Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Steinarr ist einer jener acht Krieger, die von der Hexe Cwen mit einem Fluch belegt wurde. Mit seinen sieben Mitstreitern wollte er ihren Schatz stehlen und töteten dabei den Hexensohn. Die Hexe Cwen verzauberte alle überlebenden Krieger in unsterbliche Gestaltwandler. Seither sind sie verflucht, zwölf Stunden des Tages in tierischer Form herumzulaufen. Nachdem es Ivo de Vassy zur Regierungszeit Wilhelm des Eroberers gelang den Fluch zu brechen schöpften die verbliebenen Krieger Hoffnung, dass es ihnen ebenfalls gelingen wird. Steinarr, mittlerweile im Jahr 1290 angekommen, hat es besonders schwer, denn des Nachts verwandelt er sich in einen Löwen. Mit ihm ist es nich leicht auszuhalten und wird daher nur noch von Thorwald, der sich tagsüber in ein Pferd verwandelt, begleitet. Zur Zeit verdient sich Steinarr seinen Lebensunterhalt damit, dass er diebisches Gesindel einfängt und der königlichen Strafe unterwirft.
Auf dem Weg durch Nottinghamshire trifft er auf eine dreiköpfige Reisegruppe. Von Dieben angegriffen, wird einer der Drei getötet. Er eilt den Angegriffenen zu Hilfe, kann aber nur Robin und Marian retten. Sie bitten, angeblich auf einer Pilgerreise befindlich, Steinarr sie zu begleiten. Steinarr winkt ab. Er will nichts mit den beiden zu tun haben, vor allem weil er das nächtliche Problem hat.
Marian und Robin ziehen mit einer Gruppe Köhler weiter, während Steinarr einihge Zeit später auf den Adeligen Guy of Gisbourne trifft. Dieser beauftragt Steinarr, nach seiner Cousine und einem Jüngling zu suchen. Der junge Mann soll also seiner Cousine geraten haben, vor ihrer geplanten Hochzeit zu flüchten. Steinarr soll die beiden wieder einfangen. Oder besser nur sie und sich des Jünglings entledigen. So macht er sich auf die Suche und ist sich ziemlich sicher, dass es sich um Robin und Marian handelt, die er gerade erst getroffen hatte.
Als er die beiden wieder findet, gelingt es Marian, ihm ein Versprechen abzuringen. Im Gegenzug dafür, dass sie Steinarr ihre Gunst schenkt, bringt er sie sicher zum Ziel ihrer Reise.
Marian ist eine mutige und zu allem entschlossene junge Frau. Selbstbewusst steckt sie sich Ziele, die sie auch erreichen will. Mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen. Damit ist sie ihrer Zeit weit voraus. Das Mittelalterbild von Sittsamkeit einer jungen Dame trifft auf sie nicht zu. Im Gegenteil, sie hat viel von einer jungen Frau unserer Zeit.
Robin dagegen wirkt ziemlich blass und so als sei er das fünfte Rad am Wagen, also recht überflüssig. Mit seinem Beinbruch ist er in der Erzählung dann bald nicht mehr wichtig genug.
Steinarr ist der Mann fürs Grobe. Sein Verhalten wirkt nicht nur etwas grobschlächtig, er ist es. Dabei ist er ein in sich selbst zerrissener Charakter. Mal entscheidet er sich so, dann so. Das mag daran liegen, dass er als Werwesen Löwe eher nicht feinfühlig ist.
Wenn die Leserinnen, denn an sie ist das Buch, das zweite einer Reihe, gerichtet, sich auf den Mann einlassen, werden sie bald einen Mann mit derben Humor kennenlernen. Er hat nicht nur die Haudrauf-Seite, sondern kann durchaus feinfühlig werden. Die Autorin hat sich da sehr viel Mühe gegeben, den Gestaltwandler mit der Zeit sympathischer darzustellen. Die Liebesgeschichte zwischen Steinarr und Maud entwickelt sich recht langsam. Daher auch die Längen des Buches im ersten Drittel. Es entsteht der Eindruck, es geht mit der Erzählung nicht recht voran. Als Marian Steinarr ihre Gunst schenkt, heisst es nichts anderes, als dass es erst einmal nur um Sex geht. Erst später wird daraus Liebe.
Wie der erste Teil der Reihe soll Nachtkrieger Ewige Begierde ein historischer Liebesroman sein. Wobei die Historie sehr frei gehandhabt wird, die Liebe ein bischen spät einsetzt und die Fantasy darin besteht, Werwesen auf der britischen Insel herumlaufen zu lassen. Aber unter dem Deckmantel Fantasy kann man heute inzwischen alles Mögliche verkaufen. Wer mehr auf die Fantasy steht, wird etwas enttäuscht sein, davon gibt es in diesem Roman zu wenig. Da hilft auch Marians seltsame Gabe nicht, sich in die Seele eines Tieres einfühlen zu können.
Letztlich ist der Roman ein Mittelding zwischen Liebesroman und historisch verbrämten Fantasyroman.