Serie: Nevare-Trilogie, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nachdem der Kavalla-Student Nevare die Fleckseuche überlebte, macht er sich auf den Weg nach Hause. Er hat die Erlaubnis erhalten, an der Hochzeit seines Bruders teilzunehmen. Außer seinem Pferd nimmt er noch etwas mit: Sein Körper hat die Seuche zwar überstanden, doch statt wie jeder andere, der die Seuche überlebte, abzunehmen, tritt das Gegenteil bei ihm auf. Er wird immer dicker. Nevare freut sich für seinen Bruder, dass dieser seine Angebetete heiratet. Aber noch mehr freut er sich auf seine Verlobte Carsina. Auf der Reise nach Hause macht ihm sein Fleck-Ich zu schaffen. Jenes Ich, das durch die Seuche entstand und langsam die Oberhand im gemeinsamen Körper anstrebt. Nevare spürt die Magie des Flecken-Ichs und die Auswirkungen. Bei der Reise erblickt er zum ersten Mal die spindelförmige Felsnadel der Flachländermagie. Sein Fleck-Ich übernimmt kurzfristig die Kontrolle und zerstört die Spindel und damit die Flachländermagie.
Endlich auf dem Gut seiner Eltern angekommen, sorgt er für Entsetzen. Obwohl er während der Reise kaum etwas gegessen hat, nahm er unheimlich zu. Sein Vater kann den verfetteten Sohn nicht ertragen. Auf der Hochzeit schließlich bringt er Schande über die Familie mit seinem Aussehen. Sogar seine Verlobte Carsina will nichts mehr von ihm wissen. Seine Beteuerungen, die Seuche sei an seinem Zustand schuld, glaubt ihm keiner, weil jeder mit Sicherheit weiß, dass man nach der Seuche rappeldürr wird. Nevare wird auf eine Zwangsdiät gesetzt und harte körperliche Arbeit soll für eine Gewichtsreduzierung sorgen. Das ist zumindest der Plan des Vaters, der jedoch nicht aufgeht. Stattdessen gewinnt Nevare weiter an Gewicht. Kurz darauf erreicht ihn ein Schreiben der Garnison. Er ist entlassen, aus gesundheitlichen Gründen. Dieses Schreiben sorgt für einen endgültigen Bruch mit seinem Vater. Kurz darauf sucht die Seuche das Gut heim und fast die ganze Familie stirbt daran. Die Folge für Nevare: Sein Vater verstößt ihn nun endgültig.
Nevare zieht es in den Wald. Er will von den Fleckleuten erfahren, was es mit seiner Fettsucht auf sich hat. So zieht er weg von zu Hause und trifft auf Amzil, eine ehemalige Hure, und deren Kinder. Eine Zeit lang hilft er ihr in dem vergessenen Dorf am Ende der Königsstraße. Nevare hat sich schon damit abgefunden, hier seinen Lebensabend zu verbringen, als er auf den verwundeten Kavalla-Scout Buel Hitch trifft. Buel überredet ihn, zur Garnison Getty weiterzureisen. Hier erhält er auf Buels Empfehlung den Job des Friedhofswärters. Der Job ist nicht gern gesehen, denn die Fleckleute stehlen die Leichen und hängen sie in den Wald. Die Gegend leidet unter einer bedrückten und verängstigten Atmosphäre, was die Leute dazu bringt, kaum zu arbeiten - und schon gar nicht an der Straße des Königs. Als die Fleckleute wieder Leichen stehlen, macht sich Nevare, der seine Freunde Epiny und Spink wiedertraf, auf den Weg, die Leichen zurückzubringen. Das ist leichter gesagt als getan. Im Wald trifft er Olikea, die ihm erzählt, er sei ein "Großer", einer, der große Magie wirken kann. Sie mästet Nevare, nach dem Motto „Je dicker, desto besser“ für die Magie.
Wieder zurück, versucht er zwischen den Gerniern und den Fleckleuten zu vermitteln. Ausgerechnet zu einer Inspektionsrunde soll ein neuer Angriff mit der Seuche erfolgen. Aber sein Fleck-Ich kennt keine Gnade.
Es ist schade dass Robin Hobb alias Margaret Astrid Lindholm Ogden sich so auf die Hauptfigur Nevare versteift. Sein Fettsuchtproblem, eines der amerikanischen Bevölkerung im Allgemeinen, wird zwar behandelt, aber mit "Die Seuche ist schuld" bietet sie weder ihrem Helden noch der lesenden Gesellschaft eine Lösung. Bei Nevare ist es die Seuche, bei den Amerikanern ist es die Werbung. Immer jemand anderes. Trotzdem gelang es der Autorin nicht, mich ganz zu überzeugen. Wenn sie jedoch vorhatte, beim Leser ein Ekelgefühl gegenüber Nevare und seiner Fettleibigkeit hervorzurufen, dann ist ihr das gelungen. Mit dem Nachteil, dass er jetzt den Unsympathen der Erzählung darstellt. Eine weitere Einzelheit, an die die Autorin anknüpft, ist die amerikanische Geschichte um Gettysburg, bei ihr schlicht Getty genannt. Die Haupthandlung ist jedoch der Vater-Sohn-Konflikt. Ihm widmet die Autorin sehr viel Platz.