Titel: Nicht die Welt Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Es fällt schwer, das Buch richtig zu beschreiben, weil es nichts gibt, an dem man die Beschreibung festmachen kann. Vorneweg gesagt: Das Buch ist sicher nicht für die große Masse der Leser geeignet. Es wird in seiner seltsamen Art ein Buch bleiben, an dem sich ein paar wenige reiben und ein paar wenige Gefallen finden werden.
Die Personen sind alle namenlos. Das ist auf den ersten Blick störend, aber man erkennt die einzelnen Figuren anhand ihrer Beschreibung wieder. Nur leider bleibt es bei der Beschreibung. Die Personen entwickeln kein Eigenleben. Dahingegen sind sie grundlos unverständlich in ihrer Handlungsweise. Hinzu kommt, dass es sich bei den handelnden Personen um sehr oberflächliche Charaktere handelt. Im Wesen wie in der Handlung.
Diese Handlung widmet sich einer namenlosen Stadt in einem namenlosen Land einer namenlosen Welt. Die Stadt ist umgeben von Wächtern, die verhindern sollen, dass jemand sie bestritt. Nur alte Menschen werden eingelassen. Da niemand die Stadt lebend verlässt, kann man sie auch als Totenstadt bezeichnen. Mit dem Hintergrund, dass hier eine tödliche radioaktive Strahlung vorherrscht. Seltsamerweise leben in dieser Stadt Kinder die dem Tode trotzen, so gut es eben geht. Ihr Leben ist kurz, dafür frei und lebhaft. Und dann erscheint ein junger Mann, um ein Papier zu finden, das die Welt verändern soll. Dabei überlässt der Autor Karsten Krepinsky es dem Leser, sich die verschiedenen Örtlichkeiten anhand der grob umrissenen Merkmale auszudenken. Die Sichtweise, so man sie so nennen will, ist etwas verwirrend, weil wir eher an den Gedanken der unterschiedlichen Personen teilhaben, weniger an ihrem direkten Erleben. Zudem ist es anfangs schwierig herauszufinden, wer gerade im Vordergrund steht. Das Gleiche gilt für die Beschreibung der Alltagsgegenstände, die ungewöhnliche Bezeichnungen tragen.
Nicht die Welt beschreibt eine postapokalyptische Welt. Die handelnden Charaktere bleiben durch ihre Namenlosigkeit sehr abstrakt, auch wenn langsam klar wird, dass die Einzelnen irgendwie zusammengehören. Eine Identifizierung mit ihnen ist nicht möglich. Daher baut sich auch keine Spannung auf. Da hilft es nicht, wenn der Autor mit knappen Sätzen eine gewisse Schnelligkeit hineinbringt. Es bleibt ein Gefühl der Beklemmung. Zwar ist das durchaus bei einer Zukunftsgeschichte mit negativem Trend erwünscht, wenn der Leser selbst jedoch davon depressiv wird, hat auch das Buch sein Ziel verfehlt. Ein zweites Ziel, das man sich selbst nennen könnte, ist, selbst nachdenken zu müssen. Dies gilt insbesondere für die Handlung und deren unverhofftes, verstörendes und unerfülltes Ende. Endzeitstimmung pur.