Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der EDFC (Erster Deutscher Fantasy Club e. V.) ist ein sehr rühriger Verein, der schon mit einer ganzen Reihe gelungener Publikationen glänzen konnte. Das jüngste Stück in der Sammlung ist die letztjährige Jahresanthologie, die einen Umfang von über 300 Seiten aufweist und somit für eine Sammlung von Kurzgeschichten einen recht beachtlichen Umfang aufweist. 26 Autoren haben ihren Teil zu diesem Werk beigetragen, und darunter findet man auch sehr bekannte Namen: Heidrun Jänchen, Michael K. Iwoleit, Niklas Peinecke oder Frank W. Haubold, der als Herausgeber natürlich selbst auch eine Geschichte beisteuerte. Ihm wurde jüngst die große Ehre zuteil, als erster überhaupt den Deutschen Science Fiction Preis in einem Jahr in beiden Kategorien zu gewinnen (Roman und Kurzgeschichte). Diese Ehrung war der Lohn für viele Publikationen im Bereich der SF, eben wie auch die hier vorliegende Anthologie.
Die Geschichten, die ausgewählt wurden, decken einen sehr großen Bereich der Phantastik ab. Ganz gleich, ob man nach unheimlichen Erzählungen im Stile eines Poe oder Lovecraft sucht, ganz gleich, ob Fantasy oder Märchen, ob Cyberpunk, klassische SF oder Utopie. Nahezu jede Spielart des doch sehr weit gefächerten Genres der Phantastik ist vertreten, und die Jahresanthologien dürften wohl ohne Zweifel die vielseitigsten Sammlungen der letzten Jahre gewesen sein. Auf der anderen Seite ist die Qualität der Geschichten eher durchwachsen. Manche Geschichten sind solide geschrieben und man merkt, dass der Autor sein Handwerk bestens versteht, aber andere Werke sind vorhersehbar und enthalten Inhalt, der in verschiedener Form schon mal da gewesen ist. Manch eine Geschichte wirkt wie ein Fragment oder ein Prolog eines Romans; man würde gerne weiterlesen, aber die Fortsetzung bleibt einem der Autor wohl schuldig.
Insgesamt aber ist kein Totalausfall zu verzeichnen, zurecht ein Verdienst der Herausgebers, und die Sammlung bot einige Stunden abwechslungsreicher Unterhaltung. Schön, dass die Geschichten hier und da illustriert wurden. Thomas Hoffmann steuert ein knappes Dutzend Zeichnungen bei, die allesamt sehr gelungen sind. Die Wahl, nur einen Illustrator zu nehmen, war sehr gut. Oft besteht die Gefahr, dass unterschiedliche Illustrationen einem Werk einen unruhigen Charakter geben.
Fazit: Die Jahresanthologie ist eine gelungene Sammlung von Kurzgeschichten und Erzählungen, die einen sehr weiten Bereich der Phantastik abdecken. Jeder Freund dieser Literaturgattung wird in dieser Anthologie etwas finden, was ihm zusagt.
6 von 10 Punkten.