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Reihe: Nebel-Trilogie, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Sommer 1943. Max, dessen dreizehnter Geburtstag bevorsteht, und seine achtjährige Schwester Irina fliehen mit ihrer Familie, dem Uhrmacher Maximilian Carver und Frau, aus der Stadt in ein kleines, beschauliches Fischerdorf am Meer, den Schrecken des Krieges und die dazugehörigen Gewaltgräuel hinter sich lassend. Max ist von der Umstellung nicht begeistert, lässt er doch alles hinter sich, an das er gewöhnt war, vor allem seine Freunde und Schulkameraden. Kaum am Bahnhof seines neuen Wohnortes angekommen, bemerkt er einige seltsame Dinge: etwa die rückwärts gehende Bahnhofsuhr, die fette unsympathische Katze, die sich als neues Frauchen Irina aussuchte, und andere Dinge mehr. Dazu zählen auch der seltsame, an einen Friedhof erinnernde Garten oder das Unglück, das 1918 den Frachter Orpheus ereilte, weil er an der Küste sank.
Hinter all dem stecken Geheimnisse, die es zu ergründen gilt. Max beginnt dabei mit dem Haus selbst. Hier wohnte früher der Chirurg Richard Fleischmann mit seiner Frau Eva und dem gemeinsamen Sohn Jacob. 1932 ertrank Jakob in Sichtweite des Leuchtturms, den Victor Kray errichtete. Er war der einzige Mann, der vom Frachter Orpheus lebend entkam, während sonst keine Leichen oder Überlebenden gefunden wurden. Victor, der den Leuchtturm zum Dank für seine Rettung errichtete, war mit Fleischmanns recht gut bekannt. Das bezeugen auch einige alte Unterlagen, die in dem Haus verblieben, in das nun die Uhrmacherfamilie einzieht. Max lernt den Leuchtturmwärter kennen, der ihm eine grausige Geschichte erzählt. Jacob soll einem Magier namens Cain, auch Fürst des Nebels genannt, zum Opfer gefallen sein. Max und sein neuer Freund aus dem Dorf, Roland, machen sich daran, die Hintergründe der Geschichte zu erforschen, denn sie haben das Gefühl, Cain sei zurückgekehrt.
Das 1993 in Spanien veröffentlichte Buch Fürst des Nebels erhielt kurz nach der Veröffentlichung bereits den spanischen Jugendbuchpreis. 1996 erschien das Buch bei dtv. Es war einige Jahre nicht mehr erhältlich und wurde nun neu übersetzt und aufgelegt. Carlos Ruiz Zafón schildert in seinem Jugendbuch kurz und treffend, aus welchem Grund sich die Familie aus der Stadt absetzt. Schnell wird das kleine Dorf zum Dreh- und Angelpunkt aller Aktivitäten. Die gewandt eingesetzte Sprache (an dieser Stelle ein Lob an die Übersetzerin Lisa Grüneisen) lässt den Leser nicht außen vor, sondern nimmt ihn an die Hand und mit in das Dorf.
Der erste Teil der Nebel-Trilogie überzeugt durch die Sprache und den leichten Grusel, der vor allem durch leichte Andeutungen und Weglassen von allzu Grausamem lebt. Der Roman endet etwas unbefriedigend, weil vieles offen bleibt. Ein fesselndes Leseerlebnis für Jung und Alt.
Carlos Ruiz Zafón verbindet in seinem Buch die Grundlagen alter Gruselgeschichten und Schauerromane mit der modernen Sprache, ohne dass beide sich stören. Verbunden mit einer gelungenen Aufmachung ein empfehlenswertes Jugendbuch.
Der Fürst des Nebels - die Rezension des Hörbuchs von Andreas Kurth