Reihe: Raumpatrouille Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Es war im Jahre 1965, vier Jahre vor der Mondlandung der Amerikaner und noch lange vor dem bekannten Raumschiff Enterprise, als das Raumschiff ORION zu seiner Raumpatrouille aufbrach. Ausgerechnet ein deutsches Raumschiff sollte mit in Schwarzweiß gedrehten Folgen den Weltraum erobern und die Straßen in den deutschen Städten leer fegen. Drei der sieben brillanten Folgen der „Raumpatrouille ORION“ wurden zu einem 88-minütigen Film zusammengeschnitten. Von den Regisseuren Theo Menzer und Michael Braun genial inszeniert und tontechnisch mit Dolby Digital Sound versehen, geht der Film durch Bein und Mark. Die Kinofassung der Serie bietet mehr als nur einen nostalgischen Rückblick auf ein kultiges Kronjuwel aus dem ARD-Fernseharchiv.
Commander Cliff Allister McLane, gespielt von Dietmar Schönherr, galaktischer Kriegsheld und eigenbrötlerischer Offizier im Dienste der Weltregierung, wird mit seiner Mannschaft zur Raumpatrouille strafversetzt. Zudem stellt ihm Oberst Villa die Agentin Tamara Jagellovsk, alias Eva Pflug, als Aufpasserin zur Seite. Zwischen den beiden Offizieren kriselt es von Anfang an. Tamara Jagellovsk handhabt ihre Alpha-Order gekonnt, um den Commander zur Weißglut zu treiben.
Der erste Auftrag führt die Mannschaft in den Sektor 19-33-9, um dort den Raumverkehr zu überwachen, praktisch als Streifenpolizei im All. Dabei passieren sie die Raumstation MZ 4. Auf der Station, wo Freunde die Mannschaft arbeiten, meldet sich niemand und Shubashi und Sigbjoernsen stellen fest, dass ihre Freunde tot sind. Es folgt ein „Angriff aus dem All", als unbekannte Außerirdische, kurzerhand Frogs (Feindliche Raumschiffe ohne galaktische Seriennummer) genannt, die Basis angreifen. Shubashi kommt auf die Idee, dass die Nichtirdischen vielleicht nicht gegen Sauerstoff gefeit sind, weil überall die atembare Atmosphäre der Station fehlt. Die ORION kann aber MZ 4 nicht vernichten, da die Frogs die Energiewaffen blockieren. Während Shubashi und Sigbjoernsen um ihr Überleben kämpfen, wird der automatische Kreuzer CHALLENGER vernichtet. Derweil legen sich aber die zuständigen Behörden der Weltregierung gegenseitig lahm, weil sie ihre Verantwortlichkeit nicht klären können, damit liegt des Menschen Schicksal nicht zum ersten Mal in Commander McLanes Händen.
Kurz danach wird von den Frogs eine Supernova auf Erdkurs geschickt als „Planet außer Kurs“, entdeckt vom Raumschiff HYDRA unter dem Befehl von McLanes ehemaliger Vorgesetzten van Dyke. Sie kann noch melden, dass der Planet von einer geheimen Station aus gelenkt wird. Während die Erdregierung noch diskutiert, soll eine Flotte von Raumschiffen die Basis der Unbekannten suchen. Mittels der wiedergefundenen HYDRA kann eine Kreuzpeilung die Station ausmachen und unter Aufgabe der ORION kann die Supernova vernichtet werden.
Wenig später nimmt die Besatzung an einem Lehrgang über Roboterkunde und die drei Asimov’schen Gesetz teil, aus dem sie aber bald abgerufen werden. Auf einem langweiligen Flug treffen sie auf den Raumfrachter SIKH, der erzählt, dass von der Kolonie Pallas nur noch Abraum statt Erz geliefert wird. McLane kümmert sich darum, doch um die Abwesenheit der ORION nicht auffällig werden zu lassen, wird ein „Laurin“ gebaut, aus einer Lancet wird eine gefälschte ORION. Die eigentliche Crew wird auf Pallas von Robotern überwältigt und gefangen gesetzt. Mit viel Glück gelingt es McLane zwei der Roboter umzuprogrammieren und die restlichen Roboter auszuschalten.
Schließlich testet die ORION VIII den sogenannten Overkill-Projektor, eine geheime Waffenentwicklung, die gegen die Frogs eingesetzt werden soll. Der Test verläuft erfolgreich. Die ORION wird beauftragt, die Overkill-Waffe auf den Außenposten zu stationieren, wird aber von den Frogs mit seltsamen Strahlen angegriffen. Das Ziel der Fremden ist, die ORION zu ihrer Station zu locken, um das Raumschiff zu übernehmen, doch McLane vernichtet die Basis.
Auf einer weiteren Mission entdeckt die Mannschaft Vegetation auf unfruchtbaren Asteroiden, was sie stutzig macht. Die Erdwissenschaftler vermuten einen Zusammenhang mit der Hitzewelle und dem Klimakollaps auf der Erde. Der Energiehaushalt der Sonne ist gestört, doch diesmal von den Kolonisten auf dem Planeten Chroma. Weil deren eigene Sonne erkaltet, heizen sie die Sonne auf, um sich deren Energie zu sichern. Die Erde plant einen Krieg gegen Chroma, doch McLane kann gerade noch rechtzeitig vermitteln.
Für den Auftrag, Lichtsporen zu sammeln, darf die Crew einen SF-Autoren mit an Bord nehmen. Außer Helga Legrelle findet niemanden diesen Mann auch nur in Ansätzen sympathisch. Ibsen überredet McLane, allein mit einer Lancet zu fliegen, kommt vom Kurs ab und landet auf einer Strafkolonie. Hier haben inzwischen die Verbrecher die Macht übernommen und setzen Ibsen fest. Der Anführer der Verbrecher schafft es, dass die ORION landet, und kann die Mannschaft gefangen nehmen. Ziel ist es, mit der ORION zu den Frogs zu entkommen. Das scheitert aber am Eingreifen McLanes.
Das Raumschiff des galaktischen Sicherheitsdienstes mit Oberst Villa sendet einen Notruf, doch nach der Rettung wird aus dem schweren Sturm bildlich gesprochen nur noch ein mildes Lüftchen. McLane ist der Meinung, dass Oberst Villa irgendwie beeinflusst wurde, ebenso viele andere des Sicherheitsdienstes. Bald stellt sich heraus, dass McLane recht hat. Ganz eng wird es, als er versucht, den Leitstrahl der Frograumschiffe zu stören, deren Eroberungsflotte fast schon bis zur Erde gelangt ist. Für seinen Mut wird McLane zum Oberst befördert und die Strafversetzung aufgehoben.
Der neue Kinofilm „Raumpatrouille ORION - Rücksturz ins Kino", wie er selbstironisch genannt wird, ist durchaus spannend und kurzweilig. Ab 1965 zogen sieben Fernsehfolgen rund 47 % der Fernsehzuschauer in ihren Bann und vergrößerten somit die Crew der ORION beachtlich. Am Anfang stand jedesmal ein langweiliger Routinejob, der sich bald als lebensbedrohlich und für die Menschheit überaus gefährlich herausstellte.
Aus dem Material von drei der sieben Fernsehfolgen wurde unter Zuhilfenahme kleiner Tricks ein so genannter „Directors Cut“. Die Geschichte wurde gestrafft und mit der „Sternenschau“-Nachrichtensprecherin Elke Heidenreich zusammengefügt. Da kein neues Material zur Verfügung stand, musste man sich mit ein paar Kunstgriffen und schnellen, manchmal überhasteten Schnitten behelfen. Die Hintergrunderzählung bleibt jedoch in gestraffter Form erhalten. Der Vorspanntext wird ein wenig lieblos heruntergeleiert, bis dann auf den GSD-eigenen Nachrichtenkanal mit Helma Krap, alias Elke Heidenreich, umgeblendet wird. Leider ergaben sich aber einige Fehler, die nicht hätten sein müssen. Vor allem in Helma Kraps Vorlesetext.
Wichtig ist nur eines. Nach langen Kinonächten mit sieben Teilen hintereinander ist diese Kurzversion ausnehmend gut gelungen. Sie bietet ein Wiedersehen mit alten Bekannten, im wahrsten Sinn des Wortes, und ist nicht nur durch den Nostalgie-Effekt anschaubar. Ihr werdet die Episoden vielleicht etwas anders im Kopf haben, doch stört Euch nicht daran. Der Film ist in seiner Art schon jetzt Kult. Dabei benutze ich diesen Ausdruck eigentlich ungern. Kult entsteht von allein und nicht, weil die Medien ihn herbeischreiben.