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Genre: Mystery / Fantasy / Comedy Eine Besprechung / Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Oz Vessalius ist Erbe eines Herzogtums und soll an seinem 15. Geburtstag in die Gesellschaft eingeführt werden. Er bittet seinen Diener und Freund Gilbert an seiner Volljährigkeitszeremonie teilzunehmen, doch plötzlich greift der Junge Oz an und verletzt ihn. Daraufhin erscheint eine Gruppe verhüllter Gestalten, die Oz in den Abyss stoßen will: eine düstere Parallelwelt, die von den menschenfressenden Chain bevölkert wird. Legenden zu Folge sollen Verbrecher dorthin verbannt werden, doch bislang dachte Oz, das seien nur Märchen. Und vor allem: was soll er Schreckliches getan haben, um eine solche Strafe zu verdienen? Als Oz in den Abyss gestoßen wird, rettet die Chain Alice ihm das Leben und schließt einen Vertrag mit ihm. Mit ihrer Hilfe gelangt Oz zurück in seine Welt, in der inzwischen zehn Jahre vergangen sind …
Die ersten sieben Episoden der Animeadaption des Erfolgsmanga Pandora Hearts entführen den Zuschauer in eine altertümlich anmutende Welt, die vom Adel regiert wird. Oz ist für seinen Stand ungewöhnlich aufgeschlossen, er schließt mit seinem Diener Gilbert Freundschaft und begegnet seine Mitmenschen mit Freundlichkeit und Respekt. Nur ab und an schimmert seine aristokratische Erziehung durch sein sanftmütiges Wesen hindurch. Oz nimmt die bizarren Ereignisse um ihn herum mit einer kaum zu fassenden Ruhe hin, sein Optimismus erscheint geradezu grenzenlos. Der mysteriösen Chain Alice, die auch als schwarzer Hase bezeichnet wird, vertraut er nahezu blind, obwohl er kaum etwas über sie weiß. Sie ist anders als die anderen Chains, die Verträge schließen, um ihre Macht zu steigern und Menschen zu fressen. Alice schließt ihren Vertrag mit Oz, um dem Abyss zu entkommen und in seiner Welt nach ihren Erinnerungen zu suchen.
Als Oz und Alice aus dem Abyss fliehen, werden sie von Mitgliedern der Organisation Pandora aufgegriffen, die den beiden helfen möchte, Alice‘ Erinnerungen wiederzufinden. Die wahren Motive bleiben dabei anfangs im Dunkeln, allerdings scheinen Oz und Alice mit einem tragischen Ereignis in Verbindung zu stehen, das die einstige Hauptstadt des Reiches samt allen Bewohnern in den Abyss gezogen hat. Oz und Alice wissen, dass Pandora sie nur benutzt, doch in Ermangelung an Alternativen schließen sie sich der Organisation an und helfen, von Chain besessene Menschen aufzuspüren. Zu Beginn der Geschichte häufen sich mysteriöse Vorfälle, die für den weiteren Verlauf bedeutsam erscheinen, auf die man sich allerdings zunächst keinen Reim machen kann. Das bringt von der ersten Folge an ordentlich Spannung in die Serie, wobei sich zumindest einige Fragen nach und nach klären. Ein konkretes Bild von Pandora und den Hintergründen hat man nach sieben Folgen jedoch nicht und so wird man schnellstmöglich zur zweiten DVD-Box greifen. Denn wer sich einmal auf Pandora Hearts eingelassen hat, kommt nicht mehr davon los.
Wie man anhand des Charakters Alice schon erkennen kann, gibt es diverse Bezüge zu Alice im Wunderland. Im Abyss treten verschiedene Motive des Literaturklassikers auf, wie Spielkarten, Teetassen und seltsame Puppen. Allerdings wirkt die wundersame Welt in Pandora Hearts eher wie eine Alptraumversion des Wunderlands. Alice wird zu einem riesigen schwarzen Hasen, wenn sie kämpft, und schwingt eine gigantische Sichel. Oz hingegen kann oft nichts weiter tun, als zuzulassen, dass Alice‘ Kräfte entfesselt werden, was für den Körper des Vertragspartners, also ihn, dramatische Folgen haben kann. Ansonsten mischt sich Oz eher durch leichtsinnig erscheinenden Mut ins Kampfgeschehen ein. Die Mischung aus Action- und Comedyelementen ist ausgewogen und auch an ruhigen Sequenzen, die Raum für Gedanken und Gefühle lassen, mangelt es nicht. Pandora Hearts begeistert mit einer düsteren, leicht surrealen Atmosphäre, einer spannenden Fantasywelt und liebenswerten Charakteren, die man schnell ins Herz schließt.
Pandora Hearts ist bei KAZÉ in einem wunderschön gestalteten Schmuckschuber erschienen, inklusive Bonusmaterial wie Postkarten und Sticker. Auch die Disks selbst machen optisch einiges her, umso enttäuschender ist es, dass die Bildqualität bei dieser DVD-Box zu wünschen übrig lässt. Auf einem durchschnittlich großen Flatscreen sieht das Bild insbesondere bei dunklen Szenen leicht verrauscht aus. Bei hellen Szenen fällt es nicht ganz so stark auf, doch für eine Neuveröffentlichung ist die Qualität unzureichend. Einige der Synchronsprecher wird man vielleicht von anderen Animeserien wiedererkennen, wobei die Stimmen gut zu den jeweiligen Charakteren passen und die Synchronisation insgesamt sehr gelungen ist. Pandora Hearts gehört in jede Anime-Sammlung und wer hier zugreift, kann sich über eine tolle Aufmachung freuen - leider mit dem Makel einer schwachen Bildqualität auf aktuellen TV-Geräten.
Fazit
Pandora Hearts ist kreative Fantasy mit düsterem Charme und überzeugt mit einer ausgewogenen Mischung aus Action und Comedy. Viele Anspielungen auf Alice im Wunderland zeigen, wie aktuell der Literaturklassiker nach wie vor ist. Pandora Hearts kreiert aus den Wunderlandmotiven eine vollkommen eigenständige, mysteriöse Geschichte mit liebenswerten Charakteren, die auf Anhieb begeistert. 8 von 10 Punkten.
Rezension zu "Pandora Hearts" (Volume 2)