Titel: Nachtreiter Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Phykadonien ist ein Land, welches ein wenig an die Mongolei angelehnt ist, aber die Bewohner stehen eher irgendwo zwischen Mongolen, Hunnen und Prärie-Indianern. Es gibt endlos weite Grassteppen, in denen die Stämme der Phykadonier mit ihren Herden umherziehen, aber im Westen auch hügeliges Grasland mit Bauminseln und Bachläufen. Im Süden geht die Steppe in trocken-heiße Savannen über, an die das geheimnisvolle Land Kurézé grenzt, dessen Bewohner angeblich Dämonen anbeten. Im Norden endet die Steppe dagegen an dicht bewaldeten Hügeln, die kein Phykadonier freiwillig betritt, denn in dem Gewirr aus Schatten und Laub fühlen sie sich erdrückt und versteckten Raubtieren ausgeliefert. Diese Beschreibung kann man auch auf der Karte einsehen, die Rebecca Abe gemalt hat und die der Erzählung voransteht.
Die Steppe, die Heimat des jungen Kriegers Brannin, versinkt in einer unerklärlichen Dunkelheit. Weder geht die Sonne auf, noch lassen sich Mond und Sterne sehen. Brannin und Grachann versuchen den Ursprung der Dunkelheit zu klären. Vielleicht ist die Dunkelheit gar nicht natürlichen Ursprungs, sondern dient nur dazu, die Steppenkrieger in einen nicht gewollten Krieg zu treiben. Aber da steht etwas im Weg, was sie dazu veranlasst, das Weite zu suchen. Dieses Weite findet sich aber nicht in den unendlichen Steppen von Phykadon, sondern im Land Sarmyn. Unter der Herrschaft des Kriegsherren werden sie Krieg in das Nachbarland tragen, um dort eine neue Heimat zu finden. Allerdings sind die Waffen der Steppenkrieger denen der in Metall gewandeten Ritter unterlegen. Und die Mauern halten den Steppenkriegern stand.
In Sarmyn gibt es den jungen Regin, der sich lieber mit Mädchen beschäftigt und gar nicht vorhat, sich um Thron und Land zu kümmern. Selbst als er eine Stimme hört, die ihn zum König machen will, ist er nicht unbedingt bereit für diese Aufgabe.
Zwei andere Handlungsträger sind Arion und seine Schwester. Er versucht sich am Königshof einzuleben, Sava hingegen plagt sich mit eigenen Problemen.
Wie auch immer, schon bald mischen sich die Einzelschicksale zu einem großen neuen Schicksalsweg. Den Weg, den die Handlungsträger gemeinsam gehen müssen, wollen sie nicht gegen den großen Unbekannten verlieren.
Was mich ärgert, ist der Umstand, dass nirgends erwähnt wird, dass wir hier den ersten Teil einer neuen Trilogie vor uns haben. Der Roman bietet viel, vor allem aber erzählerische Abschnitte, die scheinbar ohne Bezug zur eigentlichen Handlung stehen, und Handlungsfäden, die am Ende des Buches immer noch unvollendet sind. Wer keine Kenntnis davon hat, einen Mehrteiler vor sich zu haben, wird den Band zurecht negativ bewerten. Die Bewertung hängt also viel davon ab, ob wichtige Informationen gegeben werden.
Bislang konnte mich die Autorin mit ihren Büchern und ihren Figuren überzeugen. An ihrer Erzählkunst gibt es nichts auszusetzen. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich lesen konnte.