| Titel: Das Erbe des Antipatros Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Erste was einem auffällt, nimmt man den ersten Roman von Jörg Olbrich in die Hand, sind das gelungene Titelbild von Chris Schlicht und die für ein Taschenbuch gute Verarbeitung. Nicht nur "vielleicht" etwas besser als bei mancher Produktion von Großverlagen. Das Zweite: Die Karte ist hinten im Buch. Vorn wäre besser gewesen.
Ralf ist auf Klassenfahrt in Griechenland; vor allem Athen liegt der Lehrerin Hilde Kern am Herzen. Ralf hat jedoch eher Interesse an den im Fernsehen übertragenen Leichtathletikmeisterschaften der Olympischen Spiele. Vor allem, wenn man im Zehnkampf bereits zweimal die Kreismeisterschaft in seiner Altersgruppe gewann. Aber in neun Monaten soll das Abi gemacht werden und Frau Kern hat liebenswürdig darauf hingewiesen, dass die Akropolis in der nächsten Klausur ein Thema sein könnte. Wie die meisten Jugendlichen hat Ralf wenig für die Antike und deren Geschichte übrig. Die geht ihm ja so etwas von "am A... vorbei". Trotzdem macht er den Hotelfernseher aus und folgt Tim in den Speisesaal. Neben seinem besten Freund sind da noch Sandra, das hübscheste Mädchen überhaupt, wie der Ich-Erzähler Ralf beteuert, und der Streber Mike. Beide stehen bereits am Bus, so dass das Frühstück zu einer Art Mangelware wird. Ziel der Busfahrt: die Akropolis. Ende der Busfahrt auch. Erst recht für Ralf, dem plötzlich schwindlig wird (vielleicht ein Sonnenstich?) - und der kurz darauf in Ohnmacht fällt.
Als Ralf wieder aufwacht, hat er ein Problem. Wo ist er, wann ist er und was soll das alles? Eins und zwei lassen sich schnell erklären: Ägypten, Pyramidenbau. Nur das Letzte lässt sich schwer rausfinden. Vor allem, weil ihm die Peitsche droht. Ralf muss bald erkennen, dass er zu einem Spielball geworden ist. Er wird von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geschickt, die sich Jahrhunderte später als die sieben Weltwunder herausstellen sollten. Doch warum schickt ihn der wortkarge Antipatros quer durch Zeit und Raum? Er lernt aber auch das Mädchen Mara kennen, dass ihm hilft und tatsächlich zwischen den Zeiten und Orten reist wie er. Sie ist es, die ihm immer wieder aus der Klemme hilft.
Der Roman von Jörg Olbrich hat, bis auf die Tatsache einer seltsamen Zeitreise, nichts Phantastisches an sich. Es ist die abenteuerliche Geschichte eines modernen Jungen, der sich zuerst nicht für Geschichte interessiert, sich dann aber durch den dummen Zufall einer Zeitreise damit auseinandersetzen muss. Dieser Roman ist ein Lehrbuch über die sieben Weltwunder. Ein Weltwunder nach dem anderen nimmt der Autor sich vor und lässt den Leser in einer spannenden Handlung in eine ihm unbekannte Vergangenheit reisen. Durch die Ich-Erzählung der Hauptfigur wird dem Leser die Geschichte besonders nahe gebracht. Er steckt mitten drin in dem Abenteuer. Ich denke mir, wenn Jörg ein wenig durch Schulen "tingeln" würde, könnte er mehr Schüler für die Geschichte begeistern. Dieses Buch hat von der Aufmachung, vom Schreibstil, vom Thema keine Wünsche offen gelassen.