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Reihe: Die Zwillinge von Saranthium, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dies ist die lebhafte Geschichte des Landes Saranthium, dessen Karte sehr an Australien, New South Wales, erinnert. Es ist gleichzeitig die Geschichte von Menschen und Drachen, die versuchten miteinander zu leben und nicht gegeneinander. Zwischen beiden Rassen besteht schon seit langer Zeit ein Pakt auf Gegenseitigkeit. Die Menschen verpflichteten sich, die Drachen in Frieden leben zu lassen und sie nicht zu jagen und zu töten. Die Drachen verpflichteten sich dafür, nicht mehr das Vieh zu stehlen oder gar die Dörfer und Gehöfte der Menschen zu zerstören. Die Vereinbarung geht auf die Zeit zurück, da es einem Geschwisterpaar gelang, den Drachen Azoth in die dunklen Abgründe zu verbannen. Diese Zeit ist nun lange vorbei und die kurzlebigen Menschen halten diese Tatsache lediglich noch für eine Legende unter vielen. Azoth jedoch drohte zurückzukommen. Diese Androhung scheint sich nun zu erfüllen. Erste Anzeichen dafür sind Drachen, die entlegene Siedlungen der Menschen überfallen und zerstören. Sie bringen im Auftrag ihres neuen bzw. alten Herren Angst und Schrecken über das Land. Nur wenige Drachen widersetzen sich und bleiben den Menschen treu.
In der größten Stadt Saranthiums, der Metropole Salmuth, wächst die junge Shaan heran. Sie arbeitet in den Drachenunterkünften und versorgt die dort lebenden Drachen. Vor allem den unberechenbaren Drachen Nuathin. Aber statt sie anzugreifen, wie andere zuvor, beginnt er mit ihr zu sprechen. Shaan hegt die Hoffnung, in den elitären Kreis der Drachenreiter aufgenommen zu werden. Ihr größter Pluspunkt ist die Fähigkeit, mit den Drachen zu sprechen. Diese Fähigkeit nimmt aber kaum jemand ernst. Ebensowenig ihre prophetischen Alpträume von einer brennenden Stadt. Dabei spricht eine Stimme in der alten Drachensprache zu ihr.
Zeitgleich lebt der junge Tallis in einer Clangemeinschaft der öden Wüste. Seine Gemeinschaft wird von Drachen angegriffen. Aus einem plötzlichen Impuls heraus vertreibt er die Drachen, indem er sie mit einer Sprache anschreit, die er gar nicht kennen kann und die aus dem Inneren seiner Seele zu kommen scheint. Für ihn wird das Leben hart, als sich herausstellt, dass er eigentlich kein Mitglied des Stammes ist, sondern als kleines Kind aufgenommen wurde. Der derzeitige Häuptling will den Jungen mit den ungeahnten Fähigkeiten töten. Aus Angst vor dessen Anderssein. Tallis bleibt nichts anderes übrig, als den Stamm, den er als seine Familie betrachtete, Hals über Kopf zu verlassen.
Wir haben eine Geschichte um ein Geschwisterpaar, das den üblen Drachen Azoth in tiefe Abgründe verbannte. Wir haben Shaan und Tallis, die die alte Drachensprache sprechen. Klingelt’s? Die Erzählung ist leicht vorherzusehen, die Geschichte nicht neu. Es ist wieder einmal das einsame Schicksal zweier Kinder, die Welt zu retten. Mit dieser Einstellung bleiben die Kinder bei mir eher schemenhaft in Erinnerung. Es beginnt damit, dass Shaan aus einem Alptraum erwacht. Erst einmal erfährt aber der Leser nicht mehr, als dass sie dunkle Haare hat. Sie geht zum Fenster, und den Leser erwartet ein stimmungsvolles Hafengemälde. Ähnlich steht es um Tallis, der sich auf der Jagd befindet. Manche Nebenperson der Handlung ist lebhafter aufgebaut.
Zwar sind die Kapitel recht kurz und damit halten sie ein hohes Lesetempo, doch ist die Gestaltung um die Hauptpersonen eher etwas langatmig. Für ein junges Lesepublikum von etwa zwölf Jahren aufwärts ist es ein gelungener Fantasy-Roman. Alles in allem ist der erste Roman der Australierin Lara Morgan ein lesbares Jugendbuch, mehr leider nicht.