Reihe: Necrophobia - Meister der Angst (Band 3) Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Mit der Anthologie „Zart wie Babyhaut“ legt Frank Festa bereits den dritten Band der Necrophobia-Reihe vor. Wie auch die beiden Vorgängerbände, bietet der Inhalt eine ausgewogene Mischung aus modernen, zum Teil in Deutschland noch unbekannten Autoren sowie klassischen Geschichten. Doch egal ob modern oder klassisch, Frank Festa gibt ihnen zurecht die Bezeichnung „Meister der Angst“.
Insgesamt 19 Autoren geben sich in dieser Anthologie die Klinke in die Hand. Den Anfang macht hierbei F. Paul Wilson, dessen Kurzgeschichte auch zugleich den Titel der Anthologie lieferte. In seiner recht fiesen Geschichte geht es schlicht und ergreifend um unser Konsumverhalten. Wilson kratzt hier beabsichtigt an moralischen Werten und macht sich gleichzeitig über sie lustig. Als Einstimmung auf den übrigen Band kann sie nicht genug gewürdigt werden. Mit Brett McBean bietet uns Frank Festa einen ersten Vorgeschmack auf einen von ihm entdeckten australischen Autor, dessen Horrorthriller „Mutter“ demnächst ebenfalls im Festa Verlag erscheinen wird. Seine Kurzgeschichte „Genie eines kranken Geistes“ gehört zu den knalligsten Erzählungen, die mir bisher untergekommen sind. McBean muss sich keineswegs hinter den Großen des Horrors verstecken. Ein hervorragender Schreibstil und eine extrem spannende Story voller kranker Ideen. Mehr kann man sich nicht wünschen. Karl Edward Wagner steht dem in nichts nach. Mit „Das Bildnis des Jonathan Collins“ liefert er seine Version zu Dorian Gray. Derb und wunderbar zugleich. Auch Greg F. Gifune hat Frank Festa für den deutschen Markt entdeckt. Demnächst werden seine Romane im Festa Verlag erscheinen. „Vollendete Vergangenheit“ ist eine Mischung aus klassischer und moderner Horrorgeschichte. Gifune ist ein wahrer Ästhet des Grauens. Sein Schreibstil ist geradezu einzigartig. Man könnte ihn als verletzliches Grauen bezeichnen: eine Mischung aus gefühlvoll und extrem hart. Chat Williamsons „Ameisen“ ist in diesem Band eindeutig der Stimmungsmacher. Seine Kurzgeschichte über einen Mann, der Ameisen nicht ausstehen kann, ist einfach herrlich. Graham Masterton bietet mit „Der Junge von Ballyhooly“ eine schöne, viktorianisch angehauchte Horrorgeschichte, die man sehr gerne liest.
Als klassische Autoren finden sich in „Zart wie Babyhaut“ u. a. Walter De La Mare mit seiner Geschichte „Der Spiegel“, die stark an Henry James’ „Das Drehen der Schraube“ erinnert. Mary E. Counselmans „Die drei markierten Pennys“ ist eine recht unheimliche Geschichte über einen seltsamen Wettbewerb in einer Kleinstadt. „Das Haus der Tänzerin“ von Frederick Cowles gehört sicherlich zu den schönsten Geschichten in diesem Band. Sie handelt von dem Miniaturporträt einer schönen Frau, die ein schreckliches Geheimnis umgibt.
Der dritte Band der Necrophobia-Reihe ist wiederum ein wahres Fest für jeden Horrorfan. Jede einzelne Geschichte verspricht einen wunderbaren Genuss. Nach dem Beenden des Buches schleckt man sich regelrecht die Finger. - Und das, was auf dem Buchrücken steht, stimmt wirklich: Es sind die besten Horrorgeschichten der Welt. Da gibt es gar keine Frage.