Serie / Zyklus: nova SF Magazin - Das deutsche Magazin für Science Fiction und Spekulation, Band 9 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mitte April wurde die bereits seit einigen Monaten geduldig wartende Leserschaft des "deutschen Magazins für Science Fiction & Spekulation" mit der aktuellen Ausgabe von nova beglückt. Die Ausgabe enthält 10 Kurzgeschichten hiesiger Autoren, eine Gaststory des Belgiers Frank Roger und Sekundärbeiträge "über die Suche nach außerirdischem Leben" von Volker Wittmann und "über Einsteins Ideen in der Literatur" von Franz Rottensteiner.
Im Vordergrund stehen einmal mehr die Beiträge der deutschsprachigen Autoren unter denen sich lediglich ein längeres Werk verfasst von Helmuth W. Mommers findet.
Holger Eckardt eröffnet den Reigen mit "Logbuch Grotesque". Eine Story, die ihrem Titel mehr als gerecht wird und eindeutig der humorvollen Sparte zuzurechnen ist. Eine Raumschiffsbesatzung landet auf einen Planeten, dessen Bewohner den Figuren aus dem Disney-Universum mehr als nur ähneln. Der "Erstkontakt" verläuft so ganz anders als dies zu erwarten gewesen wäre. Die Story lädt einem ein wenig zum schmunzeln ein, mehr aber auch nicht.
In "Reflexionen" von Markus Gebelein wird der Leser in eine Welt entführt, in der die virtuelle Realität wie wir sie aus den frühen Cyberpunk-Werken kennen weiterentwickelt wurde. Die Menschen verbringen immer mehr Zeit innerhalb von virtuellen Realitäten, die überaus realistisch gestaltet werden können. Was wäre, wenn Gott in solch eine Zukunft zurückkehren würde? Wären die Menschen in der Lage ihn zu erkennen oder würden sie ihn nicht eher als ein Produkt einer virtuellen Realität sehen? Markus Gebelein vertritt hier die pessimistische Seite und läst einen kleinen Hoffnungsfunken aufblitzen, der aber als zu klein angesehen wird. Verpackt ist dies in einer dynamisch verfassten Rahmenhandlung, die aus der Perspektive eines Ich-Erzählers geschildert wird, und einem gut unterhält.
"Ethische Anomalien" von Uwe Post zählt ebenfalls zu den humorvollen Beiträgen dieser Ausgabe. Die Politiker agieren unterhalb einer medialen Käseglocke und bemerken dies gar nicht, da Ihnen eine feindliche Außenwelt vorgespielt wird. Als dann einer von Ihnen doch "ausbricht" findet er keine bedrohliche Außenwelt vor, sondern ein Volk, welches sich köstlich über das Verhalten der gewählten Politiker, welches ihnen mittels einer Daily-Soap präsentiert wird, amüsiert. Die Grundidee ist natürlich nicht neu, dafür aber schön gehässig in Szene gesetzt.
Eine etwas ungewöhnliche Erzählweise hat Björn Jagnow für "Drei utopische Kommentare" gewählt. Während der Inhalt der Kommentare als nicht besonders herausragend zu bezeichnen ist, so bietet die äußere Form doch eine wenn auch kurze, lesenswerte Abwechslung zu den anderen Kurzgeschichten.
Es folgt der längste Beitrag von Helmuth W. Mommers, einem der Mitbegründer von nova. Auf 36 Seiten entwickelt er in "Gepriesen sei die Große Mutter" ein waschechtes SF-Szenario. Auf einen lange abgeschnittenen ehemaligen Kolonialplaneten landet ein Kontaktkommando. Wie auf anderen ehemaligen Kolonialwelten haben sich die Bewohner von Lux IV technisch zurückentwickelt und eine vorindustrielle Entwicklungsstufe erreicht. Ihre Gesellschaftsform wird bestimmt durch eine extreme Form des Matriarchat. Dem Geschlechtsakt kommt die Bedeutung eines Zuchtaktes zu, wie es in der Tierzucht bereits in abgeschwächter Form angewandt wird. Mommers überzeichnet diesen Zuchtakt, stellt diesen in einem extremen Auswuchs dar, ohne nun den Leser dabei völlig zu überfordern. Die Mitglieder des Kontaktkommandos erfahren nach und nach die Hintergründe des ganzen . Allein deshalb benötigt Mommers einfach einiges an Raum, damit sich sein Storybogen auch entsprechend entwickeln kann. Zum Ende hin läst er die Bewohner von Lux IV nicht mit ihren Problemen allein, sondern bietet ihnen und dem Leser einen Hoffnungsschimmer. Das Thema Sexualität in der SF begleitet Helmuth W. Mommers nun bereits seit einigen Jahren und stellt für ihn ein Feld mit vielen Ideen dar. Sicherlich wäre es interessant zu erfahren, wie er auf die Idee zu dieser Story gekommen ist. Vielleicht war dies ein Fernsehbericht über das moderne Zuchtwesen.
