| Titel: Sacred Besprechung / Rezension von Asarea. |
Große Unsicherheit herrscht in den Landen Ancarias - der verdiente König Aarnum X. liegt im Sterben, sein Sohn, Prinz Valor, soll ihm dereinst auf den Thron folgen, doch steht eine Intrige gegen den jungen Kriegsherrn, geschmiedet von der ränkevollen Hand des Barons de Mordrey. Als Vertreter oder Vertreterin einer der sechs wählbaren Heldenklassen ist es die Aufgabe des Spielers, Prinz Valor und dessen Getreuen beizustehen - und die viel größere Bedrohung durch den düsteren Magier Shaddar abzuwenden.
Sacred ist ein klassisches Rollenspiel, das vor allem Diablo-Fans vom Aufbau her sehr bekannt vorkommen dürfte: Nach der Auswahl des Alter Egos aus den sechs Charakterklassen Dunkelelf, Gladiator, Kampfmagier, Waldelfin, Vampir-Lady und Seraphim, betritt man die Welt Ancaria und erhält eine charakterklassenspezifische Einstiegsqueste. Ist diese erledigt, wird man in die lineare Hauptquest eingeführt und übernimmt den ersten Hauptauftrag - eine Reise in eine etwas entlegenere Siedlung, um sich dort den Kämpfern der Krone anzuschließen.
Bis man diesen Ort jedoch erreicht, bleibt viel Zeit und Raum, sich mit dem gewählten Charakter vertraut zu machen und Nebenquests zu lösen, bei denen nützliche Belohnungen in Form von Erfahrungspunkten, Gold, Gegenstäden oder Skill-Runen locken. Erfüllt man in einer Gegend alle Nebenaufgaben, gilt diese als befriedet und man hat in der Zukunft eine bessere Chance darauf, seltene und wertvolle Gegenstände als Belohnung zu erhalten.
Für jede Charakterklasse gibt es mehrere Möglichkeiten der Spezialisierung auf einen Kampfstil, gerade auf den Fanseiten existieren oft sehr detaillierte Guides für exotische Mischungen. Jeder Charakter definiert sich allerdings durch drei Grundelemente: Die Eigenschaften (Stärke, Widerstand, Geschick, physische Regeneration, magische Regeneration, Charisma, Lebensenergie), die Fertigkeiten (Waffenkunde, Axtkampf, Faustkampf, Klingenkampf, Fernkampf, Stangenwaffen, Schwertkampf, Zwei-Waffen-Kampf, Entwaffnung, Wendigkeit, Konzentration, Rüstung, Parade, Magiekunde, Meditation, Erd-/ Feuer-/ Luft-/ Mond-/ Himmels-/ Wassermagie, Fallenkunst, Ballistik, Blutrausch, Vampirismus, Konstitution, Reiten, Handel) sowie klassenspezifische Kampfkünste und Magiefähigkeiten.
Auf das Aussehen der Charaktere besteht nur in sofern ein gewisser Einfluss, dass man sich verschiedene Rüstungsvarianten anschaffen kann, die seltenen und Boni anrechnenden Klassen-Rüstungssets haben ein spezifisches Aussehen, das ansonsten im Spiel nicht vorkommt - ansonsten sehen alle Rohcharaktere einer Klasse absolut gleich aus. Unterschiede zwischen den Charakteren werden durch unterschiedliche Auswahl der Fähigkeitspunkte und unterschiedliche Steigerung der Kampfkünste und Zauber erreicht - Fähigkeitspunkte erhält man bei jedem Levelanstieg hinzu, die man frei verteilen kann, um Kampfkünste und Zauber zu steigern, benötigt man allerdings die nur bei Gegnern oder als Questbelohnung droppenden Runen.
Jeder Charakter kann hierbei Runen aller Charakterklassen finden - als Questbelohnung erhält man nur Runen der eigenen Charakterklassen. Runen anderer Charklassen sind bei speziellen NPCs, den Combomeistern, im Verhältnis 1:4 für eine ausgesuchte Rune der eigenen Charklasse tauschbar.
Ancaria ist sehr weitläufig, und wer nicht immer nur auf Schusters Rappen unterwegs sein möchte, kann sich auch ein Pferd kaufen oder ein wildes Pferd einfangen - für bessere und robustere Tiere muss sich der Held jedoch in der Fähigkeit 'Reiten' spezialisieren. Zudem wird das Reisen durch spezielle Portale, die im ganzen Land verstreut stehen und aktiviert werden müssen, um sie nutzen zu können, erleichtert. Die lineare Hauptquest führt den Helden durch die gesamte Karte, aber es besteht jederzeit die Möglichkeit, abseits der Hauptwege die teilweise versteckt liegenden Dörfer zu besuchen und dort den Einwohnern zu helfen - hat man eine gewisse Menge an Nebenquests gelöst, reagiert die Bevölkerung entsprechend positiv auf den reisenden Helden.
Die schon etwas antiquierte 2-D-Perspektive erinnert einen an Spiele wie Ultima Online, Diablo II und Baldur's Gate - aber sie verliert Dank der detailreichen Umgebungen, deren eigener Stil sich immer wieder ändert und damit auch Stimmungsfördernd ist, nicht an Charme. Grüne, saftige Wiesen wechseln sich mit karger Berglandschaft ab, ein ödes Wüstengebiet fesselt durch Details wie herumliegende Leichen, aasfressende Vögel und zerfledderte Banner genauso wie ein Katakombensystem, in dem durch Möbel und Wandvorhänge ein wohnlicheres Klima zu erreichen versucht wurde.
Ein Tag- und Nachtwechsel mit entsprechenden Dämmerungszeiten voller Nebelschwaden lässt gleich mehr Atmosphäre aufkommen, zeitlich begrenzte Nebenquests ('Bring dies innerhalb dreier Tage dort- und dorthin!' oder 'Rette meinen Freund innerhalb eines Tages, indem Du das und das findest!') lassen einen auf den Tagwechsel viel mehr achten - und Spieler der Vampir-Lady dürften erkennen, wie viel einfacher das Leben für einen Vampir zur Nachtzeit doch ist.
Die unterschiedlichen Spielmodi lassen auch für Spielefreaks kaum Wünsche offen - vier verschiedene Schwierigkeitsstufen (Bronze, Silber, Gold und Platin) verändern nach und nach nicht nur die Monsterstärken, sondern auch die Qualität der einsetzbaren Tränke und das Angebot der Händler.
Sacred lässt sich nicht nur im Einzelspielermodus durchspielen, auch in der Heldengruppe per LAN oder über einen der offiziellen Server besteht die Möglichkeit, gemeinsam Abenteuer zu erleben - entweder indem man die Kampagne gemeinsam durchspielt, oder sich im PvP übt. Der zusätzliche, nur auf den offiziellen Servern erhältliche Hardcore-Modus, in dem ein Charakter sterblich ist und nicht mehr weitergespielt werden kann, wenn er im Spiel sein Leben verliert, bietet einen zusätzlichen Anreiz, sich einer besonderen Spannung auszusetzen.
Auch die opulente Musik und die launigen Sprechkommentare (der Gladiator z. B. hat die deutsche Synchronstimme von Bruce Willis erhalten) der Charaktere lockern das Spiel zwischendrin sehr auf.
Der einzige wirkliche Schwachpunkt des Spiels liegt nach der Beseitigung der vielen Bugs (Ascaron-Spiele sind NIE frei davon, wenn sie auf den Markt kommen) in der etwas lauen Story, die ab einem gewissen Punkt doch recht vorhersehbar ist und für Spieler, die an tiefgründige Epen wie Baldur's Gate gewöhnt sind, doch einiges zu wünschen offen lassen. Wer sich davon allerdings nicht schrecken lässt, kann die mit viel Liebe integrierten Details des Spiels voll und ganz genießen - sowohl Lichtschwerter als auch Sonnenbrillen lassen sich in Sonderquests finden, der gestreßte Held kann Ferien auf Mal-ork-a verbringen, Grabinschriften als lesenswerte Spaßbringer darf man sich ebensowenig entgehen lassen wie die Aufschriften der überall im Land aufgestellten Runensteine: Hier haben die Entwickler eindeutig viel Arbeit reingesteckt und belohnen entdeckerfreudige Spieler mit hintergründigem Humor.
Wer zudem fleißig in Häusern stöbert, findet Truhen, Vasen und Kisten, aus denen sich Gold und Gegenstände ziehen lassen, ebenso wie Bücherständer, von denen man Schriftrollen nehmen kann, die einem die ancarische Geschichte, Gesetze und gegendspezifische Kochrezepte näher bringen.
Auch von einem Dungeon in Pac-Man-Optik und einer Stadt, die verdächtig an das Tristram aus Diablo erinnern, berichten weitgereiste Helden - wer sich Zeit zu entdecken nimmt, wird in jedem Fall belohnt. An manchen Stellen des Spiels kann man auch die ursprüngliche Orientierung als DSA-Armalion-Umsetzung entdecken - wer das Boronsrad kennt, sollte in finsteren Gewölben einmal Ausschau danach halten. Zu guter Letzt noch ein kleiner Tip: Für etwas mehr Entwickler-Humor sollte man seinen Helden einfach mal eine Weile in der Gegend herumstehen lassen und abwarten, was er oder sie zu sagen hat ...
Hinweis: Da die Grundversion zum Zeitpunkt des Erscheinens sehr bugbelastet war, sollte man unbedingt von der offiziellen Sacred-Seite den aktuellsten Patch ziehen, um sich nicht allzu sehr darüber aufzuregen, was Entwickler teilweise in den Verkauf gehen lassen.
Fazit: Für jeden Diablo-Fan auf jeden Fall ein interessantes Spiel, Rollenspieler, die sich nicht am Story-Manko allzu sehr stören, werden mit Sacred sicher viel Freude haben können. Die deutsche Umsetzung ist dank deutschsprachiger Entwickler sehr gut gelungen.
Offizielle Sacred-Seite: Sacred
Deutsche Fanseite mit umfangreichen Spiel-Infos: Insacred.de
Meine Sacred-Tips: Erfahrungen in Ancaria