Titel: Nachtjägerin Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Denise MacGregor führte ein glückliches, beschauliches, also durchaus langweiliges Leben mit ihrem Mann und ist guter Dinge, da ein Baby auf dem Weg ist. Eines Tages ändert sich jedoch alles, weil das Übernatürliche in ihre heile Welt einzieht. Ihre beste Freundin Cat stellt sich als die weibliche Form von Gevatter Tod vor, ihr Mann wird in einen zwielichtigen, unheimlichen Krieg hineingezogen und ermordet. Von da an geben sich Vampire, Ghule und ähnlich finstere Gestalten in ihrem Leben die Klinke in die Hand. Sie zieht einen Schlussstrich und will nie wieder mit dem Übernatürlichen in Kontakt treten.
Ein paar Jahre geht das auch gut. Die Zeit benötigt sie aber auch, um die Geschehnisse einigermaßen zu verarbeiten. Allerdings wird sie von der Vergangenheit eingeholt und alles beginnt irgendwie von vorn. Geliebte Menschen, Freunde, Bekannte sterben, und zwar innerhalb kurzer Zeit, an plötzlichem Herzstillstand. Ihr ist sofort klar, das kann kein Zufall sein. Zufällig sieht sie, wie ein geheimnisvoller Fremder ihren Cousin stranguliert, doch der Arzt stellt nur einen Herzstillstand fest, weil es keine Strangulationsmale gibt.
Langsam erfährt sie, wer hinter dem Serienmord steckt: ein sehr entfernter Vorfahr, räumlich, wie zeitlich, schloss einen Pakt mit dem Dämonen Rom. Für Macht und Unsterblichkeit verpfändete er seine Seele. (Der Dämon muss doof sein, denn wie will er nach dem Tod eines Unsterblichen an dessen Seele kommen, wenn dieser eben nicht stirbt?) Das war irgendwann im 17. Jahrhundert. (Mehr als 300 Jahre Zeit, einen Paktpartner zu finden, und nun soll das die Sterbliche Denise in kurzer Zeit ...) Ihr Verwandter steckt nicht nur im Schlamassel, will er dem Dämon ausweichen, sondern tief im Untergrund, da er sich nicht finden lassen will. Denises Situation ist recht einfach: Liefert sie ihren Urahn nicht aus, wird der Dämon dafür sorgen, dass ihre Familie nach und nach das Zeitliche segnet. Weil Cat und Bone nicht erreichbar sind, wendet sie sich an den etwas ruppigen und scheinbar unnahbaren Spade. Da der Kerl zudem noch verboten gut aussieht, verliebt sie sich in ihn und hat guten, ausdauernden und ebenso ausführlich beschriebenen Sex. Doch erst einmal gilt es, Hinweisen nachzugehen, Kämpfe zu bestehen und Geheimnisse zu lüften.
Nachdem sich Jeaniene Frosts bisherige Serienheldin Cat inzwischen von der gefürchteten Vampirjägerin zu einem unsterblichen Vampir verwandelte, wandte sich die amerikanische Autorin einem neuen Heldenpaar zu. Ihr Vorteil ist dabei, sie greift auf eine bekannte Welt und mit den Nebenfiguren ebenfalls bekannte Charaktere zu. Allerdings setzt sie auch voraus, dass die Leserin die Welt kennt, indem sie die ersten vier Bände gelesen hat. Sie spart sich, die Welt vorzustellen, und die Leserin steht erst einmal vor einem Buch, mit dem sie nicht viel anfangen kann. Erst langsam gelingt es, in die neue Welt einzutauchen.
Mit der leidenden Seele Denise, gequält und gezeichnet durch einen Dämon, hat die Leserin sehr schnell ihre Sympathieträgerin ausgemacht. Dass die Frau, die nichts mit dem Übernatürlichen zu tun haben will, ausgerechnet einen Vampir um Hilfe bitten will, ist ein weiterer Punkt, den die Autorin einfühlsam beschreibt. Gleichzeitig ist es aber auch die logische Fortsetzung und Auseinandersetzung mit der Gefahr. Weniger gut gelöst ist die Wandlung der dem Übernatürlichen gegenüber ablehnenden Denise zu einer kompromisslosen Kriegerin auf Seiten des Guten. Dennoch, der Roman ließ sich recht gut lesen. Ein übernatürlicher Liebesroman mit Kampfszenen.