| Serie/Reihe: Jetlag Reiseführer Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |

Also was sind dies nun genau für Bücher? Zum einen ist dies eine Sammlung von Vorurteilen: Während in Molwanîen alles Negative über Osteuropa niedergeschrieben wurde - gleich, ob richtig oder falsch - und nicht ein Vorurteil ausgelassen wird, so erfahren wir in Phaic Tân alles über die schlechten Seiten Asiens. Doch zum Glück sind diese beiden Bücher keine platten Aneinanderreihungen von Vorurteilen, sondern eine höchst unterhaltsame und amüsante Reise in ein Land, das zwar ungastlich und abweisend wirkt, aber doch irgendwo ein Herz hat (meist zwar unter Müllbergen oder Gestank verborgen, aber immerhin existent). So erfährt man z. B., warum man den Nationalschnaps Zeerstum aus Molwanîen nur äußerlich anwenden sollte, warum man manche Gegenden des Landes wegen radioaktiver Verstrahlung meiden sollte und warum der schiefe Turm von Sasava (ein Hotel) ohne Fundamente errichtet wurde.
Der Führer zu Phaic Tân bietet noch mehr: Hier findet man feinsäuberlich aufgelistet, was alles Unglückszahlen sind (z. B. die 4979) und welche Auswirkungen dies auf das Pool Billard hat: Die 6 ist eine Unglückszahl, also wird ein Loch beim Pool Tisch immer zugeklebt. Noch viel wichtiger sind die Hinweise, wie man am Parkscheinautomaten feilscht. Der Führer schreibt dazu: An vielen Fahrscheinautomaten müssen sie feilschen. Das geht so: Der Automat verlangt 100 P. Sie drücken den 20-P-Knopf. Der Automat macht ein Gegenangebot zwischen 60 und 80 P. Sie erhöhen auf 40 P. Beharrt der Automat auf 70 P. oder mehr, tun sie so, als wollten Sie gehen, oder versuchen Sie ihr Glück an einem anderen Automaten.
In beiden Reiseführern finden sich Kommentare verschiedener Mitarbeiter des Jetlag Verlags. Am wichtigsten ist Philippe, der ständig auf der Suche nach dem authentischsten Urlaubserlebnis ist (und sei es die Malaria während einer Irrfahrt durch den Dschungel Phaic Tâns) und der für Pauschaltouristen nur Verachtung übrig hat. Und natürlich fehlen nicht die Hinweise auf örtliche Gasthäuser und Unterkünfte. Man muss schließlich wissen, wie groß die Schaben sein werden.
Fazit: In beiden Büchern werden augenzwinkernd Vorurteile und manchmal auch Tatsachen zusammengetragen und humorvoll, nicht unnötig verletzend, zu einem Buch zusammengefasst, das wirklich ungewöhnliche Unterhaltung bietet. Ein Tipp noch: Die Buchempfehlungen am Ende der beiden Führer sind ebenso falsch wie alles andere in den Büchern. Andererseits kann man sich einen Scherz erlauben und in der Buchhandlung das Buch nehmen und eine Verkäuferin nach diesen Büchern fragen und ihr Werbung unter die Nase halten. Dann zurücklehnen und abwarten, wie die Verkäuferin allmählich ins Schwitzen gerät.
Insgesamt ist Molwanîen einen Tick besser, deswegen 9 von 10 Punkten für dieses Buch und 8 von 10 Punkten für Phaic Tân.