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Titel/Originaltitel: Neo-Delphi.com - Der Geruch der Angst (2009) Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die Internetseite Neo-Delphi.com ist die Büchse der Pandora der Superreichen, die sich der Dienste der unbekannten Macher dieser Seite bedienen. Verständlich, dass alle Hacker der Erde versuchen, diese Seite zu knacken, doch noch keinem ist es gelungen. Auch Magaly Leslie versucht ihr Glück, doch auch ihr mag es lange Zeit nicht gelingen. Als es ihr am Ende doch gelingt, wird sie in die Vergangenheit geschleudert und sie entdeckt, dass hinter Neo-Delphi ein uralter Geheimbund steht, der ebenfalls uralte Feinde hat. Ohne es zu wollen, geraten sie und ihre beste Freundin Evelynn zwischen die Fronten eines Krieges, der auf verschiedensten Ebenen ausgetragen wird.
Das Buch wird als kühner Genre-Mix verkauft. Falsch ist diese Aussage nicht, doch man sollte bedenken, dass kühn nicht unbedingt ein Synonym für klug sein muss. Autor Lucas Bahl bedient sich so ziemlich bei jedem drittklassigen Klischee der verschiedensten Genres und man kann dieses Buch auch als „Worst of both worlds“ bezeichnen. Harte Worte? Ich will diese untermauern anhand des ersten Höhepunkts des Buchs.
Eine Gruppe von Gothik-Rockern macht sich an die beiden Mädels ran, lockt sie auf eine Burgruine, um zum einen Evelynn für eine dunkles Ritual zu opfern und zum anderen Magaly zu zwingen, für sie in das Netzwerk von neo-delphi.com einzudringen. Kurz bevor das Mädchen tatsächlich den Code knackt, schlüpft eine Art Dämon durch das Dimensionstor und schlachtet die Rocker ab. Die Polizei stürmt den Hügel und kann die beiden Mädchen retten. Aha. Ein wahrhaft kühner Storymix.
Später wird es aber nicht besser. Magaly und Evelynn reisen nach Osteuropa, um in die Hände eines Mafia-Rings zu geraten, der aus den Gehirnsäften von Menschen ein Unsterblichkeitsserum produziert. Der einzige Lichtblick in dieser Achterbahnfahrt mieser Klischees ist die Reise in die Vergangenheit, die tatsächlich gelungen beschrieben ist, aber viel zu kurz kommt. Leider nimmt dieser Teil nur ca. ein Fünftel des Buchs ein. Der Rest erzählt von den wirren Abenteuern der beiden Mädels. Irgendwo im Internet hat jemand das Buch als "Hanni und Nanni im Geisterschloss" bezeichnet. Das kann ich so nicht stehen lassen. Es müsste korrekterweise heißen: Hanni und Nanni und die Terroristen. Kaum zu glauben, dass Lucal Bahl freiberuflicher Schriftsteller und Journalist ist. So einen Roman hätte ich eher von jemandem erwartet, der seine nicht veröffentlichungswürdigen Ergüsse bei Books on Demand oder über einen Druckkostenzuschussverlag vertreibt. Irgendwie ist das Ganze ein wenig schade, denn die Idee an sich wäre gar nicht mal so schlecht gewesen und das Szenario hätte durchaus die Basis für einen gelungenen Genre-Crossover-Roman sein können.
3 von 10 Punkten