Titel: Mein kleiner Horrortrip Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Man glaubt es nicht, was auf knapp 160 Seiten passt. 71 Autorinnen, Autoren und Zeichner erzählen ihre Geschichten: den Augenblick des kleinen Horrors. Ganz im Stil von Ellery Queen, der bereits einmal fünfzig Kriminalgeschichten herausbrachte bzw. Isaac Asimov mit seinen einhundert bösen Krimis. Susan Rich, freie Redakteurin bei Harper Collins in New York, fasste nun Gruselgeschichten für Jugendliche zusammen, die selten mehr als zwei Seiten Länge haben. Der große Vorteil an den Geschichten ist: Auch Erwachsene können sie lesen und ihren Spaß haben.
Das Buch beginnt wie jedes andere Buch auch - mit dem Umschlag. Weiße und rote Schrift und ein Loch in der Mitte. Und aus diesem Loch schaut Dich ein Auge an. Du schlägst das Buch auf und siehst einen kleinen Jungen mit Plüschhasen, einfach herzallerliebst. Doch dann folgen die Kurzgeschichten, Gedichte und Zeichnungen. Sie entführen Dich in einen Horror-Trip.
Einundsiebzig Autoren und Illustratoren aus den Vereinigten Staaten, einige bereits weltbekannt, nahmen eine literarische Herausforderung an. In kürzesten Beiträgen galt es, Kindern das Gruseln beizubringen. Zu den Beitragslieferanten, die ihrer Fantasie freien Lauf ließen und mit kleinen, gelungenen Gruselelementen und schwarzem Humor für reichlich Gänsehaut sorgen, gehören u. a. Kenneth Oppel, Erin Hunter, R. L. Stine, Lemony Snicket, Holly Black, Neil Gaiman, Margaret Atwood und Joyce Carol Oates. Jeder der Beteiligten präsentiert seinen eigenen, unverwechselbaren Stil, der die Lektüre sehr abwechslungsreich gestaltet. Diese Sammlung hält viele überraschende und kreative Werke parat. Gern liest man das Buch mehrmals - entweder selbst oder man liest es vor. Die gute Ausstattung sorgt in jedem Fall dafür, dass Kinderhände es nicht schnell kaputt machen bzw. dass Papa und Mama das Buch gern in den eigenen Bücherschrank stellen.
Diese kleine, aber feine Anthologie ist nichts für diejenigen, die dicke Wälzer bevorzugen. Wie dort gibt es aber auch hier kurze, schnelle Tode, Herzflimmern und geistige wie seelische Infarkte, verabreicht von kriechenden Händen und einfach nur gemeinen Kindermädchen. Spinnen und garstige Ratten als Haustiere sorgen für ein originelles Buch, das wohl jedes Leserherz höher schlagen lässt. Das Werk bietet all das, wovor sich Kinder liebend gern ängstigen: das Monster unter dem Bett, den finsteren Keller, den dunklen Wald, das besondere Haus. Und jetzt liegt das Buch auf dem Nachttisch, im Bücherregal oder gar in der Jackentasche.