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Titel: Mein kleiner Horrortrip: Die kürzesten Schockgeschichten aller Zeiten Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Kurze Horrorgeschichten, sehr kurze Horrorgeschichten - das war die Vorgabe für diese Anthologie. Eine große Anzahl von Autoren hat an diesem Werk mitgewirkt und insgesamt 71 Werke in Schrift und Grafik hinterlassen, die den jugendlichen Leser in allerkürzester Zeit Gruseln oder Entsetzen sollen. Dabei wird bei fast allen Beiträgen zu diesem Buch mit dem Werkzeug der Imagination gearbeitet. Der Leser wird angehalten, den Schluss bzw. den Fortgang einer jeden Geschichte im Kopf weiter zu spinnen, was natürlich den Schaudereffekt wesentlich erhöht. Im Kopf sind ja bekanntermassen viel mehr Freiheiten möglich.
Es ist erstaunlich, welch eine Bandbreite an Lyrik, Prosa und auch Bildergeschichten man auf diesen wenigen Seiten findet, eine wahre Freude ist es, von Seite zu Seite zu blättern und auch als erwachsener Leser immer wieder schockierendes zu Lesen oder das im Buch unausgesprochene in seinem Gehirn weiter zu spinnen. Doch nicht alle Geschichten in diesem Buch enden so schauderlich - manche lassen einen auch laut auflachen, angesichts einer urkomischen Tragik des jeweiligen Protagonisten.
Die Autoren dieser Sammlung greifen in ihren Werken hauptsächlich auf bekannte Elemente des Grusel bzw. des Horrors zurück. Da tauchen fremde, schwarze Männer auf, unterm Bett oder im Schrank lauern Monster oder die tolle Idee, über die man sich so gefreut hat, entpuppt sich als allzusehr fatal. Doch einige Künstler lassen ihre Charaktere auch das Grauen des Alltags spüren. Geradezu unvermittelt werden sie von der Bitterkeit des Schicksals überrannt und müssen mit den übelsten Situationen zurecht kommen.
Gelungen ist auch die äussere Aufmachung des Bandes. Hochwertig gebunden, mit einem kleinen Guckloch in der Mitte des Covers, hinter dem sich auf einer weiteren Seite der in diesem Buch so oft malträtierte kleine Junge von nebenan findet.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings anzubringen. Keinesfalls einverstanden bin ich mit der vom Verlag ausgerufenen Altersspanne von 12 bis 15 Jahren. Welches Elternteil will denn seinem 12jährigen Sohn eine Geschichte zumuten, in der ein gleichaltriger Protagonist unwissend beim Babysitten das kleine Kind als Abendessen verspeist? Und allzu oft werden die analog zur Zielgruppe gestalteten Kinder und Jugendlichen niedergemetzelt, verschlungen, gefressen oder verschwinden auf düstere Art und Weise. Da denke ich, muss man das Mindestalter doch etwas nach oben schrauben, ohne ein Kind in einem Bett wiederzufinden, das einen Alptraum nach dem anderen hat. Ab einem Alter von 14 Jahren kann ich das Buch ohne schlechtes Gewissen empfehlen, aber auch Erwachsene werden an diesem Band ihre Freude haben!
Meine Bewertung: 8 von 10 Punkten