Reihe: Jean Sarafin, Band 1 Eine Rezension von Sonja Zeiler |
Kurzbeschreibung:
»Manchmal muss man zur Bösen werden, um das Richtige zu tun.« Liz, die seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante lebt, kommt endlich wieder auf eine normale Schule. Doch ausgerechnet Jonah, der sinnliche Grund für Liz´ langjährigen Aufenthalt in einem Internat für Schwererziehbare, macht mit ihrem Stiefbruder gemeinsame Sache und versucht ihr erneut etwas anzuhängen. Damit kommt Liz klar ... aber wie soll sie mit dem unerwarteten Interesse des verführerischen Stufensprechers Elijah umgehen? Oder damit, dass einige Mädchen einfach nicht mehr aus dem Schlaf erwachen und das Erbstück ihrer Eltern der Grund dafür zu sein scheint? Ausgerechnet diese Taschenuhr erregt die Aufmerksamkeit des begehrten Stufensprecher Elijah. Von ihm umworben und von Jonah verfolgt, wird Liz schließlich mit dem Grauen konfrontiert, über das ihre Familie seit Jahrhunderten wacht.
Meine Meinung:
Das Buch "Die Nachtmahr Traumtagebücher" hat mich sofort in seinen Bann gezogen.
Schon der Prolog startet spannend. In diesem erfährt man, wie Liz vor Jahren fast ertrunken wäre und ein geheimnisvoller Schatten ihr mehr oder weniger das Leben rettet. Dieses Szenario ist ein ausschlaggebender Punkt für die gesamte Handlung. Hinzu kommt, dass die Autorin ab der ersten Seite immer wieder Andeutungen macht, aber nie konkret auf etwas eingeht. So war ich immer wieder aufs Neue am Rätseln, wer nun zu den Guten und wer zu den Bösen zählt, was es mit der Taschenuhr auf sich hat und weshalb sich die männlichen Protagonisten allesamt nicht wirklich schlüssig darüber sind, ob sie Liz nun mögen, oder ihr das Leben lieber zur Hölle machen wollen.
Liz, durch deren Ich-Perspektive man der Handlung folgt, war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Ihre teils sehr zynische Art hat mir gut gefallen, weshalb sie bei mir schnell einen Stein im Brett hatte. Dieser Zynismus ist als Selbstschutz zu sehen, welchen sie sich in den 6 Jahren, die sie im Internat für Schwererziehbare verbringen musste, selbst auferlegt hat. Hierdurch ist ihr Handeln und Denken durchaus nachvollziehbar und auch authentisch dargestellt - immerhin ist sie ein gebranntes Kind (im wahrsten Sinne des Wortes). Die immer wieder gemeinen "Anschläge" ihres Stiefbruders und dessen Clique lässt sie nicht einfach so über sich ergehen, sondern sie setzt sich durchaus zur Wehr, was ihr einen starken Charakter verleiht, welcher sich von anderen nicht unterbuttern lässt. Doch eines bringt sie durchaus aus der Ruhe: vollkommene Dunkelheit und die ständig währenden Albträume in der Nacht.
Nicht nur die Hauptprotagonistin, auch die Nebencharaktere Jonah, Elijah und David, sind interessant dargestellt. Alle drei sind zunächst absolut undurchschaubar. So erfährt man erst nach und nach, bei manchen sogar erst zum Ende, was es mit ihnen wirklich auf sich hat. Dies trifft auch auf die Handlung selbst zu. Denn diese lässt einen als Leser lange im Unklaren darüber, worauf genau die Autorin hinaus möchte. Die Stimmung ist gelegentlich düster, was den mysteriösen Handlungsstrang noch einmal untermauert und gut ins Gesamtbild und auch zum Cover passt.
Trotz der ziemlich undurchsichtigen Handlung hat mich das Buch sofort gefesselt. Denn die Seiten lesen sich weder langweilig noch zäh, sondern haben mich stets miträtseln und mit Liz mitfiebern lassen. Die Autorin nutzt einen sehr angenehm zu lesenden Schreibstil und die mysteriösen Protagonisten, zu welchen auch Liz Tante und deren Ehemann zählen, lassen immer wieder neue Mutmaßungen zu. Ebenso wie Liz Schwärmereien für die drei männlichen Protagonisten. Mal ist es David, mal Elijah und auch Jonah kommt nicht zu kurz. Zur Verteidigung der Protagonistin sei gesagt, dass sie gerade erst 15 Jahre alt ist und kurz vor ihrem 16. Geburtstag steht. Die drei Jungs sind interessant, geheimnisvoll und gut aussehend beschrieben, weswegen ihr gelegentliches Anhimmeln durchaus nachvollziehbar und schnell verziehen ist, da es nie überhandnimmt.
Zum Ende überschlagen sich die Ereignisse schon fast. Offene Handlungsstränge werden miteinander verknüpft und bislang unausgesprochenen Geheimnisse gelüftet. Schlag auf Schlag werden diese aufgedeckt und manche Vermutungen meinerseits wurden bestätigt, wohingegen ich mit anderen Handlungsverläufen in dieser Form nie gerechnet hätte. Da es sich bei diesem Band um den Auftakt der Nachtmahr Reihe handelt, ist es nicht verwunderlich, dass das Ende auf den Folgeband sehr neugierig macht. Denn längst nicht alles ist geklärt und die Fortsetzung verspricht sehr spannend zu werden. Und so warte ich gespannt auf den zweiten Band "Die Nachtmahr Wunschträume", welcher glücklicherweise im Juli 2012 noch erscheinen (und auf jeden Fall in meinem Bücherregal landen) wird.
Mein Fazit:
"Die Nachtmahr Traumtagebücher" ist ein durchaus gelungenes Debüt der Autorin Jean Sarafin. Mit der zynischen Protagonistin Liz, welche mich mit ihren lässigen Sprüchen desöfteren sehr zum Lachen bringen konnte, hat sie für meinen Geschmack genau ins Schwarze getroffen. Der mysteriös gestaltete Handlungsstrang hat mir gut gefallen, da ich hierdurch immer wieder Vermutungen angestellt, diese sich jedoch nicht immer bewahrheitet haben. Ich warte gespannt auf den zweiten Band "Die Nachtmahr Wunschträume" und hoffe, dass er an das tolle Debüt anknüpfen wird.
Von mir gibt es 4 von 5 Bücherjunkies