"Welches Gesicht werde ich tragen?" von Hartmut Kasper zählt zu den kürzeren Beiträgen dieser Ausgabe. Kleine Roboter begleiten die Toten auf ihre letzte Reise durch den Kosmos und träumen von einer eigenständigen Existenz. Vom Stil her nicht ganz so vordergründig in Szene gesetzt wie bei anderen Beiträgen. Aufgrund der Kürze aber nicht mehr als ein Lesehappen.
Allein der Titel läst bereits die Vermutung zu, dass es sich bei "Der Misthaufen am Ende des Universums" aus der Feder von Hartmut Schönherr um einen weiteren humorvollen Beitrag handelt. Hier reist ein Raumfahrer, der fast nur aus einer riesigen Nase besteht und dementsprechend empfindlich auf Gerüche aller Art reagiert, ans Ende des Universums, um den Schöpfer zu begegnen. Hätte er es man lieber gelassen, dann wäre das Bild eines gütigen und allwissenden Gottes nicht zerstört worden. Eine kleine, unterhaltsame Story.
Michael Schneiberg bietet seine Leser in "Jackville und der Geisterhund" einen Beitrag, dessen erzählerische Ausarbeitung an die von Legenden erinnert. Der SF-Hintergrund erschließt sich einem nicht direkt, vielmehr erwartet man als Leser aufgrund der Erzählform eine etwas andere Grundstory als nun ausgerechnet ein reines SF-Thema. Deswegen hebt sich diese Story auch von den meisten ab und bietet eine Abwechslung.
Es folgt "Ares Vallis" von J. Th. Thanner, der eine klassische Zeitreisestory präsentiert. Die Landung der ersten Marsmission ist dafür verantwortlich, dass in ferner Zukunft 10 Millionen Menschen ihr Leben verlieren. Mit der Erfüllung ihres Auftrags legt die Besatzung den Keim des Untergangs der gesamten Kolonie. Kein Wunder also, wenn eine zukünftige Menschheit versucht diese Katastrophe zu verhindern. Die Story weiß zu unterhalten, hinterläst allerdings keinen bleibenden Eindruck.
In Ernst Vlcek Story "Der Leck-mich-am-Arsch" erinnert sich ein älterer Herr an eine über vierzig Jahre zurückliegende Begegnung mit einem Außerirdischen, der ihm nach all diesen Jahren ein Lebenszeichen zukommen läst. Ganz amüsant verfasst und mit einem kleine Schmunzeln auf den Lippen zu lesen. Einen nachhaltigen Eindruck hinterläst aber auch diese Story nicht.
Zum Abschluss dann eine Kurzgeschichte von Niklas Peinecke mit dem Titel "Sie spricht zu mir". Hierbei handelt es sich um einen Krimi, der wirklich auf einer phantastischen Idee beruht. Sicherlich nicht neu, aber in seiner Kürze gut zu Papier gebracht. Inhaltlich dreht es sich um die Erkenntnis, dass nicht nur die menschliche Gesellschaft sich weiterentwickelt, sondern durchaus auch die Räume in denen sie leben. Was wäre, wenn sich diese ihrer selbst bewusst werden würden? Meiner Meinung nach eine lesenswerte Idee, die durchaus eine umfangreichere Ausarbeitung verdient gehabt hätte.
Damit hätte ich die Storys der hiesigen Autoren jeweils kurz erwähnt und muss feststellen, dass mir keine nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Es fehlen Werke wie die von Thorsten Küper und Micheal K. Iwoleit aus den letzt jährigen Ausgaben von nova, die aus der Masse der veröffentlichten Kurzgeschichten herausragen und einem einfach im Gedächtnis kleben bleiben. Die vorliegenden Werke sind schriftstellerisch als durchschnittlich bis knapp überdurchschnittlich einzustufen und wissen zumeist zu unterhalten. Mehr aber auch nicht, so dass die aktuelle Ausgabe von nova insgesamt schwächer einzustufen ist wie die beiden vorherigen.
Bestellmöglichkeit und Infos unter: www.nova-sf.de
Im Vordergrund stehen einmal mehr die Beiträge der deutschsprachigen Autoren unter denen sich lediglich ein längeres Werk verfasst von Helmuth W. Mommers findet.
Holger Eckardt eröffnet den Reigen mit "Logbuch Grotesque". Eine Story, die ihrem Titel mehr als gerecht wird und eindeutig der humorvollen Sparte zuzurechnen ist. Eine Raumschiffsbesatzung landet auf einen Planeten, dessen Bewohner den Figuren aus dem Disney-Universum mehr als nur ähneln. Der "Erstkontakt" verläuft so ganz anders als dies zu erwarten gewesen wäre. Die Story lädt einem ein wenig zum schmunzeln ein, mehr aber auch nicht.
In "Reflexionen" von Markus Gebelein wird der Leser in eine Welt entführt, in der die virtuelle Realität wie wir sie aus den frühen Cyberpunk-Werken kennen weiterentwickelt wurde. Die Menschen verbringen immer mehr Zeit innerhalb von virtuellen Realitäten, die überaus realistisch gestaltet werden können. Was wäre, wenn Gott in solch eine Zukunft zurückkehren würde? Wären die Menschen in der Lage ihn zu erkennen oder würden sie ihn nicht eher als ein Produkt einer virtuellen Realität sehen? Markus Gebelein vertritt hier die pessimistische Seite und läst einen kleinen Hoffnungsfunken aufblitzen, der aber als zu klein angesehen wird. Verpackt ist dies in einer dynamisch verfassten Rahmenhandlung, die aus der Perspektive eines Ich-Erzählers geschildert wird, und einem gut unterhält.
"Ethische Anomalien" von Uwe Post zählt ebenfalls zu den humorvollen Beiträgen dieser Ausgabe. Die Politiker agieren unterhalb einer medialen Käseglocke und bemerken dies gar nicht, da Ihnen eine feindliche Außenwelt vorgespielt wird. Als dann einer von Ihnen doch "ausbricht" findet er keine bedrohliche Außenwelt vor, sondern ein Volk, welches sich köstlich über das Verhalten der gewählten Politiker, welches ihnen mittels einer Daily-Soap präsentiert wird, amüsiert. Die Grundidee ist natürlich nicht neu, dafür aber schön gehässig in Szene gesetzt.
Eine etwas ungewöhnliche Erzählweise hat Björn Jagnow für "Drei utopische Kommentare" gewählt. Während der Inhalt der Kommentare als nicht besonders herausragend zu bezeichnen ist, so bietet die äußere Form doch eine wenn auch kurze, lesenswerte Abwechslung zu den anderen Kurzgeschichten.
Es folgt der längste Beitrag von Helmuth W. Mommers, einem der Mitbegründer von nova. Auf 36 Seiten entwickelt er in "Gepriesen sei die Große Mutter" ein waschechtes SF-Szenario. Auf einen lange abgeschnittenen ehemaligen Kolonialplaneten landet ein Kontaktkommando. Wie auf anderen ehemaligen Kolonialwelten haben sich die Bewohner von Lux IV technisch zurückentwickelt und eine vorindustrielle Entwicklungsstufe erreicht. Ihre Gesellschaftsform wird bestimmt durch eine extreme Form des Matriarchat. Dem Geschlechtsakt kommt die Bedeutung eines Zuchtaktes zu, wie es in der Tierzucht bereits in abgeschwächter Form angewandt wird. Mommers überzeichnet diesen Zuchtakt, stellt diesen in einem extremen Auswuchs dar, ohne nun den Leser dabei völlig zu überfordern. Die Mitglieder des Kontaktkommandos erfahren nach und nach die Hintergründe des ganzen . Allein deshalb benötigt Mommers einfach einiges an Raum, damit sich sein Storybogen auch entsprechend entwickeln kann. Zum Ende hin läst er die Bewohner von Lux IV nicht mit ihren Problemen allein, sondern bietet ihnen und dem Leser einen Hoffnungsschimmer. Das Thema Sexualität in der SF begleitet Helmuth W. Mommers nun bereits seit einigen Jahren und stellt für ihn ein Feld mit vielen Ideen dar. Sicherlich wäre es interessant zu erfahren, wie er auf die Idee zu dieser Story gekommen ist. Vielleicht war dies ein Fernsehbericht über das moderne Zuchtwesen.
"Welches Gesicht werde ich tragen?" von Hartmut Kasper zählt zu den kürzeren Beiträgen dieser Ausgabe. Kleine Roboter begleiten die Toten auf ihre letzte Reise durch den Kosmos und träumen von einer eigenständigen Existenz. Vom Stil her nicht ganz so vordergründig in Szene gesetzt wie bei anderen Beiträgen. Aufgrund der Kürze aber nicht mehr als ein Lesehappen.
Allein der Titel läst bereits die Vermutung zu, dass es sich bei "Der Misthaufen am Ende des Universums" aus der Feder von Hartmut Schönherr um einen weiteren humorvollen Beitrag handelt. Hier reist ein Raumfahrer, der fast nur aus einer riesigen Nase besteht und dementsprechend empfindlich auf Gerüche aller Art reagiert, ans Ende des Universums, um den Schöpfer zu begegnen. Hätte er es man lieber gelassen, dann wäre das Bild eines gütigen und allwissenden Gottes nicht zerstört worden. Eine kleine, unterhaltsame Story.
Michael Schneiberg bietet seine Leser in "Jackville und der Geisterhund" einen Beitrag, dessen erzählerische Ausarbeitung an die von Legenden erinnert. Der SF-Hintergrund erschließt sich einem nicht direkt, vielmehr erwartet man als Leser aufgrund der Erzählform eine etwas andere Grundstory als nun ausgerechnet ein reines SF-Thema. Deswegen hebt sich diese Story auch von den meisten ab und bietet eine Abwechslung.
Es folgt "Ares Vallis" von J. Th. Thanner, der eine klassische Zeitreisestory präsentiert. Die Landung der ersten Marsmission ist dafür verantwortlich, dass in ferner Zukunft 10 Millionen Menschen ihr Leben verlieren. Mit der Erfüllung ihres Auftrags legt die Besatzung den Keim des Untergangs der gesamten Kolonie. Kein Wunder also, wenn eine zukünftige Menschheit versucht diese Katastrophe zu verhindern. Die Story weiß zu unterhalten, hinterläst allerdings keinen bleibenden Eindruck.
In Ernst Vlcek Story "Der Leck-mich-am-Arsch" erinnert sich ein älterer Herr an eine über vierzig Jahre zurückliegende Begegnung mit einem Außerirdischen, der ihm nach all diesen Jahren ein Lebenszeichen zukommen läst. Ganz amüsant verfasst und mit einem kleine Schmunzeln auf den Lippen zu lesen. Einen nachhaltigen Eindruck hinterläst aber auch diese Story nicht.
Zum Abschluss dann eine Kurzgeschichte von Niklas Peinecke mit dem Titel "Sie spricht zu mir". Hierbei handelt es sich um einen Krimi, der wirklich auf einer phantastischen Idee beruht. Sicherlich nicht neu, aber in seiner Kürze gut zu Papier gebracht. Inhaltlich dreht es sich um die Erkenntnis, dass nicht nur die menschliche Gesellschaft sich weiterentwickelt, sondern durchaus auch die Räume in denen sie leben. Was wäre, wenn sich diese ihrer selbst bewusst werden würden? Meiner Meinung nach eine lesenswerte Idee, die durchaus eine umfangreichere Ausarbeitung verdient gehabt hätte.
Damit hätte ich die Storys der hiesigen Autoren jeweils kurz erwähnt und muss feststellen, dass mir keine nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Es fehlen Werke wie die von Thorsten Küper und Micheal K. Iwoleit aus den letzt jährigen Ausgaben von nova, die aus der Masse der veröffentlichten Kurzgeschichten herausragen und einem einfach im Gedächtnis kleben bleiben. Die vorliegenden Werke sind schriftstellerisch als durchschnittlich bis knapp überdurchschnittlich einzustufen und wissen zumeist zu unterhalten. Mehr aber auch nicht, so dass die aktuelle Ausgabe von nova insgesamt schwächer einzustufen ist wie die beiden vorherigen.
Bestellmöglichkeit und Infos unter: www.nova-sf.de
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