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Meridian wird von ihren Eltern an ihrem 16. Geburtstag zu ihrer Tante geschickt. Diese hat sie noch nie gesehen und überhaupt weiß sie gar nicht, was eigentlich los ist. Nur eines ist ihr von klein auf klar: Sie ist nicht normal. Seit sie denken kann, sterben Tiere in ihrer Umgebung und sie erleidet den Todesschmerz auch. Nachdem sie bei ihrer Tante angekommen ist, vergehen kaum ein paar Tage und es geht wieder los mit ihrem „Fluch“. Doch ihre Tante Merry klärt sie im Laufe des Buches auf und teilt ihr mit, dass sie etwas Besonderes ist. Meridian ist eine Fenestra, eine Art Engel, der die Seelen durch sich hindurch über ein Fenster in den Himmel führt. Was Meridian erst für Humbug hält, muss sie schleunigst akzeptieren, denn es kommt eine große Gefahr auf sie und ihre Tante zu ...
Die Bedrohung, um die es sich dabei handelt, war mir schon von Anfang an klar. Eine andere Art von Gegenstück der „guten“ Fenestra ist bei so einem Thema für mich eh kaum vorstellbar. Aber die beiden Damen erkennen die Bedrohung ziemlich lange nicht oder ignorieren sie vollständig. Darüber ärgerte ich mich von der ersten Andeutung an leider sehr. Unterstützt werden die beiden von Tens, einem Jungen in Meridians Alter, der ebenfalls seit geraumer Zeit bei Tante Merry wohnt. Was für eine Aufgabe dieser Knabe hat, ist schwer zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Er und die Protagonistin können sich von Anfang an nicht leiden und doch verbindet sie etwas Großes. Zusammen erfahren sie von Tante Merry und einem gehüteten Tagebuch immer mehr über die früheren Fenestras und ihrer Lebensaufgabe.
Die Autorin hatte mit Fenestras eine gute Grundidee und auch schöne Ansätze mit den Tagebucheinträgen und weiteren Figuren im Hintergrund. Doch leider konnte mich der Roman nie wirklich überzeugen oder gar fesseln. Die guten Anfänge wurden platt weitergeführt und ich musste mir trotz Tante Merrys Erklärungen vieles selbst zusammenreimen. Auch die Komplexität des Buches war leider flach, da kein Charakter genauer vorgestellt wurde und das Böse von Anfang an zu offensichtlich war. Nach schätzungsweise der Hälfte des Werkes konnte ich schon sagen, wie es ausgeht, und das enttäuschte mich sehr. So baute sich für mich auch nie wirklich Spannung auf, was bei so einer Thematik eigentlich einfach dazugehört.
Tante Merry wurde sehr widersprüchlich beschrieben, von Tens erfuhr man so gut wie gar nichts und Meridian selbst wirkte auf mich, trotz der etwas genaueren Darstellung, sehr oberflächlich. Zum einen schien, was die Bedrohung anging, die Zeit bei ihrer Tante stillzustehen, und was die Gefühle der wichtigsten Figuren betraf, wurden diese in einem Zeitraffer geschildert. Die Geschichte wurde aus Meridians Sicht in der Ichform erzählt, und so durfte ich auch Einblicke in ihre Gefühlswelt haben. Briefe und Tagebucheinträge wurden in Kursivschrift dargestellt. Das Ende ist zwar ein Abschluss, aber es könnte eine Fortsetzung geben, da nicht alles zufriedenstellend ausging.
Es tut mir wirklich leid, aber dieses Werk konnte mich nicht überzeugen.
Ich vergebe diesem Werk zwei von fünf Sternen.
Meridian: Dunkle Umarmung - die Rezension von Erik Schreiber