Reihe: Star Wars Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Han Solo, seine Frau Leia Organa-Solo, sowie deren Adoptivenkeltochter Alanna und der Protokolldroide C3PO sind nach den Ereignissen in "Das Verhängnis der Jedi-Ritter" unterwegs nach Coruscant. Alanna entdeckt beim Spielen im Falken ein bislang unbekanntes Gerät - selbst Han Solo, der das uralte Raumschiff mehrmals von Grund auf reparieren musste, kann nichts damit anfangen. C3PO vermutet, das es sich um einen Transmitter aus der Zeit der Klonkriege handeln könnte. Während die Solos über dem Gerät rätseln, drängt sich Alanna mit der Frage nach vorne, wem denn der Falke vor Lando Calrissian gehört hatte. Selbst Solo ist das nicht genau bekannt - und da gerade sonst nichts zu tun ist, beschliessen die Solos, der Geschichte des Falken auf den Grund zu gehen.
Zur selben Zeit erwacht in einer Klinik für Lebensverlängerung der Pilot Tobb Jadak. Er hatte vor etwa 72 Jahren den YT1300 geflogen - damals unter dem Namen Sternengesandte. Er hatte einen Auftraug der Organisation namens "Republikanische Gruppe", die aus der Initiative der Zweitausend hervorging - einer Senatorengruppe, die mit der Amtsführung von Kanzler Palpatine nicht zufrieden waren. Aus der Republikanischen Gruppe ging später die Repubikanische Allianz hervor, aus der dann die Rebellen-Allianz wurde. Kurz nach der Schlacht über Coruscant, der Entführung Palpatines und des Todes Count Dokus, sollte Jadak die Sternengesandte zu einem bestimmten Planeten fliegen, um die "Achtung der Republik in der Galaxis wieder herzustellen". Ein Jedi-Meister hat hierzu etwas in den Frachter eingebaut - was sich 72 Jahre später als der von Alanna gefundene Transmitter heraus stellt. Jadak ist davon überzeugt, seine Mission zu Ende bringen zu müssen und macht sich auf, herauszufinden, was aus der Sternengesandten geworden ist, nachdem er über Nal Shaddaa mit einem Erzfrachter zusammenstiess und fast komplett zerstört wurde.
Während Jadak die Geschichte des Falken von seiner Warte aus nach vorne aufrollt, nähert sich das Ehepaar Solo von hinten an und ahnen nicht, das das Wiedererwachen Jadaks eine nicht zu unterschätzende Macht auf den Plan gerufen hat, welche an einem Schatz interessiert ist, die mittels des Falken gefunden werden kann...
Negativ (aus der Sicht des unbarmherzigen Rezensenten):
Leider fehlt dem Buch ein logischer Plot - ähnlich wie in "Der Geist von Tatooine" suchen die Solos, auch wenn sie es anfangs nicht wissen, nach einem Schatz, der seit Jahrzehnten irgendwo versteckt liegt. Ähnlich uninspiriert nimmt James Luceno dieses Schatzsucher-Thema auf, um die Historie des wohl berühmtesten Raumschiffes des Star Wars Universums zu erzählen. Wenn es mal nicht ganz passt, scheut sich Luceno auch nicht, die schriftstellerische Brechstange zu benutzen und sich den einen oder anderen Handlungsstrang so zurecht zu biegen, das esam Schluss wieder passt. Unbefriedigend ist das schon, denn man hätte gerade aus diesem, lang erwarteten Buch etwas besonderes machen können. Hätte Luceno die Rahmenhandlung fallen gelassen und "nur" eine Anthologie geschrieben - Kurzgeschichten analog der jeweiligen Falken-Besitzer - ja, das wäre was geworden. Zwar ist es manchmal etwas anstrengend, der Linie des Autoren zu folgen, denn die Sprünge in der Zeit folgen recht aprupt. Aber es ist noch machbar.
In der Summe ist "Millenium Falke" ein haarscharf an der konzeptlosigkeit vorbeigeschlitterter Roman, der auf den selben ausgetretenen Plots herumstapft, wie einige seiner Vorgänger aus der Star Wars Reihe.
Positiv (aus der Sicht des Star Wars Fans):
Fast nahtlos fügt sich der Roman zwischen die beiden Reihen "Wächter der Macht" und "Das Verhängnis der Jedi-Ritter". Als Verbindungsstück werden Erlebnisse des vergangenen Zyklus aufgearbeitet bzw. Ereignisse des kommenden vorweggenommen. Derart eingebettet kann man mal einen in Bezug auf die Rahmenhandlung schwachen Roman verkraften, zumal er die Geschichte DES EINEN Raumschiffes in Star Wars erzählt, das wohl immer im Herzen eines jeden Fans Platz finden wird. Ist der Falke in den drei Filmen der alten Trilogie mehr oder weniger noch einfaches Transportmittel, so hat er in unzähligen Comics und Romanen des erweiterten Universums eine Seele, ein Gesicht bekommen. Die ewigen Launen des Raumschiffes, die Bockigkeit und Sturheit seiner Systeme, die immer wieder zu reparierenden Systeme (vor allem die Backbord-Steuerdüsen...), die eingebauten Extras des Frachters.... das alles benutzt James Luceno und spielt mit denjenigen Eigenschaften des Raumschiffes, die großen Wiedererkennungswert besitzen. Mit großer Freude verfolgt man die Geschichte des Schiffes - von der "Geburt" in der Schiffswerft und der dort schon präsentierten Eigenartigkeit des 25er YT1300 über seine Einsätze als Lazarettschiff, als Zirkusschiff, als Schmuggelfrachter bis hin zur Jetztzeit unter Han Solo. Mit jeder Kleinigkeit in der Ausstattung des Falken spielt Luceno durch die Jahrzehnte hindurch und lässt so die gesamte Geschichte eines Frachters, der mehr als einmal zu Schrott geflogen wurde, lebendig werden.
Als Star Wars Fan entsteht, je weiter man in den Roman vordringt, ein wissendes Lächeln im Gesicht, fühlt bei jeder wiederkehrenden Panne des Frachters ein Welle der Sympathie - Luceno schafft es, dem Falken hier eine Hauptrolle zuzuschreiben, die das Schiff wahrlich verdient. Und er schafft es, dem alten Frachter eine einzigartige und sympatische Persönlichkeit zu verleihen, die unter Fans schon lange Legende ist. Der Millenium Falke - eine der Hauptpersonen des Star Wars Universums erhält hier eine für Fans wunderschöne Würdigung.