Serie: Orbital, Band 2.1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Für Kaleb bedeutet dieses nicht nur, dass er es schaffen muss, die malaysischen Behörden zur Zurückhaltung zu bewegen und ein Auge auf die Fischer zu haben, die sich um ihre Fanggründe und ihren Lebensunterhalt sorgen, sondern dass er auch seine eigenen Vorurteile gegenüber den äußerst fremdartigen, kannibalistischen Rapakhuns in den Griff bekommen sollte. Überschattet werden die Ermittlungen zudem durch das Eintreffen der sandjarischen Gesandten, deren Auftreten Izzua vor Augen ruft, dass er/sie sich mit dem politischen Weg, dem sein/ihr Volk seit Langem folgt, nicht mehr identifizieren kann und will.
Als die Ermittlungen - die Befragung der Aliens sowie die Untersuchung der gefundenen Kadaver - keine Aufschlüsse über den Verursacher des Fischsterbens geben, in den Mangrovensümpfen jedoch nun Menschen von einer unbekannten Macht getötet werden, entschließen sich die beiden Agenten, den Planeten aufzusuchen, auf dem die Rapakhuns zuvor Station gemacht hatten.
Nach dem Doppelband mit dem Titel „Brüche“, welcher das komplette erste Abenteuer der beiden IDA-Agenten erzählte, schildert „Nomaden“ den Beginn der zweiten Mission Swanys und Izzuas.
Wie gehabt ist Sylvain Runbergs primäres Anliegen nicht vordergründige Action oder die Inszenierung hohler Poser, sondern der Entwurf einer im Sinne einer Social Fiction komplexen Welt, in der sowohl plausible Gesellschaftsstrukturen, als auch die Psychologie der Figuren zu handlungsbestimmenden Größen werden.
Verglichen mit zahlreichen anderen Veröffentlichungen des SF-Comic-Mainstreams, wirkt „Nomaden“ durch seine Rückblenden in die Vergangenheit der beiden Hauptprotagonisten sowie die Fokussierung auf die diplomatischen Verwicklungen und eine eher 'klassische' Detektiv-Geschichte vor einem utopischen Hintergrund relativ behäbig erzählt, so dass Fans epischer Space Operas wahrscheinlich nicht auf ihre Kosten kommen. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte originell, spannend konstruiert und bietet nicht zuletzt durch die Rapakhuns einiges an exotischem SF-Flair.
Das Artwork Pellés ist gleichermaßen unspektakulär in dem Sinne, dass es sich ganz in den Dienst der Geschichte stellt, wie visuell eigenständig und ansprechend, auch wenn es ihm etwas an Dynamik mangelt. Die Koloration verleiht mit ihren ins Schmutzige spielenden, pastellhaften, dominanten Braun-, Blaugrau- und Gelb-Tönen der Geschichte eine fast schon surreale, auf jeden Fall jedoch intensive Atmosphäre.
Fazit: eine ambitionierte, ruhig erzählte und fesselnde Science-Fiction-Geschichte, die weniger durch Action und Bilder als vielmehr durch den interessanten Hintergrund sowie die starken Charaktere lebt.