| Reihe: Mondtrilogie, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Auf der Insel Hoch Blenhol im Nordmeer bestehen vier kleine Königreiche, die sich seit jeher bekriegen, ohne in den meisten Fällen sagen zu können, wer damals mit den Auseinandersetzungen begann. Sie sind so gänzlich damit beschäftigt, Verrat und Ränkespiele zu inszenieren, dass sie das Wohl der eigenen Bevölkerung aus den Augen verlieren. Eine schwere Hungersnot suchte das nördlichste der Königreiche, das von den Zauberern beherrschte Moorland heim. Gäbe es eine bessere Voraussetzung, um jetzt ein geschwächtes Land zu übernehmen? Als weiteren Punkt kann Prinz Konrig von Kathra anführen: Prinzessin Ullanoth von Moorland ist seine Geliebte. Auf diese Weise kann er sie heiraten, ein geeintes Reich hinter sich und zwei zerstrittene andere Reiche gegen sich haben. Wenn er diese geschickt gegeneinander ausspielt, dann hat er leichtes Spiel dabei, sie ebenfalls in sein Großreich einzugliedern. Prinz Konrig macht sich also auf, seine Träume wahr werden zu lassen. Ein kleines Geheimnis von Prinz Konrig ist seine geringe Gabe der Magie. Dies allein schließt ihn von der Thronfolge aus. Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Er verbirgt die Gabe vor jedem und ist so ein "unbescholtener" und würdiger Thronfolger.
Konrig wird zudem auf Deveron aufmerksam. Der Enkel eines Sattlers besitzt die wilde Gabe der Magie, ist schnell und gewitzt, versteht es, sich überall durchzumogeln. Deveron, genannt Schlich, wird bald zum Schildknappen des Prinzen bestellt. Die Pläne, die sich Prinz Konrig für ihn ausdenkt, sind jedoch ganz anderer Natur. Schlich soll für ihn zum Spion und Meuchelmörder werden. Dabei wird Schlich langsam und vorsichtig zu einer Hauptfigur des Romans aufgebaut.
Der Hauptplot ist das Spiel der Spiele. Ränkespiele, Versprechen und Ähnliches dienen dazu, den persönlichen Vorteil auszukosten - koste es, was es wolle. Es ist das Spiel um Macht und Einfluss und es wird von Julian Mays Figuren hervorragend beherrscht. Julian May erzählt uns von menschlichen Schicksalen, Personen, die hoffen und bangen, die sich freuen und trauern, und das auf eine sehr eigene, gefühlsbetonte Weise. Die Co-Autorin von Marion Zimmer Bradley kann also auch eigenständige Fantasy, weitab von Schlachtenlärm, schreiben. Bislang ist der Roman noch nicht gut einzuschätzen, warten wir mal die anderen Bücher ab.