Inhalt: Hippolyt Krispin, ein Archäologe, nimmt an einer Ausgrabung in der libyschen Wüste teil. Hier, über 600 km vom Nil des alten Ägypten entfernt, wurde auf Satellitenbildern eine Pyramide geortet, ein sensationeller Fund! Als dann Krispin in ihr einen goldenen Armreif findet, für den sich kurz darauf auch noch eine geheimnisvolle Ägypterin interessiert, überschlagen sich die Ereignisse: Nach einer leichtsinnigen Wette verspricht Krispin der Fremden, ihr einen merkwürdigen Wunsch zu erfüllen. Doch nach einer Liebesnacht unter freiem Himmel ist sie verschwunden, und Krispin, der Ägypten mit dem Armreif verlassen will, weil die Behörden die Ausgrabung vorerst gestoppt haben, wird auf dieser Reise auf abenteuerliche Weise zum Palast der schönen Ägypterin gebracht, der er völlig verfällt.

Als er bemerkt, dass er weniger Gast als Gefangener ist, flieht er aus dem Palast. Allerdings befindet er sich nicht mehr an einem ihm bekannten Teil der Erde, sondern an einem Ort, der aus den düstersten Epochen der Erde gestaltet ist, vom brennenden Rom zu den Konzentrationslagern der Nazis. Es ist eine moderne Hölle, in deren einzelnen Bezirken die menschlichen Sünder gequält werden, abgestimmt auf ihre persönlichen Sünden. Für Krispin beginnt nun eine abenteuerliche Reise durch diese bizarre Welt, auf der Suche nach einem 'Ausgang' und den Erschaffern dieses Alptraums immer verfolgt von Wächtern, die den Eindringling zur Strecke bringen wollen.

Bewertung: Morphogenesis setzt die Idee, ägyptische Mythologie in einer modernen Weise Wirklichkeit werden lassen, sehr gelungen um. Wobei vor allem die Rahmenhandlung ägyptische Züge trägt, weniger die Reise durch die Welt an sich, in die noch mehrere andere Religionen und Mythen eingewoben sind. Dabei wird dem Leser nie langweilig, da Krispin immer wieder von einem Bezirk in den anderen gelangt, sodass sich immer eine völlig neue und abgedrehte Szenerie darbietet. Nach und nach gelangt der Leser mit Krispin dem Rätsel der Schöpfung auf den Grund und erahnt die Mächte im Hintergrund. Allerdings ist dies auch die Schwachstelle des Romans: Die Erklärung, die für diese Welt gegeben wird, ist zwar interessant und 'nachvollziehbar', aber ein großes Finale bleibt aus. Alles geschieht zum Schluss mehr fatalistisch, als ob alle Personen plötzlich die Lust an dem Geschehen verloren hätten.

Fazit: Morphogenesis ist ein Roman, der eine interessante Geschichte erzählt, dem Leser aber auch abverlangt, seine Fragen nach dem 'Warum" und 'Wie' deutlich zu zügeln. Meistens gehen doch sehr viele Seiten ins Land, bevor es wieder eine Andeutung zu dem Wesen dieser Welt gibt. Dafür gibt es eine Abenteuergeschichte, die vor allem von den großartigen verwirrenden Ideen des Autors lebt. Wer Lord Gamma von Marrak kennt, wird sich in Morphogenesis gleich wie zu Hause fühlen - nur das alles anders ist...
Morphogenesis beruht auf dem Roman Stadt der Klage, den Marrak 1997 schrieb und nun deutlich ausbaute.