Reihe: Die Minimädchen, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Wie soll man sich denn verhalten, wenn man nach einem Schiffsunglück an eine einsame Insel angeschwemmt wird und mit einer Horde wollüstiger Frauen konfrontiert wird? Zumal die Damen etwas klein geraten sind. Und der Hauptgrund allen Treibens ist, ein Baby zu bekommen? Pierre Seron hat mit seiner Comicserie "Die Minimenschen", in der ein ganzes Völkchen dank eines Meteoriten auf eine Größe von um die 15 cm geschrumpft ist, großen Erfolg. In den späten neunziger Jahren zeichnete er eine kleine Reihe namens "Die Minimädchen", die teils als Gegenpart zu den Minimenschen, teils als Parodie gelten können. Die Mädchen sind etwas größer als ihre Kollegen auf dem französischen Festland, allein schon aus praktischen Gründen, um diverse Stellungen auch durchführen zu können - und: Das Einführen muss ja auch irgendwie gelingen. Und so kämpfen auf der besagten Insel zwei Damen um das Ureigentlichste, um das man sich immer grundsätzlich streitet: Macht. Jede will Königin sein und ein Baby des Mannes austragen. Dieser will sich jedoch auf keinen Fall instrumentalisieren lassen und versucht seinen eigenen Plan umzusetzen. Jedoch ist das nicht immer ganz so leicht, zumal er langsam Gefallen an den Begegnungen mit den vielen Frauen hat, die ihn tagein, tagaus besuchen und von ihm lernen wollen. Doch auch Schattenseiten der herrschenden Gesellschaft lernt er kennen und hassen.
Zeichnerisch auf hohem belgisch-französichem Niveau, man merkt die Schule, in der auch André Franquin lernte. In Sachen Sexualität ist Seron durchaus einfallsreich, jedoch weigert sich auch der liebeshungrigste Protagonist, auf einem Ast hoch oben im Baum Babys zu produzieren. Witzig sind diese Eskapaden auf alle Fälle. Der durchgängige Witz, verbunden mit der guten Zeichnung und der schlüpfrigen Geschichte, macht den ersten Band der Minimädchen zu einem intessanten und humorvollen Comic für Erwachsene, das eigentlich in einer Komplettsammlung der Minimenschen nicht fehlen darf.
Meine Wertung: 6 von 10 Punkte