Titel: MonstroCity Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Die Handlung des Romans ist wieder in Punktown angesiedelt, jener Megacity, die bereits als Hintergrund für die Kurzgeschichten aus dem gleichnamigen Kurzgeschichtenband diente. Punktown ist ein Synonym für Paxton, eine Stadt, die von menschlichen Siedlern auf dem Planeten Oasis gegründet wurde und im Verlaufe der Jahrhunderte zu einem Moloch wuchs. In dieser Monsterstadt leben längst nicht mehr nur Menschen und die Ureinwohner des Planeten, sondern eine Vielzahl Angehöriger unterschiedlichster Rassen tummeln sich hier. Niemand scheint zu wissen, wie viele es letztlich sind und ob alle aus diesem Universum stammen. Genauere Informationen erhält der Leser auch nicht, denn die Stadt an sich soll ja geheimnisumwittert und undurchsichtig erscheinen. Für den einzelnen Bewohner wären diese Informationen sowieso nicht relevant, da er sich mit den Unwägbarkeiten des alltäglichen Lebens auseinandersetzen muss.
Christopher Ruby ist ein kleiner Angestellter mit einem völlig unspektakulären Privatleben und bisher nichtssagendem Lebenslauf. Durch Zufall begegnet er Gabrielle, von der er sich mehr oder weniger sofort angezogen fühlt. Sehr schnell werden die beiden doch recht unterschiedlichen Bewohner Punktowns zu einem Liebespaar, und alles könnte so schön sein. Dass den Leser allerdings keine Liebesstory mit Happy-End erwartet, wird gleich auf der ersten Seite deutlich. Hier beschreibt Thomas sehr detailfreudig, wie Christopher Ruby einen Mr. Dove erschießt, sodass der Leser ohne größere Einleitung gleich mitten im Geschehen ist. Im Verlaufe der folgenden zwei Kapitel rekapituliert dann Ruby, wie es zu diesem Akt nackter Gewalt gekommen ist.
Aus dem einfachen Angestellten wird nach und nach ein Kämpfer gegen das Böse, jemand, der sein Leben mehr aus Verantwortungsgefühl seinen Mitmenschen gegenüber in die Sache des vermeintlich Guten stellt.
Angelehnt ist der gesamte Roman an die Ideen des amerikanischen Autoren H.P. Lovecraft, die Jeffrey Thomas mit SF-Elementen verbindet. Punktown, die Megalopolis, wird bedroht von den Alten Göttern, deren Jünger in Punktown auf deren Erwachen hinwirken. Die Grenze zwischen den Dimensionen soll niedergerissen und den Wesen so ein Einfallstor geschaffen werden.
Jeffrey Thomas verbindet hier zwei durchaus bekannte Handlungselemente der Phantastik miteinander, was für sich allein noch nichts Außergewöhnliches wäre. Lesenswert wird der Roman durch die schriftstellerische Ausarbeitung dieser Ideen und den dynamischen Stil. Thomas gelingt es, Punktown als eine Stadt darzustellen, die über ein eigenes Bewusstsein verfügt, zu leben scheint, eine morbide Seele hat. In dieser Umgebung leben und agieren seine Figuren.
"Punktown" zählt zu den interessanteren Neuerscheinungen der letzten Monate und hätte ebenso gut innerhalb einer SF-Reihe verlegt werden können. Mit Jeffrey Thomas gilt es einen Autor zu entdecken, der seinen eigenen Stil bereits gefunden hat.