Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Bei dem vorliegenden Roman von Nancy Kress handelt es sich weniger um einen SF-Roman, denn um einen Thriller mit einem Liebesgeschichteneinschlag. Dies ist aber bereits dem Text auf dem Backcover zu entnehmen, so dass man sich als Leser darauf einstellen kann.
Die Handlung des Romans spielt im südlichen Maryland, einer Gegend, in der garantiert nichts weltbewegendes passiert. Wer also hierher versetzt wird, kann dies durchaus als Strafversetzung betrachten. Der FBI-Agent Robert Cavanaugh ist jedenfalls von der Eintönigkeit seiner neuen Außendiensttätigkeit alles andere als begeistert. Eigentlich hätte er sich eine Tätigkeit in Baltimore gewünscht, einer Stadt, in der die großen Fälle geschehen. Hier im ländlichen Bereich besteht seine Aufgabe vor allem darin die hiesigen Sekten zu beobachten und regelmäßig über deren Aktivitäten Bericht zu erstatten.
Da seine Beziehung gerade einen Tiefpunkt durchlebt, kommt ihm der Anruf einer Krankenschwester sehr gelegen. Diese berichtet ihm über die plötzlich aufgetretene Häufigkeit von Todesfällen durch Schlaganfälle. Eigentlich wäre die Angelegenheit sehr rasch abgetan, wenn es sich bei den Verstorbenen nicht fast durchweg um schwarze Mitbürger handeln würde. Verschärft wird die Situation dadurch, dass auch ein Senator und aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat, der kerngesund war, an den Folgen eines Schlaganfalles verstirbt. Bei der durchgeführten Autopsie stellen die Mediziner eine unglaublich erscheinende Todesursache fest: Malaria! Eigentlich eine Krankheit, die seit Jahrzehnten ausgerottet ist. Weiterhin verfügte der Senator über eine genetische Abweichung, die u.a. bei einem Teil der schwarzen Bevölkerung auftritt, die ihm eigentlich vor dieser Erkrankung hätte schützen sollen.
Sehr schnell wird deutlich, dass es sich um eine biologisch hergestellte Variante von Malaria handelt, die genau diesen Gendefekt als Angriffspunkt nimmt. Die schwarzfarbige Dr. Melanie Anderson vom Zentrum für Seuchenkontrolle verbreitet sehr schnell die Theorie, dass es sich um einen gezielten Angriff auf die schwarze Bevölkerung Amerikas handelt und somit rassistisch motiviert ist. Natürlich handelt sie sich mit ihrer Ansicht sehr schnell einen Maulkorb ein und seitens der Verantwortlichen wird alles unternommen, um solch einer Meinungsbildung entgegenzutreten. Aber die hartnäckigen Nachforschungen von Robert Cavanaugh und Dr. Anderson lassen bald keine andere Möglichkeit mehr offen.
Biologische Kriegsführung gegen die USA! Gerade nach dem 11. September letzten Jahres sicherlich eine Variante möglicher terroristischer Anschläge, die auch durch die Medien gegeistert ist. Nancy Kress zeigt in ihrem Roman auf, wie so etwas vonstatten gehen und welche Auswirkungen es auf die amerikanische Gesellschaft haben könnte. Einen solch komplexen Hintergrund findet der Leser aber in diesem Roman nicht wieder. Vielmehr versuchen die beiden Hauptfiguren die Hintergründe dieser Seuche zu beleuchten. Die Autorin konzentriert sich vor allem auf diese beiden Figuren und schildert ihre Bemühungen dem Störversuchen ihrer Vorgesetzten zum Trotz die Wahrheit herauszufinden. Von dieser Warte her ein durchaus amerikanischer Roman mit einem Happyend für die beiden.
Die wissenschaftlichen Zusammenhänge erscheinen für den unwissenden Leser plausibel. Immerhin versteht es die Autorin dem Leser die Thematik der Gentechnik nachvollziehbar und glaubwürdig darzustellen. Das Spannungselement und die Verschwörungstheorien stehen im Vordergrund, weniger die wissenschaftlichen Hintergründe, was einem Politthriller, der sich an eine breite Leserschaft wendet, angemessen ist. Kein Leser wird überfordert.
Die SF-Elemente beschränken sich auf die gentechnisch veränderten Malariaviren. Insoweit hätte der Roman ebenfalls in der Allgemeinen Reihe bei Heyne erscheinen können, wo er meines Erachtens besser platziert gewesen wäre. Da bislang ihre Romane aber in der SF-Reihe erschienen sind, hat man sich seitens des Verlags wohl für diese Veröffentlichungsweise entschlossen. Ob diese Entscheidung aus wirtschaftlicher Sicht richtig gewesen ist, kann und will ich nicht beurteilen.
Mich hat die Lektüre dieses Romans unterhalten. Er weist gute Figuren auf und einen spannenden Handlungsbogen. Was will man mehr?