Titel: Modern Wargames Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Wie sich das Leben in einer Zukunft nach einer Klimakatastrophe gestaltet, stellt Jorge Maga in seinem Debut-Roman dar. Jedoch legt er weniger Wert auf umweltpolitische Aussagen, sein Aussageschwerpunkt bewegt sich in Richtung der Verantwortlicheit von Computerspielen und Informationstechnologie.
Zum einen beschreibt Maga in seinem Buch eine in, von Eis bedeckten, Europa lebenden Familie. Eric und Lucy sowie ihr Sohn Frederic leben in einer Kuppelstadt unter dem Eis, erbaut auf den Überresten der Stadt Paris. Während Eric als Systemverwalter der Kommunikation in der Stadt zuständig ist, beschäftigt sich sein Sohn hauptsächlich mit virtuellen Kriegsspielen. Mittels Ganzkörpertanks wird der Spieler in eine völlig realistisch aussehende Spielumgebung katapultiert, ein Paralleluniversum im Cyberspace. Frederics Eltern sind streng gegen Kriegsspiele, weswegen ihr Sohn seine Ausflüge immer verheimlicht. Mittlerweile hat er es weit gebracht und kann für jeden seiner erfolgreich abgeschlossenen Missionen gutes Geld einstecken.
Frederics Mutter Lucy arbeitet als Dienstmädchen für eine reiche Familie, welche in der Nähe von Afrika lebt. Ebenso über den Cybertank werden die Bewegungen und Empfindungen der Frau mit einem Robotkörper in der Wohnung gleichgeschlossen. So nimmt sie als dienbarer Cyborg am Familienleben der Familie Miller teil, bestehend aus Ralph und Margaret sowie ihrer Tochter Sarah. Durch Lucys Arbeit lernen sich auch Frederic und Sarah kennen, die beiden Teenager verlieben sich ineinander, begegnen sich allerdings nur im Cyberspace.
Währenddessen weiht Ralph Eric in einige gut gehütete Geheimnisse ein, unter anderem informiert er ihn über eine Rebellengruppe, die mehr oder weniger erfolgreich in Europa agiert und auch für einen gravierenden Anschlag auf die Kuppelstadt über Paris verantwortlich ist. Eric erkennt entsetzt, das sich hinter den Kriegsspielen der Jugendliche ebenfalls durch sie gesteuerte Roboter verbergen und sie somit echte militärische Einsätze gegen die augenscheinlichen Rebellen durchführen. Beide Familien geraden durch diese Entdeckung in das Visir der Behörden...
Die Idee zu diesem Roman ist Jorge Maga nach vielen fruchtlosen Diskussionen mit seinem Sohn über dessen Spiel mit sogenannten Egoshootern gekommen. Mit dem Argument "Ist doch nur ein Spiel" wurde er wie viele Elternteile konfrontiert, wenn Jugendliche ihre Freizeit am Computer verteidigen. Hier stellt sich die oft in Medien diskutierte Frage, inwieweit Eltern es ihren Kindern erlauben sollen, mit Egoshootern zu agieren und wenn ja, wie lange. Magas erfolglosen Diskussionen folgte der "Frustabbau" und die Weiterentwicklung seiner Befürchtungen im vorliegenden Roman, in dem Kinder und Jugendliche als unfreiwillige Werkzeuge einer gnadenlosen Militärpolitik geopfert werden. Die Idee ist an und für sich nett, jedoch wage ich zu bezweifeln, ob diese Zuspitzung zielführend ist. Denn wie man es auch in anderen Bereichen mühseeliger Erziehungen immer wieder lernen muss (z.B. Rauchen, Alkohol): Verbote schaffen nur grössere Anreize, Abschreckende Beispiele (wie es auch Maga mit diesem Roman versucht) taugen meist nicht viel, um Jugendliche von ihrem Tun abzuhalten. Hier spielt sicher auch eine gewisse Rebellionshaltung in der Pubertät eine Rolle. Vielleicht ist hier, meine persönliche Meinung, auch wenn es die Eltern durchaus fordert, eine breite Erziehung zur Medienkompetenz erforderlich. Massvolles Erlauben in gewissen Grenzen statt strenger Verbote. Anbieten von Alternativmöglichkeiten, die interessant genug sind, den Jugendlichen von nicht gewünschten Dingen abzulenken.
Der pädagoogische Versuch Magas mit seiner SF-Geschichte Jugendliche von der Benutzung von Computerspielen abzubringen, oder sie auch nur dazu zu bringen, darüber nachzudenken, wird wohl (leider) scheitern. Was bleibt, ist ein netter Roman über die Gefahren moderner Technik, verbunden mit einer kleinen Teenieromanze.