Titel: The Moth Diaries - Die Sehnsucht der Falter Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die inzwischen 46-jährige Rebecca erhält von ihrem ehemaligen Arzt ihr Tagebuch zurück. Rebecca beginnt, in den dreißig Jahre alten Notizen zu lesen. Und das ist ihre Geschichte:
Die sechzehnjährige Rebecca ist Halbwaise, seit ihr Vater Selbstmord beging. Da ihre Mutter mit ihr nicht klar kam, lebt Rebecca im Internat. Nur ab und zu fährt sie noch zur Mutter. Beliebt ist Rebecca nicht. Weder bei den Internats- noch bei den hier lernenden Tagesschülerinnen. Der Grund dafür, dass sie von den anderen gemieden wird, ist nicht, dass ihr Vater Selbstmord beging, sondern eher, dass sie Jüdin ist.
Nach den Sommerferien, die sie außerhalb des Internates verbrachte, kehrt Rebecca in ihr Internat zurück, ihr eigentliches Zuhause. Sie freut sich darauf, das neue Schuljahr wieder mit ihrer besten Freundin Lucy zu verbringen. Aber dann kommt ein neues Mädchen an die Schule: Ernessa. Lucy freundet sich mit Ernessa an, lässt Rebecca außen vor. Rebecca fällt es zunehmend schwer, sich damit abzufinden; sie wird eifersüchtig, ja misstrauisch in Bezug auf das neue Mädchen.
Unheimlich und seltsam erscheint Ernessa aus der Sicht von Rebecca, während Lucy sich nicht beeindrucken lässt. Ernessa ist die Ursache vieler Zufälle und unglücklicher Unfälle. Die Schüler tuscheln und zerreißen sich den Mund über sie. Fast jeder findet sie unheimlich. Rebecca stellt sich vor, wer die Neue ist oder besser: was sie ist. Ein Vampir, der an Lucy Gefallen findet und sich von ihr ernährt. Ganz deutlich ist dies jedoch nicht. Die Hinweise auf Sheridan Le Fanus „Carmilla“ sind deutlich.
Das Buch ist in Form eines Tagebuchs gehalten und abgesehen von einem fiktiven Vor- und Nachwort ist das Buch ein Ausschnitt aus dem Leben der 1960er Jahre. Die Geschichte spielt sich nur in einem US-amerikanischen Internat ab, wird aus der Sicht Rebeccas geschrieben. Diese unmittelbare Sicht auf Rebeccas Gefühle und Gedanken ist für den Leser durchaus reizvoll. schränkt aber natürlich auch seine Möglichkeiten der Wahrnehmung etwas ein. Hier ergibt sich die zweite Problematik: Was hat Rebecca tatsächlich erlebt und was bildet sie sich ein? Im Laufe der Erzählung werden jede Menge Fragen aufgeworfen, jedoch nicht beantwortet. Das Buch ist also keines mit Lösungen, sondern ein Problem. So wie Rebecca selbst. Als pubertierende Teenagerin hat sie die gleichen Probleme wie andere Jugendliche auch. Durch das innige Zusammenleben in dem eng begrenzten Internat ergibt sich eine ganz andere soziale Struktur als außerhalb der geschlossenen Gesellschaft.