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Reihe: Merrily Watkins, Band 8 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Den Leser des Buches Ein dunkler Gesang und den Rezensenten dieser Zeilen zieht es einmal mehr nach Irland, auf die grüne Insel mit ihren Mythen um Elfen und Kobolde. Um die geht es diesmal aber nicht. Ziel und der Ausgangspunkt für die Erzählung zugleich ist der kleine Ort Wychehill, idyllisch in den grünen Malvern Hills gelegen. Die Bewohner Wychehills bilden keine einheitliche Gemeinde. Einerseits finden sich die alteingesessenen, zum Teil verbitterten Farmer, die von der EU mit Auflagen bedacht werden, die keiner will. Andererseits die neuen Bewohner, die sich wegen der sozialen Kälte im Ort nicht zu Hause fühlen. Zudem eröffnete ein undurchsichtiger pakistanischer Unternehmer einen Club in der ehemaligen Dorfkneipe, der Drogen konsumierende Gäste mit sich bringt und den Ort in Verruf. Nach einer Reihe von ungewöhnlich erscheinenden Verkehrsunfällen mit übernatürlichem Hintergrund wird die Pfarrerin und Exorzistin Merrily Watkins nach Wychehill gesandt. Kaum ist sie da, geschieht ein schrecklicher Mord, und dann noch einer. Merrily Watkins hat alle Hände voll zu tun, um herauszufinden, warum sie überhaupt dort gebraucht wird. Ihrer Meinung nach ist der ortsansässige Pfarrer nicht gerade mitteilungsfreudig, bangt er doch um seine Schäfchen und vor allem um seinen Standesdünkel. Das Gleiche gilt für die Bewohner von Wychehill, die ebenfalls nicht ganz ehrlich zu ihr sind. Mit alten Kindersprüchen wie Flim, Flam Flunkel, bring Licht ins Dunkel ist es nicht getan. Zuerst tapert Merrily einige Tage im Dunkel herum, bevor sie einigermaßen klar sieht. Langsam schält sich aus den Gesprächen heraus, dass manche Dorfbewohner an einen Geist auf einem Fahrrad glauben. Dieser soll der Auslöser und Verantwortliche für die in letzter Zeit so häufig vorgekommenen Verkehrsunfälle sein.
Merrilys Tochter Jane schwänzt derweil ein bisschen die Schule und legt sich mit der örtlichen Bauunternehmergesellschaft an, die Luxusvillen auf einer prähistorischen Stätte errichten will. Der Grund dafür ist relativ einfach zu sehen. In einem alten Buch findet Jane Hinweise auf sogenannte „Ley“. Das sind alte Wege, die in geraden Linien zwischen Kirchen und anderen Bauwerken von spiritueller Bedeutung verlaufen. Jane entschließt sich, für den Schutz dieser Leys einzutreten. Gegebenenfalls ist sie bereit, dafür zu kämpfen. Damit macht sich das junge Mädchen nicht allzu viele Freunde. Denn auf der einen Seite stehen die Ortsvorsteher, die ein gutes Geschäft witterten und nun denken, dass der Abschluss nicht zustande kommen könnte. Daneben stehen die Bauunternehmer, die sich von dem Auftrag viel Geld und vor allem Gewinn erhoffen. Jane steht nun zwischen dem gierigen Bauunternehmer und den Ortsvorstehern, - und auf der anderen Seite den Menschen und Fanatikern, die ihr Glauben schenken und mit Demonstrationen unterstützen wollen. Jane bräuchte dringend den Rat ihrer abwesenden Mutter.
Der mittlerweile achte Teil der Merrily-Watkins-Mystery-Reihe beginnt wie üblich. Manch eine Erzählung um Inspector Barnaby erscheint dagegen wie ein reißerischer Thriller. Das bedeutet, der Roman beginnt wie gewohnt recht gemächlich. Merrily steht wieder einmal mehr im Mittelpunkt, während sie in Wychehill einem vermeintlichen Geist nachjagt. Gleichzeitig bringt sich das aktive Töchterchen Jane in erhebliche Schwierigkeiten mit ihrem Projekt. Wie von Phil Rickman gewohnt, steht eine angebliche paranormale Erscheinung im Mittelpunkt der Ermittlungen. Schuld und Sühne an gewissen Vorkommnissen in Wychehill sind die Haken, an die der Autor die Leser nimmt. Rickman verwebt Gerüchte, Dorfklatsch, Lug und Trug gekonnt miteinander. Die Beschaulichkeit des Dörfchens Wychehill endet im Sumpf von Ermittlungen und Halbwahrheiten. Lange Zeit verbringt der Leser im Dunklen, bevor geklärt wird, was hier vor sich geht. Diese Mystery-Geschichten sind immer eine Empfehlung wert.