Odyssee-Zyklus - Buch 4 Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Die Traumkapseln sind der vierte Perry Rhodan-Band des Odyssee-Zyklus.
Perry Rhodan und die nodronischen Rebellen kommen nach ihrer Rückkehr von der Todeswelt Pembur für kurze Zeit bei den Quochten unter. Schnell werden die Spannungen zwischen Quochten und Nodronen deutlich, die auf ein gescheitertes Bündnis zurückgehen. Die Quochtenkönigin erkennt in Darracq Mogmorgh den Nodronen Errek Mookhmer. Errek ist der Sohn des Anführers aller nichtsesshaften Nodronen, den sog. Rebellen. Quochten und Nodronen besitzen unterschiedliche Vorstellungen über Bündnistreue und Ehre.
Gemeinsam fliegen Rhodan, Reginald Bull, die anderen Terraner und befreiten Nodronen zu den Traumkapseln, Heimat der Nodronennomaden. Ursprünglich waren alle Nodronen Nomaden, bis es zur Entstehung des Empires kam. Die Traumkapseln sind Taschenuniversen, die Planetoiden als Habitate enthalten. "Ein Traum in einem Traum", wie gesagt wird. Riesige Echsen, die sog. Traumfamnire, sorgen für die Bewohnbarkeit dieser Lebenswelten, d. h. Gravitation und atembare Luft. Kurz nach dem Eintreffen stirbt Erreks Vater. In einem Zweikampf kann Errek die Nachfolge für sich entscheiden und wird Hüter des Herdes (Traumhabitats) und Hüter der Grenzen. Kurz darauf schließt er mit den Quochten ein Bündnis gegen das Empire von Nodro. Das schlechte Verhältnis mit den Quochten überwindet Errek, indem er seine bisherigen Vorstellungen von Ehre überdenkt.
In Zwischenkapiteln geht es um Pelmid Sulcatob, die einen berechtigten Hass gegenüber Axx Cokroide hat und sich durch Flucht dem obersten Befehlshaber des Empire entzieht. Cokroides Wahn wird durch sein Gespräch mit Taakhe deutlich, der Pelmid als letztes gesehen hat. Axx Cokroides offenbart seine geheimsten Gedanken und Taakhe beginnt um sein Leben zu fürchten. Es ist eine hervorragend geschilderte Szene, die weit aus der übrigen Geschichte herausragt. Interessanter wäre es gewesen, wenn Taakhe mit dem Leben davon gekommen wäre. Das hätte dem Mandatsträger Cokroide, der uneingeschränkte Macht hat, eine weitere Facette hinzugefügt. In Die Traumkapseln kommt deutlich die Abkehr des Empires von den traditionellen nodronischen Ehrvorstellungen zum Ausdruck.
Wichtiges für den Zyklushintergrund erfährt der Leser auch. Vor 36.000 Jahren entdeckten die Wissenschaftler von Cor’morian im Leerraum ein großes Schiffswrack mit einem Roboter an Bord, der sich "der Göttliche" nennt. Seine Aufgabe sei die Errichtung eines Schwarms zur Verbreitung von Leben. Die Cor’morianer übernahmen diesen Plan und banden alle Völker Vaaligos, der Milchstraße, in das Werk ein. Aus der Genbank des Raumschiffs schufen sie die Nodronen, die mehr Ärger machen als sich in die Völkergemeinschaft einzubinden.
Die Traumkapseln sind aus der Sicht Reginald Bulls erzählt. Gut sind Bulls Erzählungen aus seiner Vergangenheit. Auch wird angesprochen, dass er öfters fälschlicherweise in Perry Rhodans Schatten steht, was sich in der Bezeichnung "Dicker" ausdrückt. Zu loben ist, was Frank Böhmert mit seinem Roman innerhalb des Odyssee-Zyklus macht. Trotz der Schwächen des Gesamtkonzepts, gelingt ihm ein Höhepunkt. Er stellt Reginald Bull vor, zeigt etwas aus seiner Lebensgeschichte und greift Punkte aus der Heftromanserie auf. Auch geht er auf Bulls wenig beachtete Gesichtsnarbe ein, die der Zeichner Johnny Bruck auf einem Porträt Bulls gezeigt hat. Hinzu kommt, dass Bull und die TLD-Agentin Fran Imith sich ineinander verlieben.
Zuweilen kommen Wörter, Darstellungen verschiedener zwischenmenschlicher Beziehungen vor, die recht flapsig wirken. So ist der Satz über den Teenager "Bei Shimmi wundert’s mich ohnehin, dass sie sich nicht mit irgendeinem Burschen in die Büsche geschlagen hat." fehl am Platz in der Science Fiction-Serie, obwohl Shimmi ein sehr lebendiger Charakter ist.
Der Autor Böhmert vermittelt dem Leser eine greifbare Kultur der Nodronen und Quochten, die sich in das Perry Rhodan-Universum gut einfügen. Und er baut die Welt der Quochten aus, die ihre unterirdische Lebensweise auf Raumschiffe übertragen. Jedoch erhalten diese Szenerien durch den Seriencharakter des Zyklus und besonders der Perry Rhodan-Serie ihre Grenzen. Es bleibt wenig Zeit zum Verweilen, weil die Handlung voranschreiten muss. So bleiben viele Ansätze wenig beleuchtet. Gerade das Leben auf einem Planetoiden, der in seiner Traumkapsel von Stern zu Stern entlang kosmischer Strömungen wandert und nur wenige Kilometern Durchmesser hat, muss außergewöhnlich sein. Auch wird nur kurz erwähnt, dass der Traumfamnir Licht und Wärme von einer jenseitigen Welt erträumt. Die Nodronen als Sternenwanderer sind keine gewöhnlichen Nomaden und stammen zudem aus einer Genbank. Hier hätte mehr kommen können. Verpasst wurde die Gelegenheit die Gegensätze der rebellische Nodronen zum Empire stärker aufzuzeigen. Einschränkend zu dieser Kritik muss gesagt werden, dass der Roman nicht nur um die nodronische Gesellschaft handelt, so dass andere Völker und Charakter ebenfalls ihren Platz für sich beanspruchen. Und schließlich ist der Roman meistens aus Reginald Bulls Perspektive erzählt.
Der Gesamteindruck des Romans ist sehr positiv und erst Böhmerts zweiter Perry Rhodan Band! Es ist einfach zu sagen, dass ihm der Roman gelungen ist, weil dieser nicht in der bekannten Milchstrasse mit typischer galaktischer Technologie spielt. Zu loben ist Frank Böhmert deswegen, weil er einen Roman geschrieben hat, der sich nahtlos in den Zyklus einfügt und einen wichtigen Bestandteil dessen bildet.
Bewertung: Frank Böhmerts Roman für sich genommen verdient 8 von 10 (Sehr Gut) Punkten. Es ist ein angenehmes, zuweilen humorvolles und interessantes Buch. Aber als vierter Band in einem sechsbändigen Zyklus hätten mehr Informationen über die Motive der Cor’morian, dem Roboter "Der Göttliche" und dessen Schiff usw. kommen müssen. So aber ist noch vieles zu unklar über die eine Milliarde Jahre entfernte Zukunft, obwohl das Zyklusende bereits naht. Meiner Meinung nach gibt es Schwächen im Exposé, die sich negativ auswirken.
7 von 10 Punkten
Perry Rhodan - Übersicht