Reihe: Mercy Thompson, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Mercedes „Mercy“ Thompson unterhält eine kleine Werkstatt für (irgendwie witzig) deutsche Autos. Ihr Nachbar Adam ist das Oberhaupt des lokalen Werwolf Rudels, doch davon ahnt die breite Öffentlichkeit nichts, denn im Gegensatz zum Feenvolk haben die Werwölfe ihr „Coming Out“ noch nicht vollzogen. Dass Mercy darüber Bescheid weiß, hat zwei Gründe. Sie ist eine sogenannte Walkerin und wie ihre amerikanischen Vorfahren kann auch sie sich in einen Kojoten verwandeln. Doch noch viel wichtiger ist die Tatsache, dass sie von Bran, dem Anführer aller amerikanischen Werwölfe, groß gezogen wurde und folglich alles über sie weiß. Als ihr Werkstattgehilfe Mac, ebenfalls ein Werwolf, von Unbekannten umgebracht wird, weitet sich die Sache schnell so weit aus, dass auch Adam schwer verletzt wird. Mehr noch, die Mörder haben Adams Tochter entführt. Um den geschwächten Adam vor seinem Rudel zu schützen fährt sie ihn zu Bran und seinem Rudel. Doch für Mercy bedeutet dies auch, sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Patricia Briggs erster Roman der Mercy Thompson Reihe kann als sehr gelungen bezeichnet werden. Zwar wartet sie mit wenig neuen Urban Fantasy Elementen auf (die Walker Geschichte wird erst in späteren Bänden genauer beleuchtet), aber sie baut eine komplexe und interessante Welt auf. Viel auffälliger ist aber, dass die Autorin die Spannung nicht aus lebensbedrohlichen Szenen (deren es im ganzen Buch nur zwei gibt), sondern aus den sozialen Beziehungen der Protagonistin zieht. Mercy ist keine kraftstrotzende Amazone, sondern eine Frau mit scharfen Verstand und viel Wissen. Beides setzt sie sehr erfolgreich zu ihrem Vorteil in Krisen ein und das macht die Reihe auch so erfrischend anders im Vergleich zu anderen Urban Fantasy Heroinen.
Auffallend ist auch, dass die Autorin ihr Handwerk versteht und das Buch von der ersten bis zur letzten Seite durchkonzipiert hat. Ein wenig ungewöhnlich ist die Tatsache, dass der Showdown bereits 50 Seiten vor Schluss beendet ist, aber auch das ist wiederum erfrischend anders und es tut gut, dass die Patricia Briggs sich die Zeit nimmt, ihre Roman angemessen ausklingen zu lassen. Dies ist wohl auch nur möglich, weil sie bis zum finalen Höhepunkt noch keine 1000 Seiten geschrieben hatte, sondern gerade mal 300. D. h. sie kann auch noch kompakt und nicht ausschweifend, wie der Großteil ihrer Kollegen schreiben.
Ein sehr gelungener und vielversprechender Beginn einer Urban Fantasy Reihe, der Lust auf mehr macht. 9 von 10 Punkten.
6 von 10 Punkten.