Titel: Nanina - Die Nebel der Apokalypse Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Mehr als 1000 Jahre nach dem Dritten Weltkrieg hat ein Matriarchat die Herrschaft übernommen. Nach dem Krieg wurden die Männer als die treibende Kraft identifiziert, und so entschlossen sich die Frauen, das Übel einfach zu tilgen. Nun, Jahrhunderte später, sind die Männer ausgestorben und die Frauen nutzen moderne Techniken zur Reproduktion. Allerdings war das Millennium auch eine Phase der Stagnation. Immer mehr technisches Wissen geht verloren, und eine Untergrundbewegung will verbliebene Genpools nutzen, um wieder Männer zu schaffen. Drei Jungen werden geboren und großgezogen in dem Glauben, sie seien Mädchen. Dann jedoch beschließt die Führung der Gesellschaft, den Genpool zu vernichten und die Jungen zu jagen und zu töten. Die Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel.
Jenni Fliegs Roman wirkt auf den ersten Blick ein wenig altbacken, weil Utopien oder Dystopien seit vielen Jahren aus der Mode sind. Doch man tut dem Roman unrecht, denn das Werk ist durchaus gelungen. Die Beschreibungen der Welt der Frauen sind interessant und unterhaltsam. Besonders während der Beschreibungen der Gesellschaft im Post-Mann-Zeitalter kann die Autorin auftrumpfen, und in gelungener Weise beschreibt sie eine so ganz andere Welt, die allerdings trotz aller Friedlichkeit auch von Stagnation und Verfall geprägt ist. Immer mehr Misstöne erklingen, und schon bald zeigt sich, dass die Herrschenden bereit sind, nach allen Mitteln zu greifen.
Nach der Mitte jedoch verzettelt sich die Autorin ein wenig. Anstatt das Thema Utopie konsequenter voranzutreiben wechselt sie zu einem Action-Plot. Zwar ist die Geschichte um die Flucht der Jungen und deren Helferinnen gut und spannend geschrieben, aber die Fragen, die indirekt im ersten Teil gestellt wurden, werden nicht beantwortet. Damit sind jetzt nicht direkte Fragen gemeint, sondern der philosophische Ansatz als solcher. So hat sich aber die Autorin für einen groß angelegten Schluss entschieden. Das Ende war keineswegs misslungen, aber wirkte nach dem sehr reichhaltigen ersten Teil ein wenig dünn. Dennoch ist der Roman, insgesamt betrachtet, durchaus lesenswert und unterhaltsam. Mutig traut sich die Autorin an Themen heran, die in der SF bislang nur wenig Beachtung gefunden haben. Schon allein hierfür gebührt der Autorin Respekt.
7 von 10 Punken
Nanina - Die Nebel der Apokalypse - zur Rezension von Erik Schreiber