Titel: Marvel's The Avengers Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Loki hat sich mit einer Armee von Außerirdischen verbündet, welche er für sein Ziel, die Beherrschung der Erde, in die Schlacht führen will. Um sie auf den Planeten zu holen, benötigt er jedoch einen kosmischen Würfel, der eine unbegrenzte Menge an Energie beinhaltet. Diesen stiehlt er aus dem Hauptquartier der S.H.I.E.L.D.-Organisation und es gelingt ihm mit Hilfe eines Wissenschaftlers und dem Agenten Hawkeye, welche er auf seine Seite zieht, mit dem Relikt zu entkommen.
Nick Fury, Leiter von S.H.I.E.L.D. stellt ein Team von Superhelden zusammen, welche jedoch zunächst einmal wirklich zu einem Team verschmelzen müssen bevor sie sich gemeinsam ihrer Aufgabe – der Wiederbeschaffung des Würfels und der Inhaftierung Lokis – widmen können. Nicht einfach bei Charakteren, die so völlig unterschiedlich sind.
Kritik:
Ich muss gestehen, dass ich zu den Menschen gehöre, die Comicverfilmungen zum Großteil meiden. Die wenigsten konnten mich bislang überzeugen, dazu die Tatsache, dass ich bislang auch eher mit den DC-Helden und den entsprechenden Verfilmungen etwas anfangen konnte. Nun also eine geballte Ladung Marvel. Man darf gespannt sein.
Um ganz vorne anzufangen. Die Geschichte ist natürlich alles andere als neu und lässt sich so in (gefühlt) jedem zweiten oder dritten Comicheft finden. Was aber auf jeden Fall gesagt werden muss, ist dass sie sehr spannend und sehr oft auch mit einem nicht gerade unbeträchtlichen Anteil an Humor erzählt wird. Atmosphärisch werden hier, einhergehend mit der technischen Umsetzung, große Geschütze aufgefahren. Whedon versteht es sehr gut, den Zuschauer in das “Avengers”-Universum eintauchen zu lassen und bietet ihm mit den unterschiedlichen Helden eine gesunde Mischung aus dem, was Marvel zu bieten hat. Der Titel ist (wie sollte es auch anders sein) sehr actionreich und wird gerade in der ersten Hälfte vor allem von den Differenzen zwischen den Hauptcharakteren getragen, wobei hier von jenen auch immer wieder eine Menge Öl ins Feuer gegossen wird. Logisch, ein Egozentriker wie Tony Stark, der dann auch noch alles mögliche mit einem sarkastischen Kommentar versieht ist schon sehr dazu angetan, eine Gruppenbildung zu verhindern. Oder ein Hulk, der bekanntermaßen sehr… “eigensinnig” ist und dessen Alter Ego Bruce Banner dementsprechend in sich gekehrt ist. Auch hier eher schlechte Chancen, einen echten Teamplayer vor sich zu haben. Speziell diese beiden sind es dabei aber, die für eine Lachgarantie sorgen – wenn auch bei letzterem eigentlich nur durch die finale Begegnung mit Loki (welche aber für mich eine der lustigsten Szenen des ganzen Films war). Natürlich hat man es dennoch nicht mit einer “echten” Action-Komödie zu tun, diese Passagen lockern das Geschehen aber dennoch auf eine angenehme Art immer wieder auf. Man wirkt nicht albern oder überzogen, lässt dabei aber ein gesundes Maß an Selbstironie nicht vermissen.
Auf darstellerischer Seite gibt es bei “The Avengers” keine Ausreißer. Die Schauspieler scheinen durch die Bank gut aufgelegt zu sein und legen eine sichtbare Spielfreude an den Tag. Da man es mit Superhelden zu tun hat, fällt eine Identifikation mit den Rollen schon etwas schwer, viel wichtiger für einen solchen Titel ist wohl aber ohnehin das Gefühl, dass “sein” Held dabei gewesen ist. Und hier bietet Whedon mit Iron Man, Hulk, Captain America, Black Widow, Thor und Hawkeye schon eine sehr gelungene Mischung. Es wird zwar darauf verzichtet, die Hintergründe der einzelnen Charaktere eingehend zu beleuchten, was aber hinsichtlich der Tatsache, dass zu den meisten bereits mindestens ein Film exisitiert auch nicht unbedingt zwingend ist. Lediglich Hawkeye und Black Widow, die bisher nur Sidekicks gewesen sind, bekommen in “The Avengers” schon einen etwas tieferen Background spendiert, ein Zug, der meiner Meinung nach nur angemessen ist. Man verzichtet zudem darauf, den einzelnen Figuren einen Fokus zu geben, es ist also niemand dabei, von dem man sagen könnte, dass er DER Held des Films gewesen ist (wobei speziell Iron Man zum Schluss schon eine Art Gänsehaut-Szene zugestanden bekommt), man zeigt hier, dass die “Avengers” tatsächlich nur als Team ihre volle Schlagkraft entfalten können. Auch das finde ich sehr gut gelöst, denn es wäre Schade gewesen hätte man das Potential dieser Truppe durch zu viel Fokussierung auf einen einzelnen Helden in den Hintergrund gedrängt. Löblicherweise ist es dem Team um Whedon dennoch gelungen, die Stärken eines jeden Superhelden dennoch gut genug heraus zu arbeiten, um ihm dennoch eine eigene Identität und Darseinsberechtigung im Ensemble zu geben.
Was einen Titel wie diesen ausmacht, sind natürlich in erster Linie die Effekte. Und hier wird groß aufgefahren. Whedon arbeitet bei seinen “Avengers” mit einer Kombination aus (sehr gelungenen) CGI-Effekten und klassischen SFX. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die finale Schlacht, in der gefühlt tatsächlich eine halbe Stadt in Grund und Boden gebombt wird, während die digitalen Schergen Lokis sich mit dem animierten Hulk prügeln – ohne, dass man den Eindruck hätte, dass hier etwas gewollt und nicht gekonnt worden wäre. Generell sind es diese “großen” Action-Szenen, die den Titel ausmachen. Zwar gibt es auch zwischendurch immer mal wieder einige kleinere Sequenzen, in denen es auch gut zur Sache geht, seine wahren Stärken lebt der Film aber in diesen beinahe schon epischen Auseinandersetzungen aus. Hierbei muss man erwähnen, dass er dabei jedoch nicht vergisst, dass er nicht nur einen Helden behandelt, auch in diesen Sequenzen wird immer wieder der Schauplatz gewechselt, immer wieder wird ein anderes Mitglied der Gruppe im Kampf beleuchtet, nur um dann rasend schnell und sehr dynamisch wieder zum nächsten umzublenden. Äußerst gelungen, zumal Whedon auch an diesem Punkt ein gewisses Feingefühl an den Tag legt, denn auch die nominell eher schwachen Helden wie Black Widow und Hawkeye, welche keine Superkräfte im klassischen Sinne haben, bekommen ihre großen Auftritte und werden eben nicht als Schwächlinge, Kanonenfutter oder bloße Unterstützungskräfte präsentiert.
Fazit:
“The Avengers” ist Popcorn-Kino in Perfektion. Eine großartige Mischung aus Action, Humor und einem selbstironischen Augenzwinkern, ausstaffiert mit tollen und überzeugenden Darstellern und einem sehr präzisen Timing, auf das viele selbsternannte Blockbuster neidisch sein dürften. Nicht zu unrecht wohl in den Augen vieler einer der Filme des letzten Jahres.
Bewertung: 9/10 Punkten