborn versucht dabei der unsachlichen Auseinandersetzung mit der Serie aus dem Weg zu gehen. Er gehört zu einen der wenigen Autoren, der es schafft, sich dem Heftroman im Allgemeinem und Perry Rhodan insbesondere, sachlich anzunähern.
Rainer Nagel: Perry Rhodan in der Übersetzung
Der Autor und Übersetzer Rainer Nagel, der selbst einige Romane zur Serie beitrug setzt sich in seinem Bericht mit den Schwierigkeiten der Übersetzung auseinander. Dies bezieht sich vor allem auf den amerikanischen Markt. Dabei stelle ich mir das gar nicht so schwierig vor, ist der Held Perry Rhodan ein amerikanischer Flieger und Astronaut.
Bernhard Kempen: Archive des Imperiums
Der Autor beschäftigt sich mit der Entwicklungsgeschichte der Heftserie, ihren Erfolgen und Misserfolgen.
Dierk Spreen: Kleine Massenmedien
Perry Rhodan erscheint in einer Grossauflage, in mehreren Auflagen wöchentlich, Taschenbücher, Bücher, Leihbücher und natürlich auch die Werbeprodukte, CDs und MCs nicht zu vergessen. Dirk Spreen gibt einen kurzen Überblick. Dieser Überblick verliert sich aber schnell, da an Hand des Falles "Perry Rhodan" ausgerichtet wird.
Sehr gut gefiel mir das Titelbild des Buches. Das Bild bietet etwas frisches, originelles und macht auf das Buch neugierig. Was mir an diesem Buch zu viel ist: Die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit mit der in den Aufsätzen, und da wird keiner ausgenommen, Fremdworte eingesetzt und deren Bekanntheit vorausgesetzt werden. Fortschrittsaporie habe ich nicht gefunden, vielleicht war ja Apologie (Verteidigung, Rechtfertigung einer Lehre oder Überzeugung) gemeint, oder herauspräparieren (präparieren: sich selbst, bzw. einen Lehrstoff vorbereiten, bzw. Tierkörper oder Pflanzen zerlegen). Ich habe eine gute Allgemeinbildung, was hier an Fremdwörtern benutzt wird entspricht keinesfalls meiner Bildung und meines täglichen Wortschatzes. Also neigt man dazu die Fremdwörter zu überlesen und den Sinn aus dem Rest des Satzes in Erfahrung zu bringen. Vorausgesetzt, der Satz geht mal nicht über acht Zeilen. Was mir bei diesem Buch zu wenig ist: Die Grundlagen zu Perry Rhodan. Man hat kein Wissen darüber, wie alt die Leserschaft wirklich ist. Wie die Geschlechterzusammensetzung aussieht und wie lange die Leser bereits der Serie die "Stange halten".
Dieses Buch ist kein Lesebuch. Es ist an vielen Stellen schwer verständlich und ein Fremdwörterlexikon (90.000 Einträge reichen nicht) sollte griffbereit liegen, damit man auch versteht, was der Autor will. Oder man hofft es. Ich habe nichts gegen die Meinungen anderer Menschen. Im Gegenteil, je mehr Meinungen, desto interessanter wird eine Unterhaltung. Aber bei einem Archiv der Jugendkulturen gehe ich davon aus, dass auch für die Jugend geschrieben wird. Genau das ist hier nicht der Fall. Eher habe ich den Eindruck, ein paar abgelehnte Doktorarbeiten vor mir zu haben, mit denen der Autor/In versucht, einen kleinen Karriere-Sprung durchzuführen.
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