Genre: Mystery / Fantasy / Comedy Eine Besprechung / Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Oz Vessalius wurde bei seiner Volljährigkeitszeremonie in den Abyss gestoßen – eine finstere Welt, die an eine zerbrochene Spielzeugkiste erinnert und von den gefährlichen Chain regiert wird. Um dem Abyss zu entkommen, schloss Oz einen Vertrag mit der geheimnisvollen Chain Alice, die die Gestalt eines schwarzen Hasen annehmen kann. Während seiner Abwesenheit sind zehn Jahre vergangen und Oz erkennt seinen Jugendfreund Gilbert kaum wieder – dennoch bleibt die enge Freundschaft bestehen. Mit Gils Unterstützung sucht Oz nach Alice‘ Erinnerungen, die scheinbar in Zusammenhang mit einer Tragödie vor 100 Jahren stehen. Auch die Organisation Pandora, die Chains als Waffen nutzt, ist an Alice‘ Erinnerungen interessiert. Oz arbeitet notgedrungen mit Pandora zusammen und erfährt, dass er als illegaler Vertragspartner ein Siegel in Form einer Uhr trägt – und dass er zurück auf die tiefste Ebene des Abyss gestoßen wird, wenn seine Zeit abgelaufen ist …
Nach einem rasanten Einstieg, der viele Fragen aufgeworfen hat, widmen sich die Episoden 8-13 nun den Schicksalen der Protagonisten. So erfährt man beispielsweise endlich, was Gil während der vergangenen zehn Jahre widerfahren ist und was der Vertrag mit Alice für Oz bedeutet. Auch in das Leben von Sharon Rainsworth und ihren Diener Break, die Oz‘ Verbindung zu Pandora darstellen, erhält man neue Einblicke, wobei es zumindest bei Break aussieht, als würde er Oz und Alice nur benutzen. Er und Sharon wollen unbedingt herausfinden, was vor 100 Jahren wirklich passiert ist. Hinzu kommen neue Charaktere wie Gils zwielichtiger Bruder Vincent und dessen mysteriöse Dienerin Echo. Vincent ist hoffnungslos in seinen Bruder vernarrt, doch Gil zeigt ihm meist die kalte Schulter. Für ihn steht sein Herr und Meister Oz an erster Stelle. Aufgelockert wird die Geschichte durch kleine Anekdoten und das Wiedersehen mit Charakteren aus Oz Kindheit.
Zugunsten der Charakterentwicklung flacht die Spannung etwas ab und kocht erst in den Episoden 12 und 13 wieder hoch – um dann mit einem fiesen Cliffhanger abzubrechen. Glücklich schätzt sich, wer schon die dritte DVD-Box in seinen Besitz gebracht hat, denn die Geschichte scheint nun richtig in Fahrt zu kommen. Nachdem der Zuschauer nun die Welt, in der Oz aufgewachsen ist, besser kennengelernt hat, taucht man in die bizarre Welt des Grinsekaters ein, bei deren Anblick Wunderland-Atmosphäre pur aufkommt. An dieser Stelle sei der grandiose Soundtrack von Pandora Hearts erwähnt, der die düstere Version von Alice im Wunderland stimmungsvoll untermalt. Insbesondere die leisen, melancholischen Klänge berühren und verzaubern. Die musikalische Begleitung wird dabei gezielt eingesetzt, um die jeweils vorherrschende Atmosphäre zu verstärken.
Zeichnerisch sind die Figuren des Manga gut getroffen und insbesondere bei Oz und Gil passt die Mimik. Während Jun Mochizuki die Hintergründe meist nur andeutet und schlicht hält, wird im Anime die Welt von Pandora Hearts detailreich ausgeschmückt. Die Schlösser und Städte erinnern ein wenig an das Frankreich des 18. Jahrhunderts und der Abyss wie auch die Welt des Grinsekaters sehen herrlich verrückt aus – wie man es beim Thema Alice im Wunderland erwartet. Auch die Synchronisation ist gelungen: bei allen Protagonisten passen die Stimmen jeweils gut zum Charakter, insbesondere bei Oz, Alice und Gil. Auch Sharons Diener Break klingt authentisch und schön schräg. Im Grinsekater wird man die Stimme von Lelouch aus Code Geass wiedererkennen, was anfangs etwas irritiert – andererseits merkt man spätestens dann, dass die Synchronisation Hand und Fuß hat.
Leider lässt die Bildqualität auch bei der zweiten DVD-Box zu wünschen übrig. Das Bild ist weiterhin leicht verrauscht, je nachdem, wie groß das TV-Gerät ist. Das darf bei einer Neuveröffentlichungen eigentlich nicht sein, weswegen auch diesmal die Bewertung etwas schlechter ausfällt, als es Pandora Hearts verdient hat. Die Altersempfehlung ab 12 ist angemessen, wobei die Altersempfehlung ab 16 für die erste Box nicht ganz nachvollziehbar ist. Pandora Hearts enthält einige blutige Szenen und das nicht nur in den ersten Episoden, allerdings sind diese nicht so brutal, dass man die DVDs erst ab 16 empfehlen kann. Auch macht es wenig Sinn, DVDs der gleichen Serie unterschiedlich einzuordnen – aber das hängt an der FSK, die sich dahingehend offenbar wenig Gedanken gemacht hat und die Altersfreigaben strinkt anhand einzelner Folgen verteilt.
Fazit
Zugunsten der Charakterentwicklung flacht die Spannung etwas ab, wobei sie am Ende erneut hochkocht und den Zuschauer nervös nach der dritten DVD-Box greifen lässt. Düstere Wunderlandmotive lassen die Atmosphäre zunehmend bizarrer werden und am Ende ahnt man bereits, dass sich all die offenen Fragen bald zu einem schmerzlichen Bild fügen werden. Pandora Hearts glänzt weiterhin mit charmanten Charakteren und einer düsteren Geschichte voller Geheimnisse, die einen schnell in ihren Bann zieht. Leider hat sich die Bildqualität nicht sonderlich verbessert. 7 von 10 Punkten.
Rezension zu "Pandora Hearts" (Volume 1)