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Reihe: Moonshine, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Zephyr Hollis zog von Montana in den Osten, genauer gesagt, nach New York. Ihr Vater ist ein sehr beherrschender Mann, und von Beruf Dämonenjäger. Das ist so etwas wie Polizei mit der Erlaubnis zu töten. Diese Menschen sind wichtig, denn das New York der 20er Jahre, wie es hier beschrieben wird, ist ein anderes als das uns bekannte. In ein Paralleluniversum verlegt, ist dieser Vampirroman das Äquivalent zu einem Krimi, denn die Vampire sind es, die als Mafiagesellschaft das Leben der Welt bestimmen. Sie sind die Herren über die Polizei, die geschmiert wird mit Dollars, genau wie die Politik. Die Schönen und Reichen, die Guten und Bösen, die Armen und die ganz Armen - alle leben in der Prohibition und die Kriminellen verdienen sich dumm und dämlich an illegal ausgeschenktem Alkohol. Hier lebt Zephyr und unterrichtet an einer Abendschule Vampire. Sie ist mit dem Fahrrad dorthin unterwegs und findet auf dem Weg einen kleinen Jungen, der von Vampirbissen übersät ist. Das Kind ist untot und wurde selbst zum Vampir. Auf dem Weg zur Schule trifft sie den geheimnisvollen Amir. Dieser Mann ist unberechenbar, hilft ihr aber bei dem Kind, damit sie ihren Unterricht halten kann. Sie bringt Vampiren Lesen und Schreiben bei, Rechnen und Benehmen. Gleichzeitig hilft sie Menschen, die weniger haben als sie, und engagiert sich in der Frauenbewegung, die es schaffte, dass die Frauen endlich wählen dürfen.
Da Zephyr gerade finanziell etwas klamm und die Miete fällig ist, nimmt sie den Job an, den ihr Amir anbietet: Sie soll einen Mafiaboss ausfindig machen. Dabei kommt ihr eine besondere Eigenschaft zugute, die ihr ihr Vater vermachte. Sie ist immun gegen Vampirbisse. Das ist mit ein Grund, warum ihr Vater wollte, dass sie seine berufliche Nachfolge antritt. Sie verzichtete auf diesen zweifelhaften beruflichen Aspekt und macht nun doch etwas Ähnliches. Sie sucht einen Vampir und soll ihm etwas abnehmen, was dieser Amir stahl.
Doch dann kommt etwas ins Spiel, was sie gar nicht erwartete. Eine neue Droge taucht auf den Straßen New Yorks auf. Diese, Faust genannt, ist besonders für die Vampire schlimm. Hunderte von Vampiren hätten fast den Flammentod erlitten, während sie noch im Bett lag. Die Droge löst in ihnen nicht nur einen Blutrausch aus, sie lässt sogar den jüngsten Vampir brennen, als wäre er sechshundert Jahre alt geworden. Je mehr die Droge die Szene überschwemmt, desto mehr rinnt ihr die Zeit davon. Wie soll sie den Vampir-Mafioso Rinaldo finden? Scheinbar kennt jeder den Namen, doch wer dahinter steckt, ist unbekannt, keiner hat ihn gesehen. Mit jedem Schritt, den die junge Frau mit Vorliebe für Jazzclubs in der zwielichtigen Welt von Sex and Crime unternimmt, gerät sie tiefer in ein faszinierendes Abenteuer hinein. Bislang habe ich noch nichts von einer Liebesaffäre gesagt, die mit Amir, dem Dschinn-Prinzen angesagt ist. Aber natürlich kann so ein Roman nur damit enden.
New York in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hat ein gewisses Flair; man stellt sich unweigerlich den Charleston-Tänzer vor, die dazugehörige Tänzerin mit Federboa und allem Drum und Dran. Al Capone als Gangster ist hier ein gewisser Vampir namens Rinaldo. Die Vampire haben sich die Stadtviertel untereinander aufgeteilt und wachen eifersüchtig über ihre Reviere. In diese Welt taucht nun die junge Frau ein. Damit landet die sympathische Ich-Erzählerin in einer Detektivgeschichte, wie sie E. A. Poe erfunden haben könnte. Doch es half mir nichts, mir die Welt von damals vorzustellen. Ich fand mich zwar gut unterhalten, doch die Stimmung, die ich erwartete, stellte sich bei mir nicht ein. Der Roman hätte überall und zu jeder Zeit spielen können.
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