Serie / Zyklus: Myst (2 von 3) Besprechung / Rezension von Andreas Hoops (ahoops) |
Das Buch Myst fiel mir auf, weil es mich an das Computerspiel gleichen Namens erinnert hat, welches angeblich das meistverkaufte der Welt sein soll. Tatsächlich basiert das Buch auf dem Computerspiel und Rand Miller zeichnet sich für beides mit verantwortlich.
Im Vorwort erfährt man, dass Ti'ana der zweite Teil der Myst Trilogie ist, was auf dem Cover nicht draufsteht. Nicht sonderlich kundenfreundlich. Aber zum Glück, Ti'ana ist zwar der zweite Teil, chronologisch gesehen aber der erste Teil; der zweite Teil spielt also vor dem ersten und der Atrus aus dem ersten Teil ist der Enkel des Atrus aus dem zweiten Teil. Alles sehr mystisch eben.
Die Geschichte fängt auch wunderbar geheimnisvoll, um nicht zu sagen mystisch, an. Beschrieben wird ein Expeditionsteam aus dem Volke D'ni, dass mit futuristischen Maschinen einen kilometerlangen Tunnel durchs Felsgestein treibt, um von seiner Heimatstadt tief im Erdinnern aus an die Oberfläche der Erde vorzustoßen und mit etwaigen Oberflächenbewohnern Kontakt aufzunehmen.
Die D'ni leben schon seit Jahrtausenden in ihrer Stadt im Erdinnern und waren noch nie zuvor an der Oberfläche. Doch wie konnte es dazu kommen?
Nun, die D'ni besitzen eine mächtige magische Fähigkeit, sie können Welten schreiben. Ein D'ni-Autor beschreibt mit magischer Tinte ausführlich eine bestimmte Welt und kann anschließend in die von ihm geschaffen Welt eintreten, indem er die Hand auf das Buch legt. Ob der Autor die beschriebene Welt erschafft oder lediglich eine bereits vorhandene Welt beschreibt und so Zugang zu ihr erlangt ist nicht so ganz klar. Jedenfalls entwickelt die so erschaffene Welt ein Eigenleben einschließlich mitunter gefährlicher Ureinwohner. Also haben die D'ni den Zugang zur Erde aus Vorsichtsgründen tief ins Erdinnere verlegt. Inzwischen haben sie aber wohl Mut gefasst und wollen den Kontakt mit den Wilden auf der Erdoberfläche wagen.
Dem Autor gelingt es anfangs wunderbar, die Situation des Entdeckers zu schildern, der in unbekanntes Terrain vordringt und so Spannung aufzubauen. Besonders, da das für den Entdecker unbekannte Neuland, für den Leser ja schon bestens bekannt ist.
Ich war zu Anfang des Buches sehr gespannt, wie wohl die Menschen reagieren würden, wenn sich auf einmal hochentwickelte Ausserirdische aus dem Erdinnern hochgraben und wie die D'ni sich verhalten, wenn sie auf die gar nicht so primitiven Erdlinge treffen. Leider würgt Rand Miller diese interessante Konstellation gnadenlos ab. Die Konfrontation von D'ni und Menschheit wird abgebogen, der Tunnelbau abgebrochen und lediglich eine einsame Geologin dringt durch die Tunnel in das Reich der D'ni ein. Besagte Ti'ana aus dem Titel.
Damit ist die Luft schlagartig raus aus der Geschichte und das Geschehen wandelt sich zu einer banalen Liebesromanze plus Kriminalroman. Lord Atrus verliebt sich in Ti'ana und heiratet sie, was die erzkonservativen D'ni mächtig auf die Palme bringt. Einer, ein gewisser Lord Veovis, ist besonders sauer. Es kommt zu Intrigen und Verbrechen, man springt durch die Bücher und Welten hin und her und der Streit schaukelt sich hoch. Schließlich versucht Veovis aus Rache die D'ni ganz auszurotten. Wobei ich mich gewundert habe, wie eine so angreifbare Rasse, deren Mitglieder offenbar psychisch nicht allzu stabil sind, überhaupt Jahrtausende lang überdauern konnte.
Wie dem auch sei, so interessant das erste Drittel des Romans ist, so unglaubwürdig und banal ist der Rest. Die Geschichte verläuft förmlich im Sand. Die diletantischen Versuche der D'ni Veovis auszuschalten nerven und der magere Showdown kann auch nichts retten.
Schade, denn die Autoren haben es drauf, dass merkt man. So aber bleibt hauptsächlich Enttäuschung zurück. 7 von 10 Punkten gibt's dafür.