Reihe: Jake Sloburn, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Langsam wird Jakob, Jan, Olli und Bert bewusst, dass ihre Zeiten als “die Jungs” sich dem Ende zuneigen. Eine letzte große Sause, eine Art vorgezogener Junggesellenabschied soll nun einen Schlussstrich darunter ziehen. Als Ziel für diesen “Ausflug” haben sie sich ein Bordell ausgesucht. Was Anfangs noch nach einem im wörtlichen Sinn geilen Spaß klingt, entwickelt sich schnell zu einem Horrortrip.
Kritik:
Wieder einmal haben wir es heute mit einem Selfpublisher zu tun. Der Name Lutz C. Frey war mir kein Begriff, bis der Hinweis auf “Nest” bei Facebook auftauchte. Die Leseprobe wusste bereits zu überzeugen und so war es klar, dass ich auch den Rest der Novelle lesen würde. Selbst ohne Leseprobe hätte vermutlich schon das gelungene Cover den “Haben wollen”-Instinkt geweckt.
Die Geschichte ist dabei wohl kein Novum, schnell sieht zumindest der Filmfreund doch leichte Parallelen zu “From Dusk Till Dawn”. Auf den ersten Blick würde ich das auch unterstreichen, im Verlauf der Handlung löst sich dieser Eindruck jedoch wieder in Wohlgefallen auf, beziehungsweise tritt stark in den Hintergrund. Für meinen Geschmack hat der Autor sich etwas zu lange mit dem Vorgeplänkel der vier Jungs aufgehalten, bevor er zur Sache gekommen ist, glücklicherweise wurde es aber dennoch nie langweilig und ließ den Leser schon recht bald entdecken, dass in diesem speziellen Puff irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Die sich zunächst gemächlich aufbauende, düstere Stimmung schwenkt dann auch schnell um, wird zunehmen bedrohlicher und interessanter. Ab dem Auftritt der Hauptfigur Sloburn schließlich geht es in actionreicher Manier dann Knall auf Fall weiter.
Die Figuren sind dabei eher nebensächlich. Zwar haben die vier Jungs einen ausreichenden Hintergrund mit auf den Weg bekommen, bleiben aber in letzter Instanz Kanonenfutter. Das ist allerdings auch nicht so schlimm, da man einzig Jakob tatsächlich als echten Sympathieträger sehen kann. Über Jake Sloburn erfährt man hingegen recht wenig. Seine mysteriösen Hintergründe bleiben im Dunkeln, was aber hinsichtlich der Figurenzeichnung nicht verwunderlich und auch absolut nicht störend auf mich wirkte.
Lutz C. Freys Stil wusste zu gefallen. Es zieht sich ein klarer Hang zu Zynismus und schwarzem Humor durch “Nest”, welcher schließlich (und das wird wohl das erste und einzige Mal sein, dass ich so etwas von mir gebe) im lesenswerten Impressum (sic!) seinen Höhepunkt findet. Der Autor hat einen sehr klaren und schnellen Stil, der die besonders im Finale verstärkt auftretende Action betont und unterstreicht. Oftmals trifft man bei Selfpublishern dazu auf die Problematik, dass ihre Veröffentlichungen nur bedingt korrigiert und lektoriert wurden – in diesem Punk kann man absolut Entwarnung geben. “Nest” ist erfreulich fehlerfrei, mir ist lediglich an einer Stelle ein fehlendes Leerzeichen aufgefallen. Sehr gut!
Fazit:
“Nest” ist ein sehr gelungener Auftakt der klar auf Fortsetzungen ausgelegten Jake Sloburn-Reihe. Zynischer, schwarzer Humor trifft auf eine mysteriöse Hauptfigur, einen gelungenen Spannungsaufbau und einen Schreibstil, der wunderbar verdaulich ist. Ich für meinen Teil hoffe darauf, dass Frey schon bald eine Fortsetzung heraus bringt (was hinsichtlich der Tatsache, dass diese Novelle noch nicht einmal bei Amazon verfügbar ist vielleicht etwas vermessen klingt).
8/10 Punkten