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Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In diesem Roman gibt es mal keine Vampire als Liebhaber: Diesmal ist es ein Toter. Und Liebe auf den ersten Blick ist heute auch nicht mehr so einfach. Wie heißt es doch so schön: Liebe auf den ersten Blick muss genial sein. So genau weiß ich das nicht, weil es auf den ersten Blick hier gar nichts zu sehen gab. Zu riechen schon - den scharfen, salzigen Geruch von Pferden. Und jede Menge anderer Sinneseindrücke.
Im Vordergrund stehen Candice, kurz Dice genannt, und Sinclair Youngblood Powers. Dice kommt aus dem lebhaften, überbrodelnden New York ins beschaulich-ländliche Connecticut. Wobei beschaulich-ländlich noch eine sehr höfliche Umschreibung ist für den Ausdruck ‚extrem langweilig’. Ihre Cousine Penelope, kurz Pen genannt, und ein paar ihrer Freundinnen erweisen sich plötzlich als zügellose Partymenschen. Dice sieht sich einer Situation gegenüber, die sie so gar nicht unter Kontrolle hat. So erzählt sie dem Leser vom Sturz Pens von einem Baum und ihrem damit einhergehenden geänderten Verhalten. Pens Eltern machen Candice für das Verhalten Pens verantwortlich. Schließlich kommt sie aus New York und bringt seltsame Verhaltensweisen mit aufs Land. Also muss sie dafür verantwortlich sein, dass sich die Jugendlichen vom Land plötzlich verändern. Dice hingegen scheint einen anderen Schuldigen gefunden zu haben. Dieser ist aber noch ungewöhnlicher als sie. Sinclair Youngblood Powers ist ein Geist. Er hat sich in Pens Körper eingenistet, als diese beim Sturz vom Baum kurz bewusstlos war. Lediglich Dice ist in der Lage, sich mit Sinclair Youngblood Powers zu unterhalten. Auch wenn sie in der Familie als epileptisch bezeichnet wird, hängt das körperlich auftretende Problem damit zusammen, dass sie spirituell begabt ist. Wann immer Sinclair die Möglichkeit hat, erzählt er Dice von seinem Leben. Vor vielen hundert Jahren ereilte ihn der Tod durch Erhängen, weil er beschuldigt wurde, seine schwangere Freundin ermordet zu haben. Nun gehört Sinclair aber zu den Geistern, die unschuldig ermordet wurden und daher umhergeistern. Sein Rachedurst scheint sich endlich erfüllen zu können, denn mit dem Körper von Pen kann er der Stadt und den Nachfahren böse Streiche spielen.
Dice verliebt sich in den jungen Mann, will ihn aber dennoch mittels eines Rituals dazu überreden, sich endgültig ins Jenseits zu begeben, damit Pen wieder in Ruhe leben kann. Damit spielt sie ihm direkt in die Hände, denn seine Absicht, einen eigenen Körper zu erhalten, rückt in greifbare Nähe.
Das Buch ist eher ein Liebesroman mit gruseligem Einschlag denn ein wirklicher Gruselroman. Damit steht er dem alten Schauerroman bzw. dem Romantic-Thriller der 1980er Jahre wesentlich näher. Ausnahmen bilden die Teile, die sich mit Sex, Drugs und Rock'n'Roll, einschließlich deren Missbrauch, beschäftigen. Ohnmächtig bietet gute Unterhaltung, wenn man diese Art von Romanen mag. Durch die Ich-Erzählung identifiziert sich die Leserin sehr schnell mit der Erzählerin. Hinzu kommen die zur Selbstironie neigende Eigenkritik und das Thema ‚Erste große Liebe’ samt der dazu gehörenden Romantik. Was mir persönlich nicht so lag, war das offene Ende. So etwas führt zu einer Fortsetzung, die hier nun wirklich nicht sein müsste.