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Reihe: Moorehawke, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wynter Moorehawke und ihr Vater Lorcan Moorehawke kommen nach fünf langen und anstrengenden Jahren wieder nach Hause. Sie lebten im Norden, bei den Nordmännern, und warten nun als Hohe Protektoren unverhältnismäßig lange vor den Toren der Stadt, dass ihnen geöffnet wird. Weil ihr Vater im Norden sehr krank wurde, muss sie jetzt seine Repräsentationspflichten wahrnehmen. Wynter war einmal Katzenhüterin und ist sehr verwundert, als sie auf eine Katze trifft, die aber nicht mit ihr redet. Als sie erfährt, dass ihre Katzen vergiftet wurden, wird ihr klar, dass hier entscheidende Änderungen eintraten. Auch ihr Geisterfreund Rory redet nicht mit ihr. Er weicht nur stumm vor ihr zurück und weigert sich energisch, ein Wort mit ihr zu wechseln. Bevor sie mit ihrem Vater in den Norden ging, sprach man mit Katzen und Geistern.
Das fünfzehnjährige Mädchen freut sich auf ihre alten Freunde Alberon, den Sohn des Königs Jonathon, und Razi, einen unehelichen Sohn des Königs. Sie trifft allerdings nur Razi an. Der Thronerbe und geliebte Freund Alberon ist verschwunden. Über sein Verschwinden kann - oder will - ihr niemand eine Erklärung abgeben. In der langen Zeit, da sie weg war, fand Razi in dem sehr windigen Christopher einen neuen Freund, der Wynter nicht ganz geheuer erscheint. Ständig macht er mit Mädchen rum und sein ewiges Grinsen wirkt eher abschreckend.
König Jonathon veränderte sich ebenfalls. Aus dem ehemals friedliebenden und liebevollen Menschen entwickelte sich ein grausamer Despot. Ab sofort sind Gespräche mit Geistern oder Katzen verboten, ja sie nur wahrzunehmen ist untersagt. Als Folge der Missachtung endet man im Kerker oder am Galgen. Zudem will er unbedingt Razi auf den Thron bringen und erklärt seinen Sohn Alberon für nicht existent. Es ist so, als hätte Alberon nie gelebt. Der König lässt alles vernichten, was an ihn erinnern könnte.
Zu Beginn hatte ich den Eindruck, es werde ein Mittelalterroman um ein paar Fantasy-Beigaben wie sprechende Katze und Geister erweitert und so als Fantasy-Roman verkauft. Die ersten Seiten von Schattenpfade fand ich weniger spannend, sie zogen sich etwas in die Länge. Aber umso weiter ich der Erzählung folgte, desto fesselnder wurde dieses Buch. Celine Kiernan versteht es, die auftretenden Situationen emotions- und stimmungsgeladen zu beschreiben. Die Gefühlswelten, in denen ihre handelnden Personen durch den gesamten Roman hindurch leben, sind wie ein Wechselbad. Die Figuren wachsen in dem Buch mit ihren Aufgaben und Abenteuern, werden reifer und treffen Entscheidungen. Die Charaktere wurden fast liebevoll angelegt, trotzdem zeigen sich in jeder Person Schwächen und Stärken.
Der Roman bietet keine schnelle und ausgefeilte Abenteuer-Fantasy. Kämpfe kommen kaum vor und wenn, dann recht kurz. Auch die Welt selbst wurde sehr spartanisch beschrieben. An anderer Stelle wiederholt sich die Autorin, was dem Lesevergnügen abträglich ist. Ich muss nicht ständig wieder vorgekaut bekommen, wie toll der Papa ist oder wie sehr sie die anderen Personen liebt.
Schattenpfade ist ein eher ein Liebesroman. Auch wenn das Buch zur Fantasy zählen soll, so stehen doch die Menschen klar im Vordergrund. Man fühlt sich in eine längst vergangene Epoche zurückversetzt. Höfische Etikette und das richtige Benehmen in allen Lebenslagen stehen im Vordergrund.