Reihe: Die Gilde der schwarzen Magier Eine Besprechung / Rezension von Ina Peters |
Sonea hat sehr unter ihren Mitschülern in der Magiergilde zu leiden, die ihre ärmliche Herkunft verachten und auf ihr Talent neidisch sind. Als Gildenmeister Akkarin sie unter seine Obhut nimmt, gerät sie jedoch in noch viel größere Probleme, denn Akkarin verbirgt ein düsteres Geheimnis.
Die Geschichte hat, anders als beim ersten Teil, keine elend lange Einleitung. Die bekannten Charaktere tauchen wieder auf und das Hauptaugenmerk liegt allein auf Sonea, Dannyl und dem Administrator Lorlen. Die Szenen um Sonea sind wohl die fesselndsten. Das Leid, das sie erfährt, ist für alle Mädchen und Jungen im Schulalter sicher mehr als gut nachvollziehbar. Jeder hat einmal Spott kennen gelernt, einige bestimmt auch Mobbing. Gerade diese Aspekte machen Sonea zu einer Identifikationsfigur großen Ausmaßes. Auch der Schulalltag wird sehr gut beschrieben. Ihr Unterricht in Heilkunst, Kriegskunst und Geschichte (und auch anderen Fächern) ist sehr interessant zu verfolgen, ebenfalls ihre charakterliche Entwicklung.
Auch die Passagen um Dannyl sind sehr interessant zu lesen. Durch seine Augen erfährt der Leser viel über die verbündeten Länder, ihre Bräuche, die Lebensart und Kultur. Auch geschichtliche Dinge werden durch seine Nachforschungen ans Licht gebracht. Geheimnisse, die seine Person betreffen und die im ersten Teil allenfalls angedeutet wurden, gewinnen an Gewicht. Man erfährt Dinge aus seiner Vergangenheit, aber auch vieles über seine Gefühlsebene, seine Toleranz. Die Figur Tayend, die Canavan ihm auf seinen Reisen zur Seite stellt, hat daran einen erheblichen Anteil. Oft konnte ich mich kaum entscheiden, ob ich lieber mehr über Sonea lesen wollte oder über Dannyl. Beide Erzählstränge haben vieles enthüllt und bei beiden waren Emotionen, Gedanken und Handlungen für den Leser nachvollziehbar und glaubwürdig.
Lorlens Passagen dagegen zogen sich mir oft zu sehr in die Länge. Seine Gedanken und Gefühle schienen sich in einer Endlosschleife zu befinden und die häufigen Wiederholungen gingen mir mit der Zeit ein wenig auf den Geist. Dennoch war es wichtig zu erkennen, wie auch er sich entwickelte. Ebenso Rothens Entwicklung, wenn auch nicht so in den Vordergrund gerückt, war bedrückend zu sehen, aber um einiges nachvollziehbarer als Lorlens.
Die neuen Figuren, die Canavan einführt - hier seien Dorrien, Rothens Sohn, und Regin, der Anführer der Mobber, genannt - sind erheblich besser aufgearbeitet als die Figuren, die nur noch am Rande erscheinen und die für den ersten Teil wichtig gewesen sind, wie zum Beispiel Cery. Generell, kann man sagen, hat sich Canavans Schreibstil, was ihre Charaktere angeht durchaus verbessert. Waren die Figuren im ersten Teil teilweise etwas blass, gesichtslos oder nicht ganz so glaubwürdig, gibt es in diesem Folgeband quasi eine 180-Grad-Drehung.
Der Leser dürfte jetzt keine Schwierigkeiten mehr haben, sich mit den Figuren zu identifizieren. Das eigentliche Problem führte zwar immer wieder zu Schwierigkeiten, stand für mich beim Lesen aber nicht so arg im Vordergrund. Der Werdegang der Figuren war für mich viel wichtiger zu entdecken als die Geheimnisse um die Morde oder die Gerüchte um schwarze Magie. Im Nachhinein würde ich sagen, dass sich potentielle Leser nicht von dem eher mittelmäßigen ersten Band abschrecken lassen sollten, denn der zweite Band ist ganz großartig geschrieben, wartet mit wunderbaren Charakteren auf und vielen unheimlich spannenden und interessanten Szenen.
Cover: Weiß mit Figur in Umhang. Leider nicht besonders innovativ und hätte mich in der Buchhandlung nicht angesprochen. Auch die Farbe der Kutte ergibt nur wenig bis gar keinen Sinn. Ich würde sagen, klarer Fall von schlecht gewählt.
Preis/Leistung: Hier habe ich nichts zu meckern. Ich habe das Buch zwar geschenkt bekommen, aber für diese tolle Leistung kann man sicher einmal 9,95 Euro erübrigen. Für das Geld bekommt man eine Gildenkarte und ein Glossar direkt mitgeliefert. (Das Glossar ist zwar nett, aber überhaupt nicht notwendig. Die Autorin schafft es auch so, alle nötigen Informationen in die Hauptgeschichte einfließen zu lassen)