Reihe: Die Nebelgeborenen, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Seit tausend Jahren regiert der oberste Herrscher als eine Art Gottkaiser mit eiserner Hand sein Reich und unterdrückt die gewöhnlichen Skaa bis aufs Blut. Nach Jahrhunderten der Unterdrückung ist der Wille der Sklaven gebrochen und die halbherzigen Versuche, einen Umsturz herbeizuführen, scheitern an der Macht des Reichs und des obersten Herrschers. Besonders aber sind es die sogenannten Allumanten, allen voran die Inquisitoren, die jeden Widerstand im Keim ersticken. Allumanten können mittels Einnahme verschiedenste Metalle verbrennen und so Sinne oder Kraft erhöhen oder gar Einfluss auf Metalle nehmen und diese bewegen. Die meisten können nur ein Metall kontrollieren, aber sehr wenigen, den sogenannten Nebelgeborenen, ist es vergönnt, alle 10 Metalle kontrollieren zu können. Nur dem Adel des Reichs sind diese Fähigkeiten gegeben und harte Gesetze verhindern jeglichen Nachwuchs aus einer Skaa-und-Adel-Verbindung, aber es kommt immer wieder vor, dass ein Skaa besondere Fähigkeiten zeigt wie Kelsier, der als Nebelgeborener den Auftrag übernimmt, für den Widerstand eine Armee auszuheben. Es ist schwierig, die eingeschüchterten Skaa zum aktiven Kampf zu bewegen, aber Kelsier will mehr. Er will die Hauptstadt Luthadel erobern und den obersten Herrscher töten. Ein ehrgeiziger Plan, doch er hat eine Scharr draufgängerischer Helden um sich gescharrt, die bereit sind, für seine verrückten Pläne das Leben zu geben. Und da ist noch Vin, ebenfalls eine nebelgeborene Skaa mit erstaunlichen Fähigkeiten.
Brandon Sandersons Auftakt zur Trilogie der Nebelgeborenen ist einfach nur gelungen. Gezielt scheint der Autor zu versuchen die gängigsten Klischees weitestgehend zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen, und so geht es in dem Buch nicht um Bedrohungen oder Eroberungen, sondern um eine Revolution. Schauplatz ist Luthadel und es gibt mit Kelsier und Vin zwei Protagonisten, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird. Besonders die Figur Vin ist dem Autor sehr gelungen. Er füllt sie mit vielen Facetten und gibt ihr ein durchaus logisches Handlungsmuster (was beileibe in der Fantasy-Literatur bei weiblichen Protagonisten nicht selbstverständlich ist). Zusammen mit Vin erfährt der Leser während der Lektion von Kelsier, was es mit der Allumantie auf sich hat. Brandon Sanderson hat sich ein faszinierendes, streng logisches System für seine „Magie“ in dem Roman ausgedacht und die Beschreibungen sind großartig. Es sind vor allem die Wirkungen von Paaren aus reinen Metallen und Legierungen, die die ganze Sache so faszinierend machen. Dies trifft aber auch auf die ganze Welt und die Nebenfiguren zu. Der Autor zeigt großes Talent und es macht einfach Spaß, in diese sehr gut durchdachte Welt einzutauchen, die eine Reichhaltigkeit bietet, wie man sie selten in der Fantasy-Literatur findet. Selbst bei längerem Überlegen kann ich keinen Kritikpunkt an der Geschichte finden und so hält mich nichts davon aber, diesem sehr gelungenen Werk die Höchstpunktezahl zu geben:
10 von 10 Punkten.