Titel: Metropolis Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Inhalt:
Freder tauscht den Platz mit einem Maschinenarbeiter, der kurz vor dem Zusammenbruch steht. Er schickt ihn zu Josaphats Adresse. Doch der Arbeiter findet viel Geld in Freders Tasche und fährt nach Yoshiwara, dem Vergnügungsviertel von Metropolis.
Mitten in Metropolis, in einem älteren Haus, wohnt der Erfinder Rotwang. Joh Fredersen möchte ihn sprechen, entdeckt aber in einem Zimmer eine Büste eines Frauenkopfes - Hel, die einst Rotwangs Frau, dann aber Fredersens Geliebte und Freders Mutter wurde. Sie starb bei Freders Geburt. Rotwang hat sich der Wiedererschaffung seiner geliebten Frau verschworen und zeigt Fredersen ein künstliches, weibliches Wesen aus Eisen, das sich bewegt wie ein Mensch. Rotwang prophezeit, das zukünftig niemand einen echten Menschen von einem Maschinenmenschen unterscheiden könnte.
Rotwang hingegen findet einen Sinn in den Plänen: Es sind Grundrisse der zweitausend Jahre alten Katakomben unter der Stadt Metropolis. Zusammen mit Fredersen steigt er hinab in die Tiefen. Ebenso sein Sohn - zusammen mit vielen Arbeitern. Er gelangt in eine Kirche - und als Priesterin erkennt er das junge Mädchen, genannt Maria. Rotwang und Frederson beobachten die Zeremonie von einem Felsspalt aus. Das Mädchen erzählt den Arbeitern die Legende vom Turmbau zu Babel. Sie beschwört die Zuhörer auf das Motto: "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein". Ein Mittler werde gesucht, zwischen Arbeiter und herrschender Schicht. Die Arbeiter warnen aber, das sie nicht ewig warten würden, bis ein "Erlöser komme". Fredersen ist entsetzt über das Gesehene und fordert Rotwang auf, dem Maschinenmenschen das Antlitz Marias zu geben um zwischen ihr und den Arbeitern Zwietracht zu säen. Rotwang jedoch ist von Rache besessen, nachdem er seine Frau an Fredersen verloren hatte, soll dieser nun auch seinen Sohn verlieren,
Maria erkennt Freder unter den Arbeitern und nennt ihn den Mittler, auf den sie gewartet habe. Nach dem Freder sie verlassen hat, lauert ihr Rotwang auf...
Besprechung:
Als Fritz Langs Meisterwerk 1927 in die Berliner Kinos kam, war dem Film kein grosser Erfolg beschert. Eine zweite, gekürzte und überarbeitete Fassung, die unter anderem in München und Stuttgart aufgeführt wurde, brachte nicht die erhofften Einnahmen. Das Ergebnis dieser prekären Situation bestand letzten Endes darin, das die Produktionsfirma Ufa weitgehend ruiniert war.
Warum war der Film so ein Misserfolg? Fritz Lang wendet sich von der damals üblichen postitiven Science Fiction ab und zeigt eine Gesellschaft, die sich, den Lehren des Marxismus ähnlich, in zwei Klassen aufgeteilt hat - die Herren und die Arbeitersklaven. Letztere begehren auf und revoltieren gegen ihre Herren und Ernährer - ein in einer Zeit des ständigen sozialen und wissenschaftlichen Fortschrittes unangenehmes Thema, mit dem man sich nicht befassen möchte. Insofern greift Fritz Lang seiner Zeit auch in der gesellschaftlichen Betrachtung voraus und nimmt die nur wenige Jahre später stattfindenen Unruhen in der Weimarer Republik und den Aufstieg des dikatorischen Nationalsozialismus in Teilen voraus. Mit der Maria als christliche Heilsfigur, als auch mit der Formel "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein" stellt Lang die Religion als eine der Lösungen für grundlegende gesellschaftliche Probleme vor - und zeigt auch deren mögliches Scheitern in dem Tod Marias. Mit der leidlichen Vermengung von Politik und Religion, das ganze übergossen mit einer fast erdrückendenn Liebesgeschichte, wandern Fritz Lang und Thea von Harbou jedoch auf einem sehr schmalen Grad zwischen Avantgarde und banalem Kitsch. Insofern muss man trotz aller Verehrung des Filmes und dessen monumentalen Machart nicht in die Kritiklosigkeit fallen, sondern trotzalledem die teils sehr seichten Episoden im Film als völlig unnötig bezeichnen.
Metropolis ist ein Film, an dem sich die Geister scheiden - die einen verehren das Werk als DEN klassischen Science Fiction Film (wobei Fritz Lang noch andere, weitaus interessantere Streifen wie beispielsweise "Frau im Mond" von 1929 drehte), die anderen winken ab und stufen den Streifen als Kitsch ab. Eines kann man auf alle Fälle jedoch behaupten - jenseits aller inhaltlichen Kritik ist die handwerkliche Qualität des Filmes hervorragend und stellt somit am Beginn einer langen Reihe von SF-Filmen. Er ist zumindest der zweite SF-Film in voller Spielfilmlänge (nach dem russischen "Aelita" von 1924).
Die Menschen in Metropolis sind in zwei Klassen aufgeteilt, die Arbeiter, die in der Unterstadt leben und die Reichen und ihre Söhne, die in Luxus und Reichtum schwelgen. Im "Klub der Söhne" hält sich, behütet und fernab vom "normalen" Leben unter anderem Freder auf, der Sohn Joh Fredersens, dem Herrn von Metropolis.Als eine junge Frau, umringt von vielen Kindern, in die ewigen Gärten eindringt und Freders Herz berührt, als sie die Söhne und ihre Konkubinen den Arbeiterkindern als Brüder und Schwestern vorstellt, verändert sich etwas in Freder und er möchte mehr erfahren von den Menschen, die die Stadt am Leben erhalten.
Als er auf der Suche nach dem Mädchen in die riesigen Maschinensäle vordingt, wird er Zeuge einer verheerenden Explosion. Er unterrichtet seinen Vater von den Ereignissen. Er warnt ihn davor, das die Arbeiter sich gehen seine Herrschaft auflehnen könnten.
Er wird Zeuge, wie Grot - der Meister der Herz-Maschine, zu seinem Vater kommt und ihm Pläne von einem Aufstand überreicht, die in den Taschen zweier Opfer der Explosion gefunden wurden.