Titel: Oneiros - Tödlicher Fluch Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Kurzbeschreibung:
In Leipzig hütet ein Bestatter ein grausames Geheimnis, in Minsk führt eine skrupellose Wissenschaftlerin tödliche Experimente durch, in Paris rast ein Airbus ungebremst in ein Flughafenterminal … Die Ermittlungen zu dem Unglück beginnen sofort – aber die Ergebnisse sind rätselhaft: Sämtliche Insassen waren schon tot, bevor das Flugzeug auf das Gebäude traf. Was die Polizei jedoch nicht herausfindet, ist, dass es einen Überlebenden gibt. Konstantin Korff, der Bestatter aus Leipzig, kommt diesem Überlebenden hingegen schnell auf die Spur, ebenso wie die Wissenschaftlerin – denn diese drei Menschen tragen denselben tödlichen Fluch in sich. Einen Fluch, der sie zu einer Gefahr für jeden in ihrer Umgebung macht …
Meine Meinung:
Zu Beginn sieht man sich dem Gegenüber, was schon beinahe als "typisch Heitz" bezeichnet werden kann. Es gibt nicht einen einzelnen Handlungsstrang. Nein, Heitz hat gerne viele Fäden in der Hand, die dann am Ende kunstvoll zusammengeführt werden müssen. So gibt es viele Charaktere, alleine drei Protagonisten in unterschiedlichen Orten der Welt. Sie alle haben ihre eigenen Ziele, Ansichten und Absichten. Insbesondere die Wissenschaftlerin und von dem Autor selbst als Anti-Heldin bezeichnete Kristin von Windau geht völlig skrupellos über Leiche, um ans Ziel zu gelangen. Dabei ist sie nicht unbedingt sympathisch, aber man lernt im Laufe der Zeit verstehen, warum sie auf diese Weise handelt und kaum eine andere Wahl hat. Der Geschichte fehlt ein wenig der absolute Sympathieträger. Konstantin Korff, der Bestatter, lässt den Leser nicht soweit an sich heran, dass er sich dazu mausern könnte. Es scheint über weite Teile so, dass man etwas auf Abstand gehalten wird. Und Bent Actander, nun ja... Was er der Menschheit antut, ist einfach zu erschreckend, um in ihm je den Helden einer Geschichte zu sehen. Es ist gut vorstellbar, dass einige Leser den Sympathieträger vermissen werden, denn nur wenige Geschichten kommen ohne ihn aus.
Aber es gelingt der Geschichte anders zu überzeugen. Geschickt ist in die spannende Handlung, in der es viele Kampf- und Fluchtszenen gibt, die immer wieder auch äußerst brutal verlaufen, eine Todesmystik eingewebt. Mit Märchen über den Tod, die dem Volksglauben entnommen wurden, mit Zitaten zu Beginn der Kapitel und mit Edelsteinen, die den Tod anlocken oder ihn besänftigen sollen, wird es geheimnisvoll, ohne dass der Tod damit lächerlich oder kitschig dargestellt wird. Hierzu trägt vor allem bei, dass der Tod kein Gesicht erhält. Der typische Sensenmann ist für die meisten kaum noch gruselig. Dem Autor gelingt es anders das Nahen des Todes kenntlich zu machen und überzeugt auf diese Weise.
Es ist schon angeklungen: Wir haben es hier mit einem Buch für Leser ab 18 Jahren zu tun. Die Geschichte ist erschreckend, brutal und oft auch gruselig. Es schockiert, was Menschen sich gegenseitig antun können. Am Ende gibt es auch eine Szene, die stark sexuell aufgeladen ist, mit der ich bis dato überhaupt nicht gerechnet hätte, die aber auch nichts mehr für jugendliche Leser ist.
Markus Heitz gelingt dann ein sauberer Abschluss. Nachdem man viele verschiedene Charaktere kennen gelernt, sich in beinahe einem Dutzend Städten herumgetrieben hat und so viele Fäden, Informationen vermittelt wurden, wird am Ende alles zu einem großen Finale zusammengeführt. Ein Final, das Sinn ergibt und vollständig überzeugen kann. Es ist am Ende nicht alles gut, aber es ist befriedigend. Eine Rückkehr in die Welt der Todesschläfer ist nicht ausgeschlossen, aber diese Geschichte ist dafür in sich abgeschlossen, auch wenn der eine oder andere Faden erneut aufgenommen werde kann, um sich noch einmal an Korffs Seite mit dem Schnitter herumzuschlagen.
Fazit:
Ein spannender Thriller, der mit seinem Szenario unter die Haut zu gehen weiß. Mit drei Protagonisten und einer Menge weiteren wichtigen Charakteren muss der Leser manchmal den Überblick behalten, wird dafür aber auf über 600 Seiten blendend unterhalten. Markus Heitz gelingt es sich selbst treu zu bleiben gleichzeitig neue Ideen und Elemente vorzuführen